Prolog

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Man könnte meinen, die Götter hätten sich gegen mich verschworen.

Das Letzte, was ich mir von meinem Leben erhofft hatte, war, in Elysiens größtem Drecksloch zu verrotten. Meine Augenlider flackerten, der dumpfe Schmerz in meinen Handgelenken ließ meine Sinne verschwimmen. Die Eisenketten knirschten, als ich mich mühsam bewegte. Eine große Ratte schlüpfte durch die Gitterstäbe in meine kleine, nach Fäkalien stinkende Zelle. Nur wenige Meter von mir entfernt hockte die Ratte, ihre gelben Zähne blitzten, während sie gierig in einer undefinierbaren Masse wühlte. Der Gestank war erdrückend, als hätte der Tod selbst sich in meiner Zelle niedergelassen. Die Zinks patrouillierten wie ein Uhrwerk vor den Zellen, starrten dabei ausdruckslos ins Nichts. In regelmäßigen Abständen blieben sie vor den Zellen stehen, den Rücken uns zugewandt, ohne uns auch nur einen Hauch von Aufmerksamkeit zu schenken. Nicht einmal meiner Nachbarin, die mir seit geraumer Zeit nette Botschaften zischte.

„Du dreckige Schlampe!" Ihre Stimme war ein hasserfülltes Zischen, das in der stickigen Luft hängen blieb. „Am liebsten würde ich dich höchstpersönlich aufschlitzen."

Ich konnte meinen Kopf kaum drehen und selbst wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre, hätte ich sie doch nicht identifizieren können. So blieb mir nichts anderes übrig als ihrer Stimme zu lauschen und darüber nachzudenken was ich ihr getan haben könnte.

„Wenn ich hier rauskomme, zieh ich dir die Haut ab, und–"

„Ruhe, Muktarr, oder ich lasse dir die Zunge herausschneiden!" Die Zinks wechselten erneut. Ein großer, breitgebauter Mann stellte sich vor meine Zelle und schlug mit einem Schlagstock gegen das Gitter, um die Gefangene neben mir zum Schweigen zu bringen. Es gelang ihm, sie verstummte. Dann drehte er sich um und kehrte mir den Rücken zu. Ich kannte den leichten Slang, er musste aus den Slums sein. Aber ein Zink aus den Slums? Unwahrscheinlich.

„Woher kommst du?" keine Reaktion. Ich kniff die Augen zusammen, Vielleicht, wenn ich mich stark genug konzentrierte, könnte ich etwas erkennen. Etwas was diesen seltsamen Wächter erklären würde. „Muktarr hört man selten in so gehobenen Kreisen wie der königlichen Garde. Woher kennst du das? Sagt man bei euch nicht eher Miststück?" ich erkannte wie er sich aufrichtete, den Kopf leicht in meine Richtung gedreht, dennoch, kein Wort verließ seine Lippen.

„„Kaida", flüsterte der Wachmann. Mein Herz setzte für einen Moment aus. Woher kannte er meinen Namen? Und noch viel wichtiger: Wer war er? Seine Stimme war mir fremd, in mir breitete sich ein unbehagliches Kribbeln aus. Als würde ich mich jeden Moment übergeben müssen oder, als würde gleich etwas wunderbares passieren. Ich blieb stumm, jede Muskelfaser in meinem Körper gespannt.

„Wenn du überleben willst," seine Stimme wurde zu einem leisen, bedrohlichen Flüstern, „musst du mir jetzt genau zuhören."

Shadows of Dissent - The fall of KingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt