Kapitel 39

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Als ich auf der Beifahrerseite in Noahs Auto einsteige, ist er ziemlich verwirrt. Er war gerade dabei, loszufahren, doch hält nun in der Bewegung inne. Ich kann von Glück sprechen, dass ich es noch in der letzten Sekunde ins Auto geschafft habe.

"Lindy... hey", sagt Noah nun, als er sich gefangen hat und sieht mich an. Als ich nicht antworte, zuckt sein Mundwinkel leicht in die Höhe. "Bist du hierher gerannt? Deine Wangen sind ganz rot."

Ich atme noch immer nicht regelmäßig, was scheinbar ein weiterer Grund zur Bestätigung seines Verdachts ist, denn Noah beginnt laut zu lachen.

Auch meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. "Ja... Ich musste dich einholen. Warum bist du überhaupt so schnell unterwegs?"

Anscheinend erinnert ihn meine Frage an etwas, denn sein Griff ums Lenkrad verstärkt sich. "Einfach so", sagt er dann, doch ich glaube ihm kein einziges Wort. Hat es etwa was mit Clara zutun? Natürlich hat es das. Schließlich hat er gerade noch mit ihr gesprochen und das Gespräch verlief nicht ganz so glatt, das hat wahrscheinlich so jeder Mensch bemerkt, der in der Nähe gesessen hat.

Doch scheinbar will Noah nicht darüber reden. Und das sollte ich akzeptieren.

Ich seufze. "Ich frag dich lieber gar nicht erst, wie das Gespräch mit Clara lief."

"Ich glaube, es ist ziemlich offensichtlich gewesen." Noah presst die Lippen zusammen. Ich betrachte ihn einen Moment zu lange, was mich dazu bringt, hastig wegzusehen.

Ich erinnere mich daran, weswegen ich ihm hinterher gerannt bin. Eigentlich wollte ich ihm erzählen, was gerade passiert ist. Doch wenn ich recht überlege, wäre das alles andere als schlau. Schließlich hasst Noah den Typen sowieso schon und sie haben sich bereits geprügelt, – wenn ich ihm jetzt erzähle, dass er irgendwie an meine Nummer gekommen ist und mir komische Nachrichten hinterlassen hat, wird Noah ausrasten.

Und das Letzte, was ich will, ist, dass er sich verletzt.

Schon gar nicht für mich.

Nicht schon wieder.

"Dich bedrückt was."

Überrumpelt blinzle ich mich aus der Starre und sehe zu Noah, dessen intensiver Blick meinen gefangen nimmt.

Mein Herzschlag beschleunigt sich. "Nein..."

"Du lügst." Noah sieht ernst aus und scheinbar macht er sich sorgen, denn er lässt mich keine Sekunde aus den Augen. "Ist was passiert? Bist du deshalb gekommen?"

Es ist, als könnte er mir in die Seele blicken. Anders kann ich nicht verstehen, warum er immer weiß, was mit mir ist. Manchmal ist es schön, doch an Tagen wie heute ist es gefährlich.

Ich schüttle den Kopf und suche fieberhaft nach einer Ausrede. "Ich... Nein... Ich bin dir nicht deshalb hinterher gerannt. Ich wollte dich nur erwischen, bevor du wieder... wieder für Tage verschwindest und man nichts von dir mitbekommt. Ich wollte wieder mal Zeit mit dir verbringen. Ich... Ich muss ja noch ein Kleid für die Hochzeit kaufen! Du musst mich doch beraten!" Ich versuche, nicht das Gesicht zu verziehen, denn ich kann nicht glauben, dass das meine Ausrede sein soll... Aber wie hätte mir in der kurzen Zeit was Besseres einfallen sollen?

Noah zieht überrascht die Brauen in die Höhe. "Okay, klar... Können wir machen."

Ich atme langsam und besonders leise aus. Dann versuche ich zu lächeln. "O-okay."

"Hast du einen bestimmten Laden im Blick? Und weißt du überhaupt, wie dein Kleid aussehen soll?" Noah sieht mich erwartungsvoll an, dabei hat er keine Ahnung, dass ich mir bisher nicht ein einziges Mal Gedanken über ein verdammtes Kleid gemacht habe...

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