The Blarney

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"Parallel lines have a lot in common, but they never meet. Ever. You might think that's sad. But every other lines meet once and then drift apart forever. Which is pretty sad too."


01. Juli 2014

Alaska:


Zayns Worte sind wie eine Nadel, die mir jemand mit Vollkaracho in eine Vene haut. Mit dem Unterschied, dass ihr Stoff nicht beruhigend, oder berauschend wirkt. Es tut einfach weh und das Gefühl verbreitet sich langsam in meinem ganzen Körper. Macht ihn taub und blind und immun gegen jedes andere Gefühl, das ich in dieser Situation empfinden könnte. Ich kann nicht mal wütend auf ihn sein. Alles ist dumpf und wie mit Watte verpackt. Dumpfer Schmerz.

Selbst das seltsame Gefühl von heute morgen, das mich beim Aufwachen so trügerisch einhüllte, wie in eine Wolke ist verschwunden.

Dieses Gefühl, wieder ein bisschen mehr ganz zu sein, verschwindet so schlagartig und bringt stattdessen die traurige, graue Realität zurück. Und das so plötzlich, dass ich mich wundere wie man an einem Tag so vieles fühlen kann. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt- wie Goethe so schön sagte.

Nur ist meine Leben nicht mehr, als ein trauriges Gedicht. Auch wenn es letzte Nacht von einem Jungen gelesen wurde, der die Worte beinahe schön klingen ließ. Weniger schäbig und trostlos. In seinem Mund klang mein Name beinahe wie ein Versprechen. Wie die Verheißung, dass es- irgendwo, irgendwann- vielleicht wieder besser wird. Aber das war nur ganz kurz. Ein Schatten eines sanften Gefühls, ausgelöst durch die sicheren Schatten der Nacht, wo jede falsche Deutung und jedes Problem ein wenig lösbarer erschien, als im grellen Tageslicht. Es ist, als hätte mir Harry mit der gestrigen Nacht wieder einen Hauch Leben eingepflanzt. Klein, aber dennoch so mächtig, dass es reichte, weiterzuatmen. Und sei es nur für dieses Gefühl, nach dem mein Körper lechtzte. Haut an Haut, Atem über Atem, unschuldig und doch so wild, so animalisch, dass mir hinterher nichts blieb, als verschüchtert darüber zu Schweigen.

Und jetzt? Jetzt ist alles vorbei und es bleibt nichts, als ein bitterer Nachgeschmack der süßen Lust dieses Moments. Das ist das Harte am Leben. Dass es dich im einen Moment versucht an sich zu binden, um dir dann im nächsten eiskalt die Augen zu öffnen.

Und hier sitze ich nun, an diesem gottverdammten Morgen, der so schwül ist, als würde die Luft um uns herum stehen und ich weiß nicht, was ich tun soll.

Ich kann es Zayn nicht verübeln, dass er keine Lust mehr hat die Marionette seiner Vorgesetzten zu spielen, die ihren Spaß daran zu haben scheinen, ihn hin- und herzuschubsen. Aber dennoch- mein Leben, meine ganze Existenz hängt von den Entscheidungen dieses einen Menschen ab. Ich dachte immer, es wäre Eileen, dabei ist es doch er. Er, der sich nun entschlossen hat, alle Fäden durchzuschneiden. Und damit alles, was mir noch Hoffnung gab.

Hoffnung. Verdammte süße Hoffnung, obwohl doch eigentlich schon alles verloren ist.

Er wird aufhören. Wird mich zur Not selbst abservieren, wenn es denn sein muss. Er wird dafür sorgen, dass wir kein Paar mehr sind. Keine Partner. Und ich?

Wohin soll ich hingehen, was tun, wenn sie mich hier nicht mehr brauchen? Welchen Weg werde ich nun einschlagen? Zurück zu Logan und Finnley, den einzigen Menschen auf dieser Erde, die mir ein bisschen etwas bedeuten und die ich trotzdem Tag für Tag anlüge?

Oder einfach weg? Weiter davonlaufen vor der namenlosen Gefahr des Lebens. Meines Lebens. Vor Callum, Geld und meiner Schuld.

Nein, das kann ich nicht mehr. Ich kann nicht schon wieder damit anfangen, mir eine vollkommen neue Existenz aufzubauen, die nichts als eine Maske ist, hinter der ich mich verstecke. Ich erkenne mich ja selbst nicht mehr. Wenn ich in den Spiegel sehen würde- ohne das alles, wer wäre ich dann? Was wäre die ungeschminkte Wahrheit des Mädchens, das mir entgegen blicken würde? Was für ein Mensch wäre sie? Könnte ich sie überhaupt ansehen? Würde ich sie wiedererkennen?

Your Voice in My Head (H.S.)Where stories live. Discover now