Dardan
Ich nehme jedes Ticken der Uhr an unserer Wand wahr und starre wie hypnotisiert vor mich hin. Nachdem Ermira das Zimmer verlassen hat, stand ich dort wie angewurzelt. Ich konnte es nicht wahrhaben. Wie konnte ich denken, dass Alena es ihr nicht sagen wird? Langsam habe ich meine Kleidung vom Boden aufgehoben, die Ermira beim packen alle aus dem Koffer geschmissen hatte. Ich habe sie verletzt, das weiß ich, aber wirklich etwas daran ändern kann ich nicht.
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Eine Stufe nach der anderen. Unten angekommen sah ich meine Mutter, wie sie sich mit Alena streitet. Ihre Enttäuschung kann ich mir nicht vorstellen. Sie hat Ermira mehr als alles andere geliebt und tut es immer noch. Es war von Anfang an ihr Wunsch, dass wie beide irgendwann heiraten. Alena schaute meine Mutter nicht ein Mal an. "Ich hätte niemals gedacht, dass du zu so einer ehezerstörenden Schlampe wirst!", schrie meine Mutter voller Hass. Alena sah hoch und man konnte ihr ihre Wut nun ansehen. "Wen beleidigst du hier als ehezerstörende Schlampe? Dein Sohn war doch der verheiratete. Er hatte Verpflichtungen seiner Frau gegenüber. Er hätte ihr loyal bleiben sollen nicht ich. Vielleicht solltest du deine Wut lieber an jemand anderen rauslassen.", schrie Alena nun zurück. Ich beobachte das ganze Szenario von der Treppe aus. Alenas Mutter hat sich weinend an die Wand gehockt. Ich weiß nicht, ob ich noch geschockt bin und nicht in der Lage bin etwas zu fühlen, oder ob es mich irgendwie gerade nicht berührt, aber ich schaue mir an was hier gerade passiert und ich möchte eigentlich nur meine Ruhe haben. Meine Mutter machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung, als sie auch auf mich los ging.
-Sie würde heute nach Hause kommen. Die drei Tage sind um. Meine Sache sind zwar alle gepackt, aber ich warte noch auf sie und hoffe, dass ich sie umstimmen kann. In den letzten drei Tagen habe ich sie in Ruhe gelassen. Ich habe sie nicht angerufen, ihr nicht geschrieben und geschweige denn sie besucht. Die einzige Nachricht die ich zu dem Thema bekommen habe, war von Granit. "Ich töte dich nur nicht, weil ich Denisa mehr liebe, als ich dich hasse. Sollte ich dich aber noch ein Mal in der nähe meiner Schwester sehen, kann dir niemand auf diesem Planeten helfen, a morre vesh. Ich habe deine Sachen im Büro packen lassen. Du ziehst