WÜSTENSTURM stand auf dem Mondfelsen, umringt von den anderen Anführern. Ihre Pfoten fühlten sich schwer an, aber sie hielt sich gerade, den Blick fest auf den Mond gerichtet, der nun durch die Wolken schimmerte. Um sie herum hatten sich die Krieger der vier Clans auf dem Versammlungsplatz versammelt, ihre Gesichter in das fahle Licht getaucht. Die Spannung in der Luft war greifbar, und Wüstensturm konnte die Blicke der WindClan-Katzen spüren, die sich wie stumme Drohungen auf sie richteten.
Windstern stand zu ihrer Linken, seine mächtige Gestalt ruhig und kontrolliert. Sein weißes Fell leuchtete unheimlich im Licht des Mondes, und seine eisblauen Augen wanderten aufmerksam über die Versammlung. Neben ihm stand Heidekralle, seine rechte Pfote, die mit kühler Berechnung jede Bewegung der DonnerClan-Krieger beobachtete. Ihre Anwesenheit war erdrückend, und Wüstensturm konnte spüren, wie sich die Augen des WindClans besonders auf sie richteten.
„Die Große Versammlung ist eröffnet“, verkündete Windstern mit seiner tiefen, durchdringenden Stimme. „Es gibt viel zu besprechen.“
Wüstensturm hielt ihren Atem an. Dies war der Moment, in dem sich entscheiden würde, ob der DonnerClan stark oder schwach wirkte. Sie musste beweisen, dass sie trotz allem in der Lage war, den Clan zu führen und seine Interessen zu verteidigen. Ihre Gedanken rasten. Rattenstern war zu schwach, um die Führung zu übernehmen, und die Verantwortung lag allein auf ihren Schultern.
Forellenstern vom FlussClan sprach als Erste. Ihre Stimme war ruhig und beherrscht, doch Wüstensturm konnte die Schärfe darin hören. „Der FlussClan hat in den letzten Monden reiche Beute gemacht“, sagte sie. „Unsere Krieger sind stark, und unsere Grenzen sind gesichert. Wir haben keine größeren Probleme, außer den üblichen Streunern, die ab und zu unser Territorium betreten.“
Wüstensturm nickte leicht. Das war eine typische, diplomatische Aussage. Der FlussClan schien gut vorbereitet und stark, was bedeutete, dass sie möglicherweise auf Unterstützung vom FlussClan hoffen konnte, wenn es hart auf hart kam. Forellenstern hatte ihr in der Vergangenheit gezeigt, dass sie bereit war, ein Bündnis einzugehen – zumindest solange es für den FlussClan von Vorteil war.
Finsterstern vom SchattenClan sprach als Nächstes. Ihre scharfen grünen Augen glitzerten im Licht, während sie ihre Worte mit Bedacht wählte. „Auch der SchattenClan hat nichts von Bedeutung zu berichten. Die Blattgrüne war gnädig, und unsere Beute war reichlich.“
Es war eine Standardaussage, die wenig über den wahren Zustand des SchattenClans verriet. Finsterstern war immer eine Anführerin gewesen, die Geheimnisse bewahrte, und Wüstensturm wusste, dass sie nicht alles offenbarte. Doch der SchattenClan schien ebenfalls stark zu sein, was Wüstensturm ein mulmiges Gefühl gab. Der DonnerClan war schwächer als jemals zuvor, und das wussten die anderen Clans wahrscheinlich.
Dann war Windstern an der Reihe. Er trat einen Schritt nach vorne, sein Blick fest auf Wüstensturm gerichtet. „Der WindClan“, begann er langsam, „war in den letzten Monden stärker als je zuvor. Unsere Krieger sind zahlreich, und unsere Jagdgebiete sind voller Beute. Es gibt nichts, was uns schwächen könnte.“
Wüstensturm spürte, wie ihre Nackenhaare sich aufstellten. Es war eine direkte Ansage – eine Machtdemonstration, die sich gegen den DonnerClan richtete. Windstern wusste um die Schwäche ihres Clans, und er wollte sie demütigen. Sie musste etwas tun, bevor er weiter seine Drohung aufbaute.
