Kapitel 2

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Er stand vor mir und sah auf mich herab.  Stechende Eisblau Augen starrten kalt in meine. „Hallo Neue!", sagte er mit tiefer Stimme, doch ich konnte ihm nicht antworten. So sah ich ihn nur mit leicht geöffneten Lippen an. „Was ist los? Hast du das Sprechen verlernt? Oder bist du stumm?", fragte er belustigt. Seine Worte rissen mich aus meiner Starre und ich schüttelte kurz den Kopf um meine Gedanken zu Ordnen. „Nein, ich bin nicht stumm. Und woher weißt du das ich neu bin?", fragte ich sichtlich verwirrt zurück. Er lachte, und Gott dieses Lachen. Es war das schönste das ich jemals gehört hatte. Es kam tief aus seiner Brust. Er legte den Kopf in den Nacken. Sein Geruch stieg mir in die Nase. Er roch nach Sandelholz und Zimt. Ich wollte es mir nicht eingestehen doch er roch gut. Himmel was dachte ich da? Ich kannte ihn nicht. Außerdem hatte er sich gerade über mich lustig gemacht. Er stoppte und das Lachen verebbte. Er sah mich mit diesen Durchdringenden Augen an bevor er antwortete. „Galway ist ein kleines Städtchen und normalerweise verirren sich nicht viele Touristen hierher. Und ich habe dich noch nie hier gesehen. Also wie ist dein Name Prinzessin?" Ich sah ihn für einen Moment sprachlos an. „Wie hast du mich gerade genannt?" „Prinzessin. Schlimm? Ich kann dich auch Kleines, Schätzchen oder Liebling nenn..." „Stopp!" unterbrach ich ihn „Ich heiße Olivia und ich wäre dir recht dankbar wenn du davon absiehst mich so zu nennen." Er schmunzelte. Verdammt er sah echt süß aus, wenn er lächelte. Es bildeten sich dann zwei kleine Grübchen und seine Augen leuchteten auf. „Gut dann eben Olivia" raunte er mit tiefer Stimme. Eine Gänsehaut bildete sich in meinem Nacken und lief meine Wirbelsäule mit einem leichten Schauer herab. „Und wie heißt du, wenn ich fragen darf?" Zum Glück ließ mich meine Stimme nicht im stich und klang fest. Seine Augen blitzten verwundert auf und er klang auch so als er antwortete. „Du weißt nicht wer ich bin?" Ich blinzelte, nun ebenfalls verwirrt. „Nein. Wieso? Sollte ich es denn wissen?" Er sah kurz richtig überrascht aus hatte sich aber schnell wieder im griff und blinzelte diesen Ausdruck weg. „Nein! Alles gut du musst das nicht wissen. Es ist ja nicht so als wäre ich irgendeine Berühmtheit oder so." irgendwie klang er sarkastisch. Kurz war ich verunsichert, doch fing mich schnell wieder. Ich nahm mir vor später sämtliche Berühmtheiten von Galway im Internet zu suchen. Er kam wieder näher und meine Gedanken verstummten. Diese exotischen Augen trafen auf meine und mein Kopf war lehr. Ich spürte ein ziehen in meiner Brustgegend. Er kam näher und näher ... „Hier dein Café und dein Essen." sagte plötzlich eine Stimme neben uns. Wir fuhren so schnell auseinander, dass wir locker die Geschwindigkeitsbegrenzung der Autobahn überschritten hatten. Die Kellnerin aka Schwester des Namenlosen stand neben unserem Tisch und funkelte Mister Namenlos sauer an. Als ich langsam anfing zu realisieren was gerade beinahe passiert wäre würde mir ganz flau im Magen. Doch als ich daran dachte das ich noch nicht einmal seinen Namen kannte wurde mir schlecht. Die junge Frau stellte mein Essen vor mir ab und entschuldigte sich dann. Wofür? Das konnte ich mir denken. Ihren Bruder dessen Namen ich immer noch nicht weiß, zog sie hinter sich her. Das erinnerte mich an Sie. Meine Schwester hatte andere auch immer so gehalten, wenn sie wieder etwas ausgefressen hatten. Ich vermisse Sie. Gott und wie ich Sie vermisse. Als die ersten Erinnerungen an den Tag zurückkamen würde mir sofort wieder schlecht. 

Flashback:

„Liv jetzt komm doch endlich dein Freund wartet schon. Sonst verpasst du die Meisterschaften." schrie meine Schwester von unten zu mir herauf. „Jaja geh doch schon mal vor. Ich muss noch kurz eine Haarsträhne befestigen. Danach komme ich. Versprochen." Sie schnaubte nur als Antwort. Natürlich extra laut damit ich es auch ja hörte. Nachdem meine Frisur saß ging ich die Treppe nach unten und nahm meine Tasche aus der Garderobe.  Ich schlüpfte in meine Winterboots und rannte aus dem Haus. Ich stieg ins Auto wo mein Freund und meine Schwester schon auf mich warteten. „Na endlich." murrte er und drückte aufs Gaspedal. Die Straßen waren rutschig und eisig. Es war Mitte Dezember. Ich schweifte gedanklich ab und lehnte meinen Kopf an das Fenster. Als ich wieder aufsah. Entdeckte ich das Er ein kleines Messer aus seiner Jackentasche holte. Ein Schrei und plötzlich war da Blut so viel Blut und die Schreie. Ich höre sie immer noch. Doch noch schlimmer ist der schwächer werdende Puls meiner Schwester. 

Ab da war nur noch lehre. Ich hatte ein Blackout. Und ich war froh darüber. Ich war Ann diesem Tag mit einer Narbe davongekommen doch meine Schwester hatte ihr Leben gelassen. Für mich  Dabei hätte es andersherum kommen müssen. Ich war das Opfer des Angriffs nicht sie. Ich war die ältere von uns beiden. Verdammt sie war erst 14 Jahre alt. Das hätte nie passieren dürfen. 

You and MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt