XXIX. Tintenfassgötter

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Inkpot Gods - The Amazing Devil

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Inkpot Gods - The Amazing Devil

"Weinst du?"
Es ist neun Uhr abends, ein junger Mann sitzt alleine auf einer Bank im Park, und ein Fremder spricht ihn an.
"Nein", sagt der Mann, "das ist nur der Regen, der Angst hatte zu fallen." Er lächelt den Fremden an - Grinsen übers ganze Gesicht, Funkeln in den Augen.
Der Fremde runzelt verwirrt die Stirn.
"Also geht es dir gut?"
"Oh ja, ausgezeichnet! Mir ging's noch nie besser."

Kurz steht der Fremde noch unschlüssig da, dann dreht er sich um und geht. Er geht schnell, aber bevor er auf einen anderen Weg abbiegt und ausser Sichtweite gerät, kann er gerade noch so hören, was der junge Mann als nächstes sagt.
"Was sie hören, ist nicht Gelächter. Es ist nur die Stimme, die endlich ihre Freiheit gefunden hat. Jetzt kann sie sich aufrecht halten."

~~~

Es ist elf Uhr abends, ein junger Mann sitzt alleine auf einer Bank im Park, und niemand kommt vorbei.

Der junge Mann hat den Kopf in den Nacken gelegt und sieht in den Nachthimmel. Es ist bewölkt. Er kann die Sterne nicht sehen. Aber vielleicht sehen sie ihn trotzdem.
"Lasst mich einen Schwur machen", sagt er. "Ich weiss, das hier ist nicht einfach Dunkelheit. Es seid ihr, oh Götter, die Tintenfässer umkippen. Ob ihr es tut, damit wir schlafen können, oder weil ihr wisst, was aus uns werden wird, habe ich noch nicht herausgefunden. Doch ich danke euch für den Schutz der Nacht."

Für einen Augenblick hält er inne. Er dreht seinen Kopf ein paar Mal herum, um die Nackenschmerzen zu vertreiben. Wenn er sich im Park umsieht, sind die Wege klar von Laternen beleuchtet. Doch wenn man darüber hinaus sehen möchte, muss man seine eigene Lichtquelle mitbringen. Der Schutz der Nacht verhüllt, was zwischen den Bäumen geschieht. Der junge Mann dagegen konnte schon immer gut im Dunkeln sehen, und so entgeht ihm nichts.

"Was ich höre, ist nicht Stille", fährt der junge Mann seine Rede fort. "Es sind die Bäume, die darauf warten zu hören, was ich als nächstes flüstern werde."
Er legt seinen Kopf wieder in den Nacken und hält nach Sternen Ausschau. Er findet keine. Sie halten sich noch immer bedeckt.
"Ich schwöre: Sie ist mehr als ihre Narben. Ich werde bleiben. Denn ich werde der Mann sein, der unser Vater nie war."

~~~

Es ist zwölf Uhr abends, ein junger Mann sitzt alleine auf einer Bank im Park, und eine junge Frau bleibt vor ihm stehen. Sie sehen sich an und schweigen. Dann setzt sie sich neben ihn und lehnt ihren Kopf auf seine Schulter. Er legt einen Arm um sie.

"Hast du zu den Göttern gesprochen?", fragt sie nach einer Weile, ohne den Kopf von seiner Schulter zu heben.
"Ja. Ich habe einen Schwur geleistet."
Die junge Frau sieht nicht in den Nachthimmel. Sie weiss, dass sich die Sterne nicht zeigen.

"Zu diesen Göttern werde ich unverschämt sprechen", sagt sie. Ihre Stimme ist leise, aber bestimmt. Der junge Mann widerspricht nicht.
Sie hat nie einen Schwur an die Göttern geleistet. Sie hat eine Abmachung mit ihnen. Niemals werden sie ihn verletzen oder in Gefahr bringen.
"Ihr möget vielleicht keinen Mann fürchten", spricht sie, jetzt laut. Sie hören sie dadurch nicht besser, das weiss sie. Sie tut es trotzdem. Es fühlt sich gut an, ihre Stimme zu erheben.
"Doch seid versichert, dass ihr vor einer Frau schlussendlich knien und flehen werdet. Denn ich bin mehr, als unsere Mutter mir sagte zu sein."

Sie lacht, Freiheit der Stimme. Dem jungen Mann läuft eine einzelne Träne über die Wange. Sie war schon immer mutiger als er.

Die Götter antworten nicht. Sie tun es nie. Vielleicht hören die beiden jungen Menschen dennoch, was sie sagen.
"Wenn wir nicht zurückkehren von dort, wohin wir gegangen sind, wisst nur, dass wir euch die ganze Zeit geliebt haben."

- September 2024

- September 2024

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