Kapitel 1

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"Erstsemestler!"

Max blieb stehen, als er eine tiefe Stimme durch die Eingangshalle schallen hörte.

"Du hast dich von einem Erstsemestler und seinem Verlierer von einem Vater, der sowieso nur ein Platzhalter war, schlagen lassen?"

Okay, das war uncool. Der Typ mit der aggressiven Stimme hatte definitiv über seinen Dad gesprochen. Max ballte die Hände zu Fäusten und ging weiter die Treppe runter.

Nach ihrem großen Sieg in den X-Spielen hatte Max sich entschuldigt mit der Begründung, aus seinen halb verbrannten Klamotten rauskommen und eine Dusche nehmen zu wollen. Jetzt war er eigentlich auf dem Weg zu den anderen, die im Club schon auf ihn warteten, aber er entschied, dass er noch genug Zeit hatte, um auf dem Weg dorthin dem Scheiße-labernden Hitzkopf seine Meinung zu geigen.

Er hatte das Ende der Stufen erreicht und der Kerl beschwerte sich immer noch bei jedem, der anwesend war.

"Schau dich nur mal an!", fuhr er mit Ekel in der Stimme fort. "Dreckig und zerschrammt. Wofür bist du überhaupt zu gebrauchen, wenn du nicht mal ein dummes Sportspiel gewinnen kannst?"

Max runzelte die Stirn und verlangsamte seine Schritte. Mit wem redete dieser Typ?

Das gesamte Wohnheim musste verlassen sein, abgesehen von den zwei Unbekannten und ihm selbst. Alle anderen waren bereits im Club.

"Dad, es tut mir..."

Max stand da wie festgefroren. Er erkannte diese Stimme sofort. Sie hatte nur noch nie so eingeschüchtert geklungen.

"Nein, tut es dir nicht", knurrte der Mann bedrohlich.

Es folgte eine kurze Pause, in der Max nichts weiter tun konnte, als den roten Teppich in der großen Halle anzustarren. Die beiden Personen standen direkt um die Ecke, gerade so außer Sichtweite. Er konnte seinen Ohren nicht trauen.

"Sir", fuhr Bradley endlich mit einem leichten Zittern in der Stimme fort. Es klang verzweifelt. "Es tut mir leid. Ich habe mein Bestes gegeben, das schwöre ich. Ich habe nach deinen Regeln gespielt; ich habe jedes Ass im Ärmel eingesetzt, aber unsere Gegner waren einfach zu stark dieses Jahr. Wir hätten niemals-"

Max machte einen Satz, als er das Geräusch von einer Hand, die auf Haut traf, hörte. Er spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Das konnte nicht wahr sein.

"Du bist eine Schande", sagte Bradleys Vater, seine Stimme von Abneigung getränkt. "Eine Verschwendung von Nachfolger."

Max schaffte es endlich, sich loszureißen, und drückte sich gegen die Wand, um einen Blick um die Ecke zu werfen.

Und tatsächlich, da stand Bradley, immer noch in seinem Sportanzug, verschmutzt und zerzaust. Sein Kopf war leicht zur Seite gedreht und er blickte zu Boden.

Der Kerl vor ihm sah nicht aus wie ein typischer Tyrann. Bradleys Vater war ein eleganter Mann in navy-blauem Anzug, mit sorgfältig gekämmten Haaren und einem sauber getrimmten Bart.

Max war es unangenehm, Zeuge dieser Situation zu sein. Es ging ihn nichts an, aber Bradley so aufgewühlt und klein und still zu sehen, weckte in ihm den Drang, aus seinem Versteck zu springen und sich schützend vor den Jungen zu stellen.

Junge. Bradley war kein Junge, aber jetzt gerade sah er verdammt noch mal wie einer aus. Wie ein ängstliches Kind. Und das war er wohl auch, dachte Max.

Der Drang, Bradley zu beschützen, verwirrte Max. Der Typ hatte ihn vor nicht mal einer Stunde fast in die Luft gejagt. Andererseits, diese Szene zu beobachten, rückte das ganze nochmal in ein neues Licht.

Good Luck, Babe!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt