Auf der Flucht

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Das Morgengrauen brach langsam über die Outer Banks herein, als Pope am Strand entlanglief. Das Wasser glitzerte in der Ferne, ruhig und friedlich, doch in ihm tobte ein Sturm. Die letzten Stunden fühlten sich surreal an – John B und Sarah waren irgendwo draußen auf dem offenen Meer, die Polizei suchte nach ihnen allen, und der Schatz der Royal Merchant, für den sie alles riskiert hatten, war zwar greifbar nah, aber gefährlicher denn je.

Pope war erschöpft, aber er konnte nicht aufhören. Er musste einen Weg finden, sich und die anderen zu retten. Die Nacht hatte sie auseinandergerissen, und jetzt waren sie auf der Flucht – erneut. May war in der Nähe, sie hatte sich mit ihm und den anderen an einem verlassenen Fischerhafen versteckt, doch die Last der Situation wog schwer auf ihnen allen.

„Pope", hörte er eine leise Stimme hinter sich. Er drehte sich um und sah May, die ihn mit einem besorgten Blick ansah. Ihr Gesicht war blass, die Anstrengung und die Angst der letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. „Wir können nicht hierbleiben."

„Ich weiß", sagte Pope und strich sich nervös durch die Haare. „Aber ich weiß nicht, wohin wir sonst gehen sollen. Rafe ist immer noch da draußen, und die Polizei sucht nach uns. Wenn wir nur einen Moment lang unaufmerksam sind, war alles umsonst."

„John B und Sarah sind irgendwo da draußen", sagte May und deutete auf den Horizont. „Was, wenn sie es nicht geschafft haben?"

Pope schwieg, als die Worte ihn trafen. Es war ein Gedanke, den er die ganze Nacht über verdrängt hatte. Sie hatten keine Nachricht von ihnen erhalten, und der Sturm hatte ihre ohnehin schon gefährliche Flucht noch riskanter gemacht. Doch er durfte nicht aufgeben. Nicht jetzt.

„Sie sind stark", sagte Pope schließlich, seine Stimme fester, als er sich fühlte. „Sie schaffen das. Wir müssen nur... einen Schritt voraus sein."

May nickte, aber Pope konnte die Sorgen in ihren Augen sehen. Sie waren alle in dieser Situation gefangen, und es gab keinen einfachen Ausweg. Er spürte, wie May sich ihm langsam näherte, und obwohl sie nicht viel sagten, war es ihre Anwesenheit, die ihn beruhigte. In all dem Chaos war sie sein Anker geworden.

„Ich habe nachgedacht", sagte sie leise und sah auf das Meer hinaus. „Über das Amulett."

Pope zog es aus seiner Tasche, wo er es die ganze Zeit bei sich getragen hatte. Es fühlte sich schwer an, fast wie eine Last, die sie nicht mehr loswerden konnten. „Was ist mit dem Amulett?"

„Wir wissen nicht, was es wirklich bedeutet", sagte May, ihre Stimme nachdenklich. „Wir haben immer angenommen, dass es nur ein Teil des Schatzes ist. Aber was, wenn es mehr ist? Was, wenn es uns zu etwas führt, das größer ist, als wir uns vorstellen können?"

Pope runzelte die Stirn. „Du denkst, es gibt noch mehr als den Schatz?"

„Ich weiß es nicht", sagte sie. „Aber ich kann das Gefühl nicht loswerden, dass das Amulett uns auf eine andere Spur führt. Vielleicht haben wir etwas übersehen."

Bevor Pope etwas antworten konnte, unterbrach sie ein lautes Geräusch. Ein Motor brummte in der Ferne, und als sie sich umsahen, erkannten sie ein Boot, das sich dem Hafen näherte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie zogen sich instinktiv in den Schatten zurück.

„Wer ist das?", flüsterte May und griff nach Popes Arm. Ihr Griff war fest, und Pope spürte, wie auch sein Puls schneller wurde. Wenn das die Polizei war, oder schlimmer noch, Rafe, dann waren sie in großer Gefahr.

„Wir müssen uns verstecken", sagte Pope und zog sie hinter einen der alten Bootsschuppen. Sie duckten sich hinter die verfallenen Holzwände und spähten vorsichtig um die Ecke. Das Boot legte an, und zwei Männer stiegen aus, ihre Gestalten schwer im Morgenlicht zu erkennen.

„Das könnten Rafes Leute sein", flüsterte May. „Wir dürfen nicht gesehen werden."

Pope nickte und hielt den Atem an, während die Männer über den Steg gingen. Sie schienen nach etwas zu suchen, ihre Stimmen waren leise, aber angespannt. Pope konnte nicht jedes Wort verstehen, aber es war klar, dass sie hier waren, um jemanden zu finden. Und dieser Jemand waren sie.

Die Minuten vergingen quälend langsam, doch schließlich entfernten sich die Männer wieder, stiegen zurück in ihr Boot und verschwanden in der Ferne. Erst als das Motorgeräusch ganz verstummte, wagten Pope und May, aus ihrem Versteck herauszukommen.

„Das war knapp", sagte Pope und atmete tief durch.

„Sie haben uns gesucht", flüsterte May, ihre Augen weit vor Angst. „Wir müssen hier weg."

Ein neuer Plan

Die anderen Pogues – JJ, Kiara und Sarah – waren ebenfalls in der Nähe, aber sie mussten sie schnell finden. Wenn Rafes Leute nach ihnen suchten, dann hatten sie nur wenig Zeit, um zu verschwinden. Pope sah May an, ihre Besorgnis spiegelte seine eigene wider. In all dem Chaos war sie die eine Person, auf die er sich immer verlassen konnte.

„Wir müssen zurück zu den anderen", sagte Pope und nickte in Richtung des Hafens. „Wenn sie nach uns suchen, sind wir nicht sicher. Wir brauchen einen neuen Plan."

May nickte, aber bevor sie sich in Bewegung setzten, legte sie eine Hand auf seine Schulter. „Pope... danke, dass du bei mir bist", sagte sie leise. „Ich weiß, dass das alles verrückt ist, aber... es ist gut, dass du hier bist."

Pope fühlte, wie seine Anspannung einen Moment nachließ. Trotz der Gefahr, trotz allem, was passiert war, fühlte er sich in ihrer Nähe sicher. Er erwiderte ihren Blick und lächelte schwach. „Ich lass dich nicht im Stich, May. Egal, was kommt."

Sie standen einen Moment still, nur das Rauschen der Wellen füllte die Stille zwischen ihnen. Dann, ohne ein weiteres Wort, machten sie sich auf den Weg, um die anderen zu finden. Die Jagd ging weiter, aber Pope wusste, dass sie zusammen stark genug waren, um es zu schaffen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 15 ⏰

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