Kapitel 31: Im Griff der Dunkelheit

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Monate vergingen, und obwohl ich versuchte, den Alltag wiederzufinden, blieb die innere Unruhe. Die Panikattacken waren zu einem ständigen Begleiter geworden. Mal schienen sie abzuflauen, kaum mehr als ein flüchtiges Zittern oder eine plötzliche Atemnot, doch manchmal schlugen sie unbarmherzig zu, als würden sie mich mit voller Wucht in die Dunkelheit zurückreißen. In diesen Momenten war es, als ob ich wieder in Volterra gefangen wäre, in Aros kaltem Griff.

Manchmal musste ich diese Anfälle allein durchstehen. In den Nächten, in denen niemand in meiner Nähe war, versteckte ich mich unter meiner Decke und hoffte, dass die Wellen der Angst von selbst abebben würden. An anderen Tagen fand mich Lena, wenn ich wieder einmal zusammengerollt im Garten saß, zitternd und kaum fähig, zu atmen. Sie hielt mich dann fest, bis die Panik nachließ, flüsterte beruhigende Worte in mein Ohr und versuchte, mich zurück in die Gegenwart zu holen.

Carlisle war oft bei mir, besonders nachts, wenn die Albträume zurückkehrten. Er saß neben meinem Bett, seine Hand in meiner, während ich im Schlaf nach ihm griff, in der verzweifelten Hoffnung, dass seine Anwesenheit die Schatten vertreiben könnte. Alice hingegen spürte oft schon, wenn ein Anfall bevorstand. Ihre Visionen halfen ihr, rechtzeitig da zu sein, und ich fand Trost in ihrer hellen, optimistischen Art, die mich stets daran erinnerte, dass ich nicht allein war.

Doch trotz all ihrer Bemühungen fühlte ich diese tiefe, nagende Unruhe in meinem Inneren. Es war, als ob ich in meinem eigenen Körper gefangen war, ein zerbrechlicher Mensch inmitten von übermenschlichen Wesen. Ich wünschte mir mehr denn je, ein Vampir zu werden. Vielleicht, dachte ich, würden die Panikattacken dann aufhören. Vielleicht würde ich dann endlich stark genug sein, um die Dunkelheit zu bekämpfen, die sich immer wieder über mich legte.

Währenddessen zog Demetri bei uns ein. Aro hatte nun erkannt, wo seine Loyalitäten lagen, und ehe er ihn töten ließ, hatte er ihn verbannt. Es war merkwürdig, ihn in unserem Haus zu sehen, als Gast, als Verbündeten. Vor allem aber beobachtete ich, wie sich zwischen ihm und Lena etwas veränderte. Die beiden hatten immer mehr Zeit miteinander verbracht, und bald war klar, dass da mehr war. Ein Lächeln hier, ein liebevoller Blick dort - sie kamen sich näher, bis sie schließlich als Paar zusammenkamen.

Während Demetri und Lena sich in ihrer neuen Beziehung fanden, kämpfte ich wieder mit meinen Albträumen. Es war, als ob sie plötzlich zurückkehrten, noch dunkler und bedrohlicher als zuvor. Ich sah Aro in meinen Träumen, sah, wie er mich verwandelte, sah seine kalten Hände, die nach mir griffen, während ich schrie, unfähig, mich zu bewegen. Die Nächte wurden zu einem Albtraum, aus dem ich nicht aufwachen konnte.

„Ich kann das nicht mehr," murmelte ich eines Morgens, als ich mit Carlisle und Alice am Frühstückstisch saß, obwohl keiner von ihnen aß. „Ich kann diese Träume nicht mehr ertragen. Sie verfolgen mich ständig. Und die Panikattacken... es fühlt sich an, als ob mein Körper mich jedes Mal im Stich lässt. Ich bin so... zerbrechlich."

Carlisle sah mich mit diesen vertrauten, mitfühlenden Augen an. „Es ist verständlich, dass du dich so fühlst, Fjella. Aber du bist alles andere als zerbrechlich. Du hast so viel durchgemacht, und dennoch stehst du hier. Das ist Stärke."

Ich senkte meinen Blick. „Es fühlt sich nicht so an. Ich wünschte, ich wäre wie ihr. Stark, unzerbrechlich."

Alice legte sanft eine Hand auf meinen Arm. „Du bist stark, Fjella. Es geht nicht darum, ein Vampir zu sein. Stärke ist, was du in dir trägst, egal ob du menschlich oder unsterblich bist."

Doch tief in mir wusste ich, dass ich das nicht glaubte. Ich war es leid, mich schwach zu fühlen, mich in der Dunkelheit zu verlieren, während alle um mich herum so viel Kontrolle hatten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich wieder aufbrechen würde, um nach einer Lösung zu suchen - egal, was es mich kosten würde.

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In den nächsten Tagen beobachtete ich, wie sich Demetri und Lena immer näher kamen. Es war bittersüß. Einerseits freute ich mich für sie - Lena hatte es verdient, glücklich zu sein. Andererseits erinnerte mich ihre Nähe daran, wie isoliert ich mich oft fühlte. Selbst in einem Haus voller Menschen, die mich liebten, konnte ich diese tief verwurzelte Einsamkeit nicht abschütteln.

Eines Abends saß ich allein in meinem Zimmer, während das leise Lachen von Lena und Demetri aus dem Wohnzimmer zu mir drang. Ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl von Leichtigkeit und Freude teilen, aber stattdessen kehrten meine Gedanken immer wieder zu den Schatten zurück, die mich verfolgten.

Bis(s) in die Ewigkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt