POV Chris
Nicht sonderlich ausgeschlafen stehe ich am Morgen im Badezimmer, versuche meine Haare halbwegs annehmbar hinzulegen und werfe dabei meinen Blick immer wieder auf mein Handy, damit ich die Zeit im Auge behalten würde. Hätten July und ich unsere Klamotten gestern Abend bereits über die Heizung gehangen, dann hätte ich das eben nicht noch machen müssen und wäre besser in der Zeit. Aber irgendwie war uns gestern Abend etwas anderes wichtiger als diese Kleinigkeit.
Im Hauptzimmer schläft meine Freundin auch noch immer friedlich im Bett, da es noch zu früh dafür ist, jetzt wieder zur Arena zu gehen. Als wir gestern ins Zimmer kamen, habe ich die Nachricht meines Bruders gelesen, dass er heute morgen mit mir frühstücken gehen wollte, weil er in Ruhe etwas mit mir besprechen wollte. Da ich die Stimmung nicht runterziehen oder unterbrechen wollte, habe ich das gestern nicht erwähnt und habe mir nur einen Wecker gestellt, bevor wir ins Bad gegangen sind. Dafür bin ich jetzt nur halb anwesend, schaue mal wieder auf die Zeit, die mir auch verrät, dass ich dringend los sollte. Mehr als das, was ich gerade hergebe, wird es somit also nicht werden. Ich schleiche mich aus dem Bad, suche mir die Schuhe raus, die ich mir leise anziehe und die Jacke nehme ich nur schlicht mit, würde sie mir draußen auf den Flur überziehen. Einen Blick werfe ich meiner Freundin zu, auf die ich kurz zugehe, damit ich die Decke etwas weiter über ihren nackten Körper legen kann und dann will ich gehen. Bevor ich jetzt allerdings das Zimmer verlassen kann, bleibe ich vor der Tür starr stehen und erinnere mich wieder an den letzten Juni, wo ich sie im gleichen Hotel und nur in einem anderen Zimmer am Morgen einfach mit einer emotionslosen Nachricht zurückgelassen habe. Sie hätte sich gewünscht, dass ich sie wecke. Also gehe ich wieder einige Schritte zurück, lege mir meine Jacke über den linken Arm und streiche ihr mit der rechten Hand erst das Haar zur Seite, bevor ich vorsichtig nach ihrer Schulter greife, um sie zu wecken.
Chris: July?"
Sie wird nie ein Morgenmensch werden und schaut mich verschlafen an, als sie wach ist.
Chris: Ich gehe mit meinen Bruder nur frühstücken, er will was bereden. Bleib du noch liegen, ich wecke dich, wenn ich wieder da bin."
Juliette: Ist gut...danke, dass du Bescheid gegeben hast..."Ob sie es noch richtig mitbekommen hat, weiß ich nicht, aber bevor ich mich wirklich auf den Weg gemacht habe, habe ich ihr noch einen Kuss aufs Haar gegeben und anschließend das Zimmer verlassen. Auf den Weg zum Fahrstuhl habe ich die Jacke übergezogen, ebenso auch die Kapuze davon und bin die zwei Etagen runtergefahren, bevor ich durch die Lobby raus gelangen konnte. Auf meinem Handy musste ich nochmal schauen, wo Andreas mich sehen wollte und nachdem ich das einmal nachgesehen habe, finde ich den Weg auch ziemlich schnell und weiß, wo es lang geht. Vom gestrigen Regen sieht man nur noch die Pfützen und dunklen Wege, ansonsten sind auch wieder einige Jogger jetzt am Morgen hier unterwegs, während ich versuche mich wach zu halten und beim Café anzukommen.
Auch wenn es mir lieber wäre, wenn ich die Kapuze aufbehalten könnte, ich weiß, dass das in Lokalen sehr unhöflich wirkt, daher setze ich die wieder ab, gehe mit meiner Hand durchs Haar und gehe die paar wenigen Schritte um die Ecke, wo ich an einen Tisch weiter hinten auch bereits meinen Bruder sehe. Munter, glücklich und vor allem ausgeschlafen lächelt er mich an, während ich mir mein eigenes nur aufsetze, sodass ich gleich am frühen Morgen sein Lachen zu hören bekomme. Vor mir auf meinen Platz steht bereits ein Kaffee, da mein Bruder sowieso weiß, wie ich den immer trinke und ich hoffe nun einfach, dass der mich wachhalten und wachbekommen wird.
Andreas: Wars gestern spät?"
Chris: Als du geschrieben hattest, waren wir gerade erst wieder im Zimmer und mussten dann noch unsere vom Regen durchnässten Klamotten wegpacken."
Andreas: In den Regen hast du dich rausgewagt?"
Ich zucke nur mit den Schultern und nehme den ersten Schluck aus meiner Tasse, wende meinen Blick von Andreas ab, der nur mit seinem Grinsen zur Seite wegschaut. Würde er mich nicht gut genug kennen, dann würde er jetzt das Gespräch zum Thema meiner Freundin suchen, aber für ihn wird es schon seltsam genug sein, dass ich irgendjemand gegenüber überhaupt zeige, dass ich meine Freundin liebe. Ihre Hand zu halten, sie zu umarmen, das ist schon in der Öffentlichkeit nicht so mein Ding – sie zu küssen, da müssen wir gar nicht erst drüber reden – und nur daher stoppt er das Thema an der Stelle wohl.
Andreas: Wollen wir mal gucken, was sie so haben?"
Chris: Klingt nach einem Plan."Mein Bruder hatte im Vorhinein schon genügend Zeit die Karte zu studieren und ich suchte mir etwas zusammen, was an sich ganz gut geklungen hatte. Ich war eigentlich schon glücklich, dass ich einen Kaffee habe, an den ich mich durch den Morgen hangeln konnte, aber irgendein Brot scheint jetzt auch nicht so verkehrt zu sein. So richtig bin ich dabei gar nicht bei der Sache, übersehe die Bedienung zuerst auch, nenne dann zuerst die falsche Nummer und das habe ich nur bemerkt, weil mein Bruder mich darauf aufmerksam gemacht hatte. Immerhin konnte die beiden darüber lachen, während ich mich am liebsten hinter der Karten versteckt hätte, die ich aber bereits wieder abgeben musste. Vor dem zweiten Kaffee wird das mit mir nichts.
Andreas hatte etwas Obst gewollt, ich durfte mich ebenso daran bedienen und zu schnell bemerke ich, dass ich das nicht hätte machen sollen. Einige der Weintrauben esse ich ganz normal und die eine, die mir vorher schon aus der Hand gefallen ist, rolle ich mit meinen Fingern jetzt über den Tisch und halte meinen Blick zu lange und zu oft darin gesenkt, während Andreas über irgendwelche familiären Themen redet.
Andreas: Jetzt sag mal..."
Zwischen den Fingern halte ich die Traube fest, hebe meinen Blick und bringe ein peinlich berührtes Lächeln hervor, weil mir erst dann so richtig bewusst geworden ist, wie seltsam ich mich hier gerade verhalten muss.
Andreas: Was ist bitte los mit dir?"
Zuerst versuche ich meine Rolle noch so gut es geht zu halten, bevor ich etwas in mir zusammensacke, ausatme und mich in den Stuhl fallenlasse, bevor ich mit meinen Händen einmal über mein Gesicht gehe, um innerlich nicht gleich wieder vollkommen den Verstand zu verlieren. Und dabei war das gestern nur eine kleine Frage von ihr, die wieder so viel aufgewühlt hat in mir, dass ich froh gewesen bin, die Nacht nicht wach verbrach zu haben.
Andreas: Du weißt, dass ich dein Bruder bin und immer für dich da. Ist irgendwas mit deiner Freundin vorgefallen, was dich so abwesend macht?"
Chris: Schon, aber nicht so, wie du es denkst. July hatte mich gestern gefragt, ob ich zu ihr ziehen will und ich konnte ihr keine Antwort geben, weil...ich habe Angst...
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Never Less Than a Lover
Fanfiction10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...