Kapitel 17: Schritte zur Stärke

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Das Wohnzimmer war erfüllt von einer bedrückenden Stille, als ich mich auf das Sofa setzte, umgeben von den Cullens. Alice hatte sie alle informiert, und nun waren wir hier versammelt, um meinen Traum zu besprechen. Carlisle saß neben mir, seine Hand schützend auf meiner. Lena und Ria standen dicht beieinander, beide besorgt, während Emmett und Rosalie an der Wand lehnten, ihre Gesichter ausdruckslos, aber wachsam. Jasper hielt Abstand, seine Augen waren scharf, als er mich beobachtete.

„Fjella, erzähl uns alles", forderte Carlisle mich sanft auf.

Ich nickte und atmete tief ein, um die Worte zu finden. „Der Traum... es ist immer derselbe. Es beginnt in einem Wald, und dann sehe ich diese Männer. Ihre Augen sind rot, ihre Gesichter unheimlich. Sie... sie töten Carlisle und Lena. Es fühlt sich an wie eine Warnung, als ob es passieren könnte."

Alice runzelte die Stirn und tauschte einen Blick mit Jasper. „Die roten Augen... das klingt nach den Volturi. Aber warum? Sie haben doch keine unmittelbaren Gründe, uns anzugreifen. Es sei denn..."

„Es sei denn, sie haben ein Interesse an dir, Fjella", ergänzte Carlisle nachdenklich. „Vielleicht will Aro dich für seine eigenen Zwecke."

Rosalie schnaubte. „Die Volturi sind immer auf der Suche nach neuen 'Talenten'. Wenn sie dich als Bedrohung sehen oder glauben, dass du zu uns gehörst... dann könnte das genug sein, um sie zu provozieren."

Emmett verschränkte die Arme und sah ernst aus. „Wenn sie kommen, dann müssen wir vorbereitet sein. Ich will nicht überrascht werden."

„Aber es ist mehr als nur ein Traum", flüsterte ich. „Es fühlt sich real an. Jedes Mal ist es klarer, und ich weiß, dass es keine normale Vision ist. Sie wollen uns verletzen. Und ich... ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, um das zu verhindern."

Jasper, der die ganze Zeit still geblieben war, trat nun vor und warf einen bedeutungsvollen Blick in die Runde. „Fjella, ich würde gerne mit dir alleine reden. Es gibt etwas, das du wissen solltest." Seine Stimme war ruhig, doch seine Augen verrieten eine Ernsthaftigkeit, die mich neugierig machte.

Die anderen tauschten Blicke, aber keiner widersprach. Carlisle nickte leicht, als ob er verstand, dass Jasper etwas Wichtiges zu sagen hatte.

Ich folgte Jasper nach draußen in den Garten, wo die Nacht kühl und still war. Er hielt kurz inne, bevor er sich mir zuwandte. „Du hast Angst vor dem, was kommen könnte. Das ist verständlich. Aber ich glaube, es gibt etwas, das du wissen solltest, bevor du dich in Panik verrennst."

„Was meinst du?" fragte ich leise.

Jasper schaute in die Dunkelheit, als ob er in die Vergangenheit blickte. „Ich war nicht immer so, wie du mich jetzt siehst." begann Jasper nach einer Weile, seine Stimme leise, während er den Blick in die Ferne richtete. „Und ich weiß, wie es ist, nicht zu wissen, wie man sich wehren soll."

Er holte tief Luft, bevor er weiter sprach. „Bevor ich zu den Cullens kam, war mein Leben... anders. Ich kämpfte in der Armee während des Bürgerkriegs, und danach schloss ich mich einer anderen Gruppe von Vampiren an. Sie lebten von Konflikten, von Blut. Ich war ihr Anführer in der Schlacht, und ich habe viele Schlachten überlebt." Seine Augen verfinsterten sich, als er sich an die Kämpfe erinnerte.

„Es war eine andere Art von Krieg. Wir kämpften nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen andere Vampire. Und obwohl es brutal war, habe ich durch diese Kämpfe gelernt, mich zu verteidigen. Es ist nicht immer nur die Stärke, die zählt, Fjella, sondern die Strategie. Der Verstand kann genauso mächtig sein wie die Muskeln."

Ich hörte ihm aufmerksam zu, beeindruckt von der Tiefe seiner Erfahrungen. „Und wie... hast du es geschafft, zu überleben?"

Jasper lächelte schwach. „Ich habe gelernt, die Schwächen meiner Gegner zu erkennen, bevor sie überhaupt zuschlagen konnten. Es ging nicht darum, der Stärkste zu sein, sondern der Schnellste - im Denken und Handeln. Man muss lernen, seine Angst zu kontrollieren und sie zu nutzen."

Er hielt inne und sah mir in die Augen. „Fjella, ich glaube, dass du lernen solltest, dich zu verteidigen. Nicht, weil ich denke, dass du kämpfen musst, sondern weil es dir helfen wird, dich sicherer zu fühlen. Es wird dir helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen."

Seine Worte trafen einen Nerv in mir. „Du meinst... ich sollte kämpfen lernen?"

Jasper nickte langsam. „Ja. Aber es geht nicht nur um den Kampf an sich. Es geht darum, dich selbst zu stärken, dich auf das Unvorhersehbare vorzubereiten. Du hast das Potenzial, Fjella, und ich kann dir helfen, es zu nutzen."

Etwas in mir regte sich - ein Funke von Entschlossenheit, den ich zuvor nicht gekannt hatte. „Ich will es versuchen", sagte ich schließlich.

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Die nächsten Tage schlich ich mich jeden Morgen früh aus dem Haus und ging tief in den Wald, um mit den Techniken zu beginnen, die Jasper mir gezeigt hatte. Ich übte Bewegungen, baute meine Schnelligkeit und meine Reflexe auf, und obwohl es anstrengend war, fühlte ich mich jedes Mal ein wenig sicherer, ein wenig stärker.

Eines Morgens, als ich gerade dabei war, eine schnelle Drehung zu üben, hörte ich plötzlich ein Geräusch hinter mir. Ich drehte mich um - und da stand Jasper, die Arme verschränkt, ein wissendes Lächeln auf den Lippen.

„Ich wusste, dass du dich nicht davon abhalten lassen würdest", sagte er. „Aber du musst keine Geheimnisse vor mir haben, Fjella. Wenn du trainieren willst, dann mach es richtig."

Ich senkte verlegen den Blick, aber Jasper trat näher und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Lass mich dir helfen. Wir machen das zusammen."

Von diesem Tag an begannen wir, regelmäßig zusammen zu trainieren. Jasper brachte mir mehr als nur Kampftechniken bei - er lehrte mich, meine Sinne zu schärfen, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, und vor allem, meine Angst zu kontrollieren. Schritt für Schritt wuchs in mir das Gefühl, dass ich die Macht hatte, mich zu verteidigen - und vielleicht auch, die Menschen, die ich liebte, zu beschützen.

Bis(s) in die Ewigkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt