Die Katzen waren in Aufruhr. Das friedliche Geplänkel unter ihnen hatte sich umgehend eingestellt, stattdessen waren nun alle gefährlich ruhig und in ihren Augen waren die verschiedensten Gefühlsregungen zu erkennen. Angst, Verwirrung, Schock und ähnliches.
Klippenstern wirkte ruhig, doch Enzianfährte kannte ihn zu gut, um ihm diese Fassade abzukaufen. Der Kater war schon immer ein Stratege gewesen, ein Strippenzieher, der die Verwirrung und die Unwissenheit anderer genoss, selbst wenn er das, was vor sich ging, ebenfalls nicht erklären konnte.
Dennoch gebot er dem Ganzen bereits nach kurzer Zeit Einhalt, indem er mit seiner Stimme die der anderen übertönte. »Ruhe!«
Nicht alle kamen der Aufforderung nach, doch es waren so wenige, dass es keinen großen Unterschied machte.»Vor etwa einem Viertelmond verließ Häherstern unseren Clan, um über die Worte eines unserer Ältesten, Aschenfuchs, nachzuforschen«, setze Dämmerbrand nach kurzer Zeit an. »Dafür betrat er das ehemalige Territorium des AschenClans.«
»Willst du mir gerade ernsthaft weiß machen, dass euer Anführer an einen solch gefährlichen Ort gegangen ist, nur wegen dem verwirrten Geist eines Ältesten?«, unterbrach der Kater sie.
»Aschenfuchs ist keineswegs verwirrt.« Bei diesen Worten merkte man der Kätzin deutlich an, dass sie sich bemühen musste, ruhig zu bleiben.Sie war schon immer eine temperamentvolle Kriegerin gewesen, deren Gemüt genauso feurig war wie ihr Name. Da sie dies an jenen ausließ, die etwas gegen ihren Clan sagten, war sie eine gefürchtete Kriegerin, doch auch eine großartige zweite Anführerin. Genau dafür respektierte Enzianfährte sie.
Während sich Klippenstern und Dämmerbrand passiv-aggressiv zankten, wanderten ihre Gedanken zu einer Schülerin, die ihr einst viel bedeutet hatte und es, daran gab es keinen Zweifel, immernoch tat. Diese befand sich ebenfalls in der Menge der Katzen, wo sie dicht an einen jungen Kater geschmiegt saß. Dieser war jedoch nicht die Katze, die sie erwartet hätte. Er war zwar ebenfalls braun, doch der Fellton und die Musterung waren eine andere. Keine Frage, die Katze bei Böenpfote war nicht die, für die sie den Clan gewechselt hatte.
Beunruhigung regte sich in der zweiten Anführerin, dennoch war ihr Blick sanft, während er auf der Kleinen ruhte und die Vertrautheit der beiden sah. Dass ihre Augen immer wieder nervös zu den Mitgliedern ihrer Familie, Gräserspur und Lichtertanz wanderten, half jedoch nicht, Enzianfährte zu beruhigen, denn beide ignorierten sie. Es war ein harter Schlag für sie, Böenpfote gehen zu sehen. Doch eines Tages werden sie wie verstehen.
»Wir werden ihn suchen gehen«, beschloss ihr Anführer und riss sie so aus ihren Gedanken. »Ich werde gleich morgen einen Suchtrupp losschicken.« »Vielen Dank, doch ich muss leider ablehnen. Meine Katzen können ihren Anführer auch alleine finden.«
Klippenstern blickte sich demonstrativ auf der Lichtung um. »Dann sag mir, Dämmerbrand, wo ist er? Hat er sich bisher nur im Hintergrund gehalten oder«, er riss in gekünstelter Überraschung die Augen auf, »ist er vielleicht gar nicht da?«
Die zweite Anführerin seuftzte. Sie glaubte nicht, dass der Kater durch sein Verhalten irgendetwas bewirkte, daher sagte sie nun auch mal etwas: »Nimm unsere Hilfe an, Dämmerbrand.« Als sich die Augen der Kätzin leicht verenkten, fügte sie schnell noch etwas hinzu: »Ist es nicht auch besser, wenn nur wenige eurer Katzen fehlen? Sonst habt ihr vielleicht nicht mehr genug Katzen, um euer Lager zu beschützen.«
Das Fell der schwarzen sträubte sich bei diesen Worten, doch nach kurzer Zeit nickte sie.
»Klippenstern, ich bitte dich hiermit um Hilfe. Entsende zwei oder drei deiner Krieger, die mit den meinen eine Expedition ins AschenClanterritorium unternehmen.« »Das mache ich doch gerne«, miaute dieser daraufhin zuckersüß. Er hatte bekommen, was er wollte, nämlich einen Gefallen, der ihnen der DämmerungsClan schuldig war.
»Die Mission ist wichtig, daher müssen es Katzen sein, denen ich vertraue. Stimmst du dem zu?« »Ja«, murmelte Dämmerbrand. Natürlich war es ihr wichtiger, dass sie den Katzen vertraute, doch sie wollte etwas von Klippenstern, nicht umgekehrt. Daher durfte sie ihn nicht zu sehr reizen.
»Es gibt nur eine Katze, der ich bedingungslos vertraue.« Er legte eine kurze Pause ein, dann fand sein Blick den seiner Gefährtin. »Und diese Katze ist Irrlichtschimmer.« Angst zeigte sich in deren Augen, als ihr klar wurde, was das bedeutete. Dennoch hob sie kurz darauf entschlossen den Kopf. Die Kriegerin war bereit, den Worten ihres Anführers nachzukommen.
»Als zweite Katze wird Wolkenfänger gehen. Er ist ein guter Krieger, seine Fähigkeiten werden sich gewiss als nützlich erweisen«, fügte er daraufhin noch knapp hinzu. Die DämmerungsClankatze nickte, scheinbar damit einverstanden. Ihr bleibt auch nichts anderes übrig. Wenn sie sich jetzt beschwert, wird Klippenstern ihr die Hilfe verweigern und das weiß sie.
»Aus meinem Clan werden Blasskehle und Höhlenfang gehen. Wir wissen nicht, was in diesem Territorium lauert und sollte etwas schiefgehen, werden die vier eine Heilerin brauchen. Höhlenfang hingegen ist bereits etwas älter und hat viele Erfahrungen gesammelt, was ebenfalls nützlich sein könnte.«
»Was ist mit Flatterpfote?« »Und was, wenn sich in unserem Clan währenddessen jemand verletzt oder eine Katze krank wird? Außer mir weiß niemand, wann man welche Kräuter anwenden muss«, brachten beide ihre Einwände vor.
»Ihr werdet höchstens einen Viertelmond fort sein. In dieser Zeit wird Flatterpfote am Training der anderen Schüler teilnehmen können und viele Katzen kennen das ein oder andere Heilkraut. Sollte etwas geschehen, werden wir uns schon helfen können.« Dämmerbrands Blick heftete sich wie zufällig kurz auf Wuschelknospe und Höhenpfote. Sollte etwas wirklich schlimmes geschehen, würde sie diese beiden um Hilfe bitten und nicht einen ihrer Krieger.
Nachdem das Gespräch kurz weiter ging, war die Sache geklärt und die Versammlung lief so weiter, wie sie den ganzen Abend über hätte ablaufen sollen. Doch richtig konzentrieren konnte sich niemand mehr, denn seit Monden war niemand, der das ehemalige Territorium des AschenClans betreten hatte, zurückgekehrt. Hoffentlich findet ihr Häherstern und kommt heil zurück.
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Im blassen Schein des Irrlichts
Fiksi Penggemar» Dunkelheit zieht herauf, Wolken schieben sich vor die Sonne. Keine Hoffnung bleibt, die Sterne verblassen. Und die Schatten kommen hervor... Erst, wenn der Mond zu seiner ewigen Gefährtin gefunden hat, besteht Hoffnung.« Irrlichtschimmer - eine ei...