Kapitel 16: Vorboten der Gefahr

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Der Regen prasselte leise gegen die Fenster, als ich mich langsam auf dem Sofa zurücklehnte, den Verband an meiner Hand vorsichtig betrachtend. Carlisle hatte sich um jede Kleinigkeit gekümmert, wie immer. Es war, als könnte er die Dunkelheit in mir spüren, die sich nach dem Gespräch mit Jacob aufgestaut hatte. Doch obwohl der Schmerz in meiner Hand nachließ, blieb das Gefühl der Unruhe tief in mir verwurzelt.

„Du denkst immer noch darüber nach, oder?" Carlisle trat leise hinter mich und legte seine Hände sanft auf meine Schultern.

Ich seufzte tief und nickte. „Es fühlt sich an, als würde alles, was wir tun, eine Kette von Konsequenzen nach sich ziehen. Jacob... er hat mir klargemacht, dass es nicht nur um uns geht. Es geht um die Wölfe, die Volturi, und..."

„Und was?", fragte Carlisle sanft, setzte sich neben mich und schaute mich mit seinen durchdringenden, aber liebevollen Augen an.

„Und was, wenn er recht hat?" Die Worte kamen kaum über meine Lippen, doch die Angst, die sie begleiteten, war greifbar. „Was, wenn ich dich in Gefahr bringe? Was, wenn unsere Liebe alles zerstört?"

Carlisle nahm meine verletzte Hand in seine, hielt sie zärtlich. „Fjella, jeder Weg, den wir im Leben einschlagen, birgt Risiken. Aber du musst eines verstehen: Nichts auf dieser Welt, nicht einmal die Volturi, wird mich jemals davon abhalten, dich zu lieben oder dich zu beschützen."

Seine Worte ließen die Kälte in meinem Inneren ein wenig weichen, aber die Zweifel nagten noch immer an mir. „Aber die Zukunft ist so ungewiss. Was, wenn..."

„Es gibt immer ein 'Was, wenn'." Carlisle lehnte sich vor und küsste sanft meine Stirn. „Wir können nicht jeden Schritt kontrollieren, aber wir können entscheiden, wie wir mit den Herausforderungen umgehen. Und wir werden sie gemeinsam bewältigen."

Ich senkte den Kopf und ließ meine Stirn an seine Schulter sinken. Die Wärme seiner Gegenwart beruhigte mich, doch in meinem Inneren war da noch etwas, das ich nicht ignorieren konnte. Etwas, das ich ihm noch nicht gesagt hatte.

„Carlisle... ich habe Jacob nicht alles erzählt", flüsterte ich. Er hob eine Augenbraue und wartete geduldig, während ich meine Gedanken sammelte. „Ich habe nicht erwähnt, was ich wirklich gesehen habe - die Männer in meinem Albtraum. Sie... sie haben dich und Lena getötet."

Carlisles Blick verhärtete sich für einen Moment, aber er ließ mich nicht los. „Warum hast du es ihm nicht gesagt?"

„Weil ich nicht wollte, dass er noch mehr Grund hat, uns zu hassen. Es war schon schlimm genug, was er über unsere Beziehung denkt. Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke... Was, wenn es keine Vorahnung war? Was, wenn es eine Warnung war?"

Er zog mich näher an sich und strich mir über das Haar. „Du bist sicher, Fjella. Wir werden alles tun, um uns zu schützen, und das schließt dich mit ein. Es gibt viele Gefahren in unserer Welt, aber das Wichtigste ist, dass wir uns nicht voneinander entfernen."

Ich nickte langsam, aber das mulmige Gefühl blieb. Vielleicht hatte Carlisle recht. Vielleicht bedeutete es nichts. Aber tief in mir wusste ich, dass dieser Traum mehr war als nur ein Albtraum. Es war ein Zeichen, und bald würden wir herausfinden, was es bedeutete

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Die Nacht war still, fast zu still. Die Dunkelheit hatte das Haus längst umhüllt, und die Kälte, die sich durch die Fenster schlich, ließ mich frösteln, obwohl ich unter einer dicken Decke lag. Carlisle war nach unten gegangen, um noch einige Dinge zu erledigen, und ich war allein in unserem Zimmer.

Der Schlaf überkam mich langsam, und bald sanken meine Gedanken in einen vertrauten, aber unheilvollen Traum.

Wieder befand ich mich in einem dichten Wald. Die Bäume ragten hoch und unheilvoll über mir auf, ihre Äste wie knorrige Hände, die nach mir griffen. Der Mond war kaum mehr als eine schmale Sichel am Himmel, und alles um mich herum war von einem gespenstischen, fahlen Licht getränkt.

Ich rannte, meine Beine schwer wie Blei, doch ich wusste nicht, wohin ich lief. Panik packte mein Herz, als ich immer wieder über Äste stolperte, der Atem schwer in meiner Brust. Überall um mich herum war die Stille, unterbrochen nur von meinem eigenen keuchenden Atem. Und dann hörte ich es - ein leises, bedrohliches Knurren in der Ferne.

Plötzlich sah ich sie: Carlisle und Lena, beide wie Statuen im fahlen Licht, die Schultern angespannt, ihre Gesichter verzerrt vor Schmerz. Vor ihnen standen drei Männer, ihre Gesichter im Schatten verborgen. Ihre Augen glühten rot, wie die eines Raubtiers, und ich spürte das Unheil, das von ihnen ausging.

Einer der Männer trat einen Schritt vor und lächelte kalt, bevor er seine Hand hob. „Es ist Zeit", sagte er mit einer Stimme, die wie Stahl klang. „Die Entscheidung wurde getroffen."

Ich wollte schreien, wollte ihnen zurufen, wegzulaufen, doch meine Stimme versagte mir. Es war, als wäre ich in den Boden verwurzelt, unfähig, mich zu bewegen, während die Szene sich vor meinen Augen abspielte.

Carlisle warf sich schützend vor Lena, seine Augen voller Entschlossenheit, doch er war machtlos gegen die Männer. Einer von ihnen hob plötzlich seine Hand, und ein greller Lichtblitz schoss auf Carlisle zu. Er fiel zu Boden, lautlos, als hätte er nie existiert. Lena schrie auf, doch auch sie wurde schnell von einer unsichtbaren Macht erfasst und fiel regungslos neben ihm zu Boden.

Der Schock ergriff mich, lähmte meinen Körper. Ich konnte nicht atmen, konnte nichts tun, um sie zu retten. Die Männer drehten sich langsam zu mir um, und ihre Augen fixierten mich mit einer intensiven, bedrohlichen Bosheit. „Du wirst die Nächste sein", flüsterte einer von ihnen, bevor er auf mich zukam.

Ich wollte schreien, aber plötzlich wurde alles schwarz.

Ich schreckte hoch, meine Brust hob und senkte sich schnell, als ich versuchte, die Realität von dem Albtraum zu trennen. Ich war zurück in unserem Schlafzimmer, der vertraute Duft von Carlisle hing in der Luft, aber etwas war anders.

„Fjella?" Eine sanfte Stimme zog mich aus meinem wirren Zustand. Es war Alice. Sie saß auf der Bettkante, ihre Augen besorgt auf mich gerichtet. „Du hast wieder geträumt, nicht wahr?"

Ich nickte stumm, unfähig, die Worte zu finden, die das Grauen beschreiben konnten, das ich erneut durchlebt hatte.

„Was hast du gesehen?" Alice beugte sich näher, ihre Stirn in Falten gelegt. „Es war nicht nur ein einfacher Traum, oder? Ich habe gespürt, dass etwas passiert ist."

Ich holte tief Luft und versuchte, meine zitternden Hände zu beruhigen. „Es war... wieder derselbe Traum", begann ich leise. „Carlisle und Lena... sie wurden getötet. Von drei Männern. Es war so real, Alice, als ob es tatsächlich passieren könnte."

Alice ließ ihre Augen über mein Gesicht wandern, als ob sie nach einem versteckten Hinweis suchte, der sie aufklären könnte. „Hast du Details gesehen? Etwas, das uns hilft, herauszufinden, wer diese Männer sind?"

Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu erinnern. Die Gesichter waren verschwommen, wie Schatten in der Dunkelheit, aber ihre Augen... „Rot", flüsterte ich schließlich. „Ihre Augen waren blutrot. Sie hatten... diese kalte, unmenschliche Ausstrahlung."

Alice blieb für einen Moment still, ihre Gedanken offensichtlich arbeitend. Dann stand sie auf und begann im Raum auf und ab zu gehen. „Rot...", murmelte sie vor sich hin. „Das klingt nach den Volturi. Aber warum... warum jetzt? Warum sollten sie auf dich oder auf Carlisle und Lena zielen?"

Ich schüttelte den Kopf, unfähig, eine Antwort zu finden. „Ich weiß es nicht. Aber jedes Mal, wenn ich diesen Traum habe, wird es schlimmer. Es fühlt sich an wie eine Warnung, Alice."

Alice blieb stehen, ihre Augen wurden schmal. „Das können wir nicht ignorieren." Sie sah mich an, ihre Entschlossenheit schien das Zimmer mit einer neuen Energie zu füllen. „Ich werde Jasper und Carlisle informieren. Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Aber keine Sorge, Fjella. Du bist nicht allein in diesem. Wir werden es herausfinden."

Ich wollte etwas sagen, doch die Angst saß noch tief in mir. Aber Alice hatte recht. Wenn jemand die Antworten finden konnte, dann sie.

Bis(s) in die Ewigkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt