Kapitel 71

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Nach der Show habe ich mir nicht sehr viel Zeit gelassen, da ich es noch schaffen wollte, meine Haare zu waschen, bevor July mich abholen würde. Dazu konnte ich mir auch noch wieder private Klamotten überziehen, die auch etwas gemütlicher sind als solche, die ich abends immer wieder auf der Bühne trage. Nebenbei habe ich einige Nachrichten auf meinem Handy gelöscht, alles zusammengeschmissen, was noch in meiner Kabine lag und was auch wieder mit nach Bünde kommen muss und bin dann auch halbwegs zur richtigen Zeit fertig geworden...zumindest zum Großteil.

Gerade werfe ich die viel zu vielen Kabel meiner Geräte mit in die Tasche und schaue einmal wieder auf und zur Tür hin, weil ich im Augenwinkel erahnen konnte, dass da jemand steht. Als ich das lachende Kopfschütteln meiner Freundin sehe, halte ich inne, versuche gar nicht erst mir mein Lachen zu unterdrücken und stelle mich auch wieder ordentlicher auf, weil das mit dem Packen so schon passen sollte.
Juliette: Da habe ich mir schon so viel Zeit gelassen und du bist noch immer nicht fertig."
Während sie weiter ins Zimmer und zu mir kommt, schaut sie sich einmal um, wobei ich das Chaos, was vor 10 Minuten hier noch die Oberhand gewonnen hatte, beseitigen konnte. Die ganze Zeit beobachte ich July, bis sie bei mir ist und das erledigt, weswegen sie wohl auch gekommen ist. Zuerst geht sie mit ihrer Hand einmal durch mein Haar, um es ordentlicher nach hinten zu legen und gleich danach legt sie den Kragen meiner Jacke richtig hin, die ich mir nur so nebenbei übergeschmissen hatte.
Chris: Ich habe mir wirklich größte Mühe gegeben. Wollen wir dann?"
Vom Tisch nehme ich nur noch mein Handy, da ich das bis eben noch etwas zum Laden gelegt hatte, damit es noch ein paar Stunden mit durchhalten würde. Anschließend wende ich mich gleich wieder an July, lächle etwas, zumindest bis ich ihren leicht ernsten Blick sehe und zu gut auch spüre. In meiner Haltung verkrampfe ich etwas, atme nur einmal ein, aber vergesse das Ausatmen, während mein Blick die gesamte Zeit bei ihr liegt und ich würde es auch gar nicht schaffen, ihn von dort loszureißen.
Juliette: Willst du mir sagen, was mit Levi war?"

Ich schüttle mit den Kopf und merke anhand meiner Haltung, die wieder in sich zusammenfällt, gleich, dass beide Reaktionen überhaupt nicht miteinander harmonieren. Im Kurzen: Ich sage das eine aber zeige ganz klar genau das andere. Genervt von mir selbst seufze ich, stecke meine Hände wieder in meine Hosentaschen, merke, dass ich das Thema auf Abstand versuche zu halten und wieder von mir abblocken lasse. Dabei will ich gar nicht dieses arrogante Arschloch sein. Zu gut kennt July diese Art von mir, lässt für einen Moment ihren Kopf hängen und kommt nochmal ein paar Schritte auf mich zu, wobei wir beide noch gut auf Abstand stehen. Ihren Kopf hebt sie an, damit sich unsere Blicke wieder treffen können und ohne, dass sie etwas dazu sagen muss, rücke ich selbst sogleich mit der Sprache raus.
Chris: Ich wollte sie nur auf ein Dokument in der Cloud hinweisen und sie hat mich aktiv ignoriert. Als ich sie etwas direkter angesprochen hatte, reagierte sie gleich gereizt und das hat sich raufgeschaukelt, bis ich diese dämliche »ich bin noch immer dein Chef« Karte spielen musste."
Mal wieder seufze ich, nehme meine Hände nun aus der Tasche und lasse meinen Kopf kurz hängen, bis ich mich dazu überrede, aufzusehen und zu meiner Freundin hin. Wir beide können nur nichts wissend mit den Kopf schütteln und July zeigt mir mit einer kurzen Handbewegung, dass wir einfach gehen und das Thema vergessen sollten.

Während wir die Flure noch runtergehen, ziehen wir uns die Jacken für draußen über, damit wir den kurzen Weg auch gut überstehen können. Auch wenn wir vor einem Jahr genau in dem gleichen Lokal waren, ein etwas gemütlicheres und kleineres, genau auf den Weg zwischen Aren und Hotel, allerdings in einer kleinen Seitengasse gelegen, July kann sich offensichtlich nicht mehr richtig an den Weg erinnern, aber dafür bin ich ja da. Als wir durch die Tür sind, wirft sie mir nur einen Blick zu, da sie den Ort in diesen Augenblick offensichtlich erkannt haben muss, allerdings erntet sie von mir nur ein schwaches Grinsen, bevor ich vor zu einem Tisch gehe, der gerade frei geworden sein muss.

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt