Die Schmerzen in meinem Brustkorb wurden über Nacht unerträglich. Jede Bewegung trieb mir jegliche Luft aus den Lungen und die Suche nach einer angenehmen Position, die es mir erlauben würde, etwas Schlaf zu genießen, scheiterte kläglich. Am frühen Morgen, lange bevor sich die Hogwartsschüler in der großen Halle zum Frühstücken einfanden, suchte ich fluchend und stöhnend den Krankenflügel auf. Noch während ich eintrat und es mir jegliche Kraft raubte, die große Tür aufzuschwingen, konnte ich bereits an Madam Pomfreys Gesichtsausdruck erkennen, dass es Ärger geben würde. Offenbar hatte ihr Madam Hooch von dem gestrigen Quidditchvorfall berichtet und noch bevor ich meine Wehklagen äußern konnte, wurde ich von Belehrungen überschwemmt, die ich wortlos über mich ergehen ließ. Ich könnte von Glück sprechen, dass ich nicht schlimmere Verletzungen davongetragen habe, sagte sie mir. Auf ihre Frage, weshalb ich nicht sofort zu ihr gekommen wäre, hatte ich keine Antwort. Mit meinem gemurmelten „Keine Ahnung." gab sie sich jedenfalls wenig zufrieden und brachte einmal mehr zum Ausdruck, dass mein Verhalten verantwortungslos gewesen wäre. Da sie damit wohl nicht ganz Unrecht haben wollte, sagte ich auch hierzu nichts. Durch die Wucht des Klatschers und die abrupte Abbremsung hatte ich mir laut Madam Pomfrey mehrere Rippen angeknackst sowie eine Zerrung im Nacken und Schulterbereich zugezogen. Den restlichen Tag musste ich deshalb im Krankenflügel verbringen. So grauenhaft die Tränke auch schmeckten, mit denen mich Madam Pomfrey versorgte, zeigten sie schnelle Wirkung, weshalb ich bereits am darauffolgenden Morgen den Krankenflügel verlassen durfte, jedoch nicht ohne einer verordneten Schonfrist für die folgende Woche sowie einen Trank, den ich gegen die Schmerzen nehmen sollte. Bald schon würde wieder alles beim Alten sein. Zumindest fast.
Die nächsten Tage ging mir Draco vehement aus dem Weg. Ich wusste nicht, wie er es machte, aber ich bekam ihn kaum zu Gesicht. Weder am Slytherintisch, noch auf den Gängen oder im Gemeinschaftsraum. Lediglich aufgrund der gemeinsamen Unterrichtsstunden, konnte ich mir überhaupt sicher sein, dass er noch an Hogwarts verweilte. Dabei wollte ich doch bloß mit ihm reden. Ihm danken. Dachte ich zumindest. So genau wusste ich auch nicht, was ich ihm sagen wollte, sollte jemals der Moment kommen, an dem wir uns wieder gegenüberstehen würden.
Sogar ein Blinder konnte sehen, dass er mir den Vorfall noch immer übelnahm und um ehrlich zu sein, konnte ich ihm deshalb noch nicht einmal böse sein. Es war meine Schuld gewesen. Hätte ich mich in dieser kurzen Sekunde nicht ablenken lassen, hätte ich die notwendige oder vielmehr vorausgesetzte Konzentration aufgebracht, wäre ich niemals von diesem Klatscher getroffen worden und Draco hätte den Schnatz gefangen. Es war simpel.
Auch das restliche Quidditchteam war nicht gut auf mich zu sprechen, doch die dicke Luft lichtete sich im Laufe der Woche, wenngleich ein bitterer Nachgeschmack zurückblieb. Insgeheim fragte ich mich, ob ich nächstes Jahr wieder ins Quidditchteam aufgenommen werden würde, nach allem, was geschehen war, doch darüber konnte ich mir auch später Gedanken machen.
Was ich Draco hingegen übelnahm, war, dass er mir noch nicht einmal in die Augen sah. Dass er mir noch nicht einmal die Chance gab, mich bei ihm zu bedanken oder ihm seinen Schnatz zurückzugeben. Das hatte ich nämlich vor. Es war der einzige Schnatz, den Slytherin dieses Jahr gefangen hatte und ich hatte ihn nicht im Geringsten verdient. Es war sein Schnatz und ich war mir sicher, er hätte ihn mir nie gegeben, hätte er gewusst, was passieren würde. Womöglich bereute er es sogar.
Doch ich musste es endlich hinter mich bringen. Sein Versteckspiel machte mich wahnsinnig. Aus diesem Grund stapfte ich eine Woche später, an dem Tag, an dem das Spiel Gryffindor gegen Ravenclaw stattfand, in der Früh zu Crabbe und Goyle. Sie saßen beide am Slytherintisch und frühstückten, hielten jedoch abrupt inne, als ich hinter ihnen stehen blieb. Mit großen Augen und offenem Mund starrten sie zu mir hoch. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass sich mich wie ein Bär vor ihnen aufplusterte, oder an meiner Gesichtsfarbe, denn meine Wangen brannten wie Feuer.
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Till the End (Harry Potter FanFiktion)
FanfictionWas wäre, wenn dein Brief für die Aufnahme an Hogwarts auf mysteriöse Weise verschwinden und nach 3 Jahren im Ministerium auftauchen würde? Was wäre, wenn du während dieser Zeit nichtsahnend unter ganz gewöhnlichen Muggeln gelebt hättest, und nun...