Als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam, fühlte sich mein Körper schwer an, wie betäubt. Ein stechender Schmerz pochte in meinem Kopf, und meine Lippen waren trocken. Ich öffnete langsam meine Augen und versuchte mich zu orientieren. Das Licht war gedämpft, kalt, und die Luft roch nach altem Stein und verbrannter Kerze. Ich lag auf einem harten, steinernen Boden, umgeben von hohen, düsteren Wänden. Volterra.
Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich war gefangen in den Händen der Volturi. Mein Magen zog sich zusammen, während Panik in mir aufstieg. Ich versuchte mich aufzusetzen, meine Hände fühlten sich schwach und taub an. Mit einem flüchtigen Blick um mich herum erkannte ich die düsteren Formen von schweren Möbeln und hohen Fenstern, durch die nur wenig Licht drang. Der Raum war so still, dass ich meinen eigenen, rasenden Herzschlag hören konnte.
Dann hörte ich sie - die Stimmen. Ganz in der Nähe, hinter einer schweren Tür, die kaum einen Spalt offen stand.
„Aro, du kannst das nicht tun!" Marcus' Stimme klang eindringlich, fast verzweifelt. „Du nimmst ihr alles. Lass ihr wenigstens die Wahl."
Aro antwortete, seine Stimme war kalt und kontrolliert, als würde er über etwas völlig Banales sprechen. „Marcus, du verstehst es nicht. Fjella ist ein wertvoller Gewinn für uns. Mit ihren Fähigkeiten wird sie unschätzbar sein. Es gibt keinen Grund, warum wir sie nicht verwandeln sollten. Ihre Zukunft liegt bei uns."
Ein Schauer lief mir über den Rücken. Sie sprachen über mich. Ich konnte spüren, wie meine Hände zu Fäusten wurden, doch ich war zu schwach, um aufzustehen. Die Ohnmacht darüber, dass Aro bereits über mein Schicksal entschied, ließ mich fast erstarren.
Ich rutschte näher zur Tür, lauschte den beiden. Marcus' Stimme war jetzt leiser, aber noch eindringlicher: „Sie hat Angst, Aro. Du siehst es nicht. Sie will nicht so enden wie wir. Du darfst ihr das nicht antun."
„Sie wird mir danken, Marcus. Das wirst du sehen." Aros Stimme klang wie ein seidenweiches Versprechen, das jede Menschlichkeit verdrängte. „Sobald sie verwandelt ist, wird sie verstehen, warum es notwendig war."
Meine Gedanken überschlugen sich. Das durfte nicht passieren. Aro wollte mich zu einem von ihnen machen - gegen meinen Willen. Der Raum begann sich um mich zu drehen, die Panik ergriff von mir Besitz. Ich musste einen Weg finden, hier rauszukommen.
In dem Moment öffnete sich die Tür mit einem leichten Knarren, und Marcus trat in den Raum. Er wirkte erschöpft, seine Augen müde und traurig. Als er mich entdeckte, schloss er die Tür leise hinter sich und trat langsam auf mich zu.
„Fjella..." Seine Stimme war warm, beinahe bedauernd, als er neben mir in die Hocke ging. „Es tut mir leid, dass du hier bist."
Marcus' Blick flackerte, als ich sprach, als ob er tief in sich kämpfte. Es war, als ob ein Teil von ihm meine Worte schon lange kannte, aber ein anderer Teil durch Loyalität gebunden war. Er setzte sich neben mich, sah mich aus seinen tiefen, müden Augen an und schwieg einen Moment.
„Ich weiß, Fjella," sagte er leise. „Aber du verstehst nicht, wie mächtig Aro ist. Was er sich in den Kopf gesetzt hat, lässt sich nur schwer ändern. Und in seiner Logik... glaubt er, dass er dir einen Gefallen tut. Er sieht deine Stärke, dein Potenzial. Für ihn ist es wie eine Art Geschenk, dich zu verwandeln. Aber..." Er verstummte, als ob die Worte schwer auf seiner Zunge lagen.
„Aber du weißt, dass es falsch ist!" Meine Stimme war rau, ich konnte den Schmerz kaum verbergen. „Ich will das nicht, Marcus. Er nimmt mir meine Wahl, mein Leben, und wenn er das tut, werde ich nie wieder dieselbe sein. Ich... ich werde mich selbst verlieren."
Marcus sah für einen Moment weg, als ob meine Worte ihn tiefer trafen, als er zugeben wollte. „Du wirst nicht dieselbe sein, das stimmt." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Aber... du wirst überleben. Und das ist es, worum es hier wirklich geht, Fjella. Überleben."
Ich schüttelte den Kopf, Tränen stiegen in meine Augen. „Das ist kein Überleben, Marcus. Das ist Gefangenschaft. Ich werde nie frei sein. Nicht mit Aro, nicht mit dieser Last."
Marcus sah mich an, und für einen Moment schien er sich in seinen eigenen Gedanken zu verlieren. Vielleicht erinnerte er sich an jemanden, den er auf die gleiche Weise verloren hatte - jemand, den er nicht retten konnte. Es gab eine tiefe Trauer in seinem Blick, die mich fast erschütterte.
„Vielleicht hast du recht," murmelte er, seine Stimme kaum mehr als ein Windhauch. „Vielleicht gibt es Dinge, die selbst Aro nicht verstehen kann."
Ich griff nach seiner Hand, obwohl ich kaum die Kraft dazu hatte. „Bitte, Marcus. Du musst ihm das ausreden. Du kannst ihn aufhalten, wenn du es versuchst. Du weißt, was er tut, ist falsch."
Er hielt meine Hand einen Moment fest, und ich spürte die Kälte seiner Haut, die das Gegenteil von Trost versprach. Aber dann ließ er sie los und stand auf. „Ich werde tun, was ich kann. Aber versprich mir, dass du stark bleibst, Fjella. Was auch immer passiert."
Bevor ich antworten konnte, öffnete sich die Tür erneut. Aro stand dort, seine Augen leuchteten mit einer unheimlichen Vorfreude. „Ah, Fjella," sagte er in einem warmen, fast freundlichen Tonfall. „Es freut mich, dass du wach bist. Wir haben noch viel vor uns."
Marcus wich zur Seite, aber ich konnte den stechenden Blick, den er Aro zuwarf, nicht übersehen. Es war, als wollte er etwas sagen, aber er schwieg. Aro schritt in den Raum, seine Haltung so kontrolliert und elegant, dass es fast wie ein Tanz wirkte.
„Ich hoffe, du hast dich gut ausgeruht, denn jetzt beginnt der wahre Test." Seine Stimme klang fast heiter, als ob er mir eine Prüfung auferlegen wollte, die er schon längst als gewonnen ansah.
„Wohin bringst du mich?" fragte ich, meine Stimme klang schwächer, als ich es wollte.
„Oh, keine Sorge, mein Kind. Es ist nur ein kleiner Ausflug. Ein Ort, an dem du... erkennen wirst, wie viel Potenzial in dir steckt." Er lächelte kalt und bedeutete mir aufzustehen. „Komm, es ist Zeit."
Bevor ich protestieren konnte, spürte ich, wie zwei Wachen mich packten und mich unsanft nach draußen führten. Meine Beine zitterten, doch ich versuchte, mich zu wehren. Aro führte uns durch endlose, dunkle Gänge, bis wir schließlich eine versteckte Kammer erreichten. Die Wände schienen aus grobem Stein zu bestehen, doch die Luft darin war erstickend, voller Angst und Dunkelheit.
Dann sah ich es - ein merkwürdiger Stuhl, umgeben von Apparaten, die wie Folterinstrumente aussahen. Meine Kehle zog sich zusammen, und ich spürte pure Panik in mir aufsteigen. Was hatte er vor?
Aro trat vor mich und sah mich direkt an. „Das, Fjella, ist der Moment, in dem du deine wahre Stärke beweisen wirst." Seine Stimme war ruhig, fast hypnotisch. „Ich werde dich in eine Situation bringen, in der du an deine Grenzen gehst - physisch und psychisch. Nur so wirst du deine wahre Natur erkennen."
„Nein..." flüsterte ich, versuchte, mich aus den Griffen der Wachen zu winden, doch sie hielten mich fest. „Du kannst das nicht tun. Bitte..."
Aros Lächeln verschwand, und er nickte den Wachen zu. Ohne Vorwarnung wurde ich auf den Stuhl gezwungen, meine Handgelenke und Knöchel wurden festgeschnallt. Mein Herz raste, und Schweiß brach auf meiner Stirn aus. Die Kälte des Metalls unter mir war fast unerträglich.
„Du wirst bald verstehen, Fjella," sagte er leise. „Widerstand ist sinnlos."
Die Maschinen um mich herum begannen zu summen, und ein unerträglicher Schmerz durchfuhr meinen Körper. Ich schrie auf, fühlte, wie mein Verstand langsam zu zerbrechen drohte. Es war, als ob er mich zwingen wollte, meinen eigenen Willen aufzugeben. Die Minuten zogen sich endlos hin, mein Bewusstsein flackerte.
Plötzlich brach die Tür mit einem gewaltigen Krachen auf. Demetri stürmte herein, gefolgt von Marcus. „Das reicht!" schrie Demetri und trat zwischen Aro und mich. „Das darfst du nicht tun!"
In diesem Moment fühlte ich, wie etwas in mir zerbrach, doch die plötzliche Unterbrechung gab mir einen winzigen Funken Hoffnung. Bevor Aro reagieren konnte, hörte ich ein weiteres Geräusch - das Heulen der Werwölfe.
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Bis(s) in die Ewigkeit
FanficFjella Holm gerät in den Bann des mysteriösen Vampirs Carlisle Cullen und entdeckt eine gefährliche, übernatürliche Welt. Ihre aufkeimende Liebe wird von düsteren Visionen und inneren Konflikten bedroht, während sie sich immer tiefer in das Geheimni...