„Der DonnerClan steht ebenfalls stark“, sagte Wüstensturm mit fester Stimme, bevor Windstern fortfahren konnte. Sie spürte die Blicke der Versammlung auf sich gerichtet. „Trotz einiger Herausforderungen, die uns die Blattgrüne gebracht hat, sind unsere Krieger entschlossen und bereit, unser Territorium zu verteidigen. Der DonnerClan wird sich nicht beugen.“
Ein leises Raunen ging durch die Menge, und Wüstensturm konnte das Zucken von Windsterns Schnurrhaaren bemerken. Er war nicht erfreut über ihre Worte, doch sie wusste, dass sie zeigen musste, dass der DonnerClan nicht so schwach war, wie er hoffte.
„Das hoffe ich für euch“, sagte Windstern kühl und trat einen Schritt zurück, seine Augen immer noch auf Wüstensturm gerichtet. „Es wäre schade, wenn der DonnerClan schwach genug wäre, dass… andere Clans versucht wären, seine Grenzen zu testen.“
Seine Worte waren wie Dolche, die sich in Wüstensturms Fell bohrten. Sie wusste, dass dies eine offene Drohung war. Windstern würde nicht zögern, den DonnerClan anzugreifen, wenn er glaubte, dass er eine Schwäche ausnutzen konnte. Sie musste ruhig bleiben, durfte keine Angst zeigen.
„Der DonnerClan hat seine Grenzen immer verteidigt und wird das auch weiterhin tun“, entgegnete sie, ihre Stimme ruhig, doch innerlich kochte sie. Windstern spielte mit den Gedanken an Krieg, und das war genau das, was sie verhindern musste. Ihr Clan war nicht bereit für einen offenen Konflikt, vor allem nicht, wenn sie nicht wüsste, ob sie auf die Unterstützung des FlussClans oder des SchattenClans zählen konnte.
Forellenstern, die das gespannte Gespräch zwischen den beiden Anführern bemerkt hatte, trat vor. „Es gibt keinen Grund für Konflikte“, sagte sie mit einem Blick auf Windstern. „Die Große Versammlung ist ein Ort des Friedens. Lasst uns daran erinnern, warum wir hier sind.“
Windstern lächelte, doch es war ein kaltes, berechnendes Lächeln. „Natürlich“, sagte er mit weicher Stimme, „wir alle wollen Frieden.“
Doch Wüstensturm wusste, dass das nicht stimmte. Windstern wollte Krieg, er wollte Expansion, und er würde nicht ruhen, bis er den DonnerClan besiegt hatte. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, doch sie hielt ihren Blick fest auf den Mond gerichtet, als die Versammlung weiterging.
Die Gespräche der Anführer wanderten zu den üblichen Themen – Beute, Patrouillen, die Stärke der Krieger. Doch Wüstensturm spürte, dass jede Unterhaltung, jedes Wort, das gesprochen wurde, nur eine Maske war, hinter der die wahre Bedrohung lauerte. Windstern würde nicht länger warten, das spürte sie. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er den DonnerClan angreifen würde.
Als die Versammlung sich dem Ende neigte, spürte Wüstensturm, wie eine lähmende Stille über die Lichtung zog. Die Clans begannen, sich zu ihren jeweiligen Lagern zurückzuziehen, doch Wüstensturm blieb noch einen Moment auf dem Felsen stehen, ihre Gedanken wirbelten.
Jaguarkralle kam zu ihr und blickte sie besorgt an. „Bist du bereit, Wüstensturm?“
Sie nickte, doch ihre Gedanken waren weit entfernt. Sie musste etwas tun, um ihren Clan zu schützen. Die Zeit für Pläne und Vorsicht war vorbei. Wenn Windstern tatsächlich angreifen würde – und das würde er tun –, musste sie bereit sein.
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WarriorCats - Zeichen des Feuers
FanficDie junge Kriegerin Wüstensturm spürt, dass etwas ganz falsch läuft. Kaum ins Territorium zurückgekehrt erleben sie und Jaguarkralle eine böse Überraschung. Die Abwesenheit der zweiten Anführerin und das plötzliche Erkranken mehrerer Katzen nimmt d...