Wunder existieren

167 11 0
                                    

Zehn Minuten später fand man uns in dem Erste Hilfe Raum der Schule wieder.
Ich jammerte immer wieder auf.

Plötzlich ging die Tür auf und der Schularzt betrat den Raum.

"Hallo, was ist passiert?", fragte er schlecht gelaunt. Er war wegen seiner Griesgrämigkeit in der ganzen Schule bekannt.

"Sie hatte einen kleinen Sportunfall und ist vom Balken gefallen", erklärte William, wobei er mir einen prüfenden Blick zuwarf.

Der Arzt vor mir seufzte nur und meinte dann: "Okay, dann bekommst du jetzt eben drei Wochen eine Sportbefreiung und kannst jetzt nach Hause gehen."

Ungläubig betrachtete William den Arzt. "Könnten Sie sich vielleicht etwas mehr Mühe geben? Schließlich scheint sie richtige Schmerzen zu haben."

Ich knuffte ihn leicht in die Seite, da ich keine Lust auf Stress mit dem Arzt hatte und flüsterte ihm zu: "Lass es gut sein, der ist immer so."

Er schlug meine Hand weg und murmelte dabei: "Egal, lass mich einfach mal machen."

Genervt schaute der Arzt uns an. "Seid mal nicht so vorlaut. Ich habe jetzt wirklich noch bessere Dinge zu erledigen, also: Auf Wiedersehen."

"Idiot", zischte William und zog mich dann aus dem Raum.

"So ein fauler Arsch. Sitzt da drin und macht nicht einen Finger krumm", polterte er drauf los, doch dann sah er mir wieder in mein vor Schmerz verzogenes Gesicht, "Tut es immer noch so doll weh?"

"Es geht", log ich.

"Lüg mich nicht an", mahnte er. "Ich bring dich jetzt nach Hause."

Obwohl er sich bereits umgedreht hatte, blieb ich stehen. Verwirrt schaute er, als er bemerkte, dass ich mich keinen Zentimeter gerührt hatte, zurück und legte dann seine Stirn in Falten. "Kommst du?"

"Aber mein Fahrrad", quängelte ich, wofür ich einen belustigten Blick kassierte.

"Na dann, zeig mir mal, wie du mit diesem Bein Fahrrad fahren möchtest", grinste er schelmisch.

"Okay, vielleicht hast du ja Recht", seufzte ich. Wohl oder übel musste ich mich geschlagen geben, auch wenn ich mein Fahrrad nicht gern stehen ließ.

"Logisch hab ich Recht", selbstgefällig blickte er mir entgegen und ich überlegte es mir gleich anders.

"Naja, eigentlich darf ich es aber auch nicht einfach hier stehen lassen und vielleicht sollte ich doch lieber mit dem fahren. Ist eh viel gesünder, außerdem weiß ich ja gar nicht, ob du mich wirklich-", ich plapperte wirres Zeug und hätte es womöglich noch viel länger getan, hätte William mich nicht gestoppt.

"Ja, ja, ist ja gut", unsicher kratzte er sich am Hinterkopf und sah mich dann ein wenig hin- und hergerissen an. "Vielleicht bekomm ich es ja in mein Auto."

Erstaunt öffnete ich meinen Mund und sah in ungläubig an. Ich dachte, mit meinem Redeschwall hätte ich ihn vergrault und er würde bei der ersten Gelegenheit die Flucht ergreifen - zumal er ja so war, wie er eben war.

Zum ersten Mal, seit ich diesen Typen kannte, überkam mich das Gefühl - wie ich ihn da so vor mir stehen sah und wie er mich vollkommen unschuldig ansah -, dass in William doch ein netter Mensch steckte. Allerdings belehrte ich mich selbst sofort eines Besseren. Schließlich ging es hier immer noch um William. Dem selbstgefälligen, arroganten, eingebildetem Arsch.

__

Er hievte das Fahrrad aus dem Auto, nachdem wir vor meinem Haus stoppten. Verdammt, er hatte mich wirklich samt Fahrrad nach Hause gefahren.

You're my DrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt