Kapitel 23: Gefährliche Wahl

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Carlisle und ich saßen still im Wohnzimmer, während die Tür hinter Lena und Demetri ins Schloss fiel. Die Spannung im Raum war greifbar, als wäre jede Bewegung, jedes Atmen von der Ungewissheit erdrückt, die uns umgab. Meine Augen wanderten unwillkürlich zum Fenster, wo ein schmaler Spalt im Vorhang es uns erlaubte, einen Blick auf die beiden zu erhaschen, die sich am Waldrand aufhielten. Neben mir spürte ich Carlisle, wie seine ruhige Fassade von einer kaum merklichen, aber dennoch tiefen Sorge durchbrochen wurde.

„Wir sollten nicht lauschen...", murmelte er, doch seine Worte klangen wenig überzeugend.

Ich schmunzelte leicht und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Du willst doch genauso wissen, was sie besprechen", flüsterte ich, während ich sanft seine Hand drückte. Er sah mich an, und für einen Moment begegneten sich unsere Blicke, bevor er schließlich seufzend nickte.

Langsam, fast wie in Zeitlupe, bewegten wir uns näher ans Fenster, nur wenige Schritte entfernt. So standen wir da, leise genug, um die Stimmen von draußen gerade eben noch hören zu können. Mein Herz schlug schneller, als ich Demetris ersten Satz vernahm.

„Lena... ich wusste, dass du irgendwann die Wahrheit erfahren würdest", begann er mit einer Stimme, die von Anspannung durchzogen war.

Lena blieb still, nur einen Moment, bevor sie, spürbar emotional, antwortete: „Warum hast du es mir nie gesagt? All die Male, die wir uns begegnet sind... Warum hast du nie zugegeben, was du fühlst?"

Demetri atmete schwer aus. „Weil ich Angst hatte", gestand er, seine Stimme bebend. „Ich wusste, dass meine Gefühle für dich gegen alles verstoßen, was ich jemals gelernt habe. Und ich wollte dich nicht in Gefahr bringen. Doch jedes Mal, wenn ich dich sah, konnte ich nicht anders. Lena, ich... ich liebe dich."

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Diese Worte... so unerwartet und doch so stark. Ein kurzer Blick zu Carlisle zeigte mir seine ernsthafte Miene, doch ich erkannte den Hauch von Mitgefühl in seinen Augen.

„Ich liebe dich auch", hörte ich Lena leise sagen. Danach folgte eine beklemmende Stille, als ob beide die Tragweite dieser Worte erst verarbeiten mussten. „Aber wir können so nicht weitermachen. Du arbeitest für die Volturi, Demetri. Deine Loyalität gehört ihnen."

„Ich weiß", sagte er schwer, „aber es muss nicht so bleiben. Lena, ich bin bereit, alles aufzugeben. Für dich, für uns. Ich habe bereits Schritte unternommen... Ich bin hier, weil ich euch helfen will."

Meine Augen weiteten sich, und ich hielt unwillkürlich den Atem an. Die Entschlossenheit in Demetris Worten überraschte mich.

„Was meinst du?" fragte Lena, ihre Stimme vorsichtig, doch eine Spur von Hoffnung schwang darin mit.

„Aro plant, Fjella zu verwandeln", begann Demetri. „Er glaubt, dass sie eine außergewöhnliche Gabe entwickeln wird, und er wird nicht aufhören, bis er sie in seine Reihen aufgenommen hat. Aber ich kann euch helfen, das zu verhindern."

Lena klang jetzt fester, als sie antwortete: „Wie?"

Demetri senkte seine Stimme noch weiter, sodass ich mich anstrengen musste, ihn zu verstehen. „Ich kenne die Abläufe der Volturi. Ich weiß, wann sie am schwächsten sind, wo ihre Sicherheitslücken liegen. Aro vertraut mir, und das können wir nutzen. Aber es wird gefährlich. Ich werde meine Position, vielleicht sogar mein Leben riskieren. Doch das ist mir egal, solange ich dich in Sicherheit weiß."

Carlisle und ich sahen uns schweigend an. Der Plan war riskant, keine Frage. Aber es war offensichtlich, dass Demetri es ernst meinte.

„Und was genau ist dein Plan?" hörte ich Lena fragen.

Demetri zögerte kurz, als wähle er seine Worte mit Bedacht. „Wir müssen Aro täuschen. Ich werde ihm glauben lassen, dass ich Fjella zu ihm bringe. Aber in Wahrheit werde ich euch einen Vorsprung verschaffen, damit ihr fliehen oder einen Gegenangriff planen könnt. Ich kenne ihre Schwachstellen, aber ihr müsst schnell und klug handeln. Wenn Aro auch nur den geringsten Verdacht schöpft, ist alles vorbei."

Lena blieb stumm, ihr Atem schwer. „Du würdest uns wirklich helfen?" fragte sie schließlich, ihre Stimme fast ungläubig.

„Für dich... alles", flüsterte Demetri, seine Worte klangen wie ein Schwur in der kühlen Abendluft. Die Stille danach fühlte sich fast heilig an, schwer von Bedeutung.

Carlisle sah mich an, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. „Es klingt verrückt... aber es könnte funktionieren", sagte er leise.

Ich nickte langsam, das Gewicht der Situation auf meinen Schultern spürend. „Es könnte unser einziger Weg sein", stimmte ich zu.

Bis(s) in die Ewigkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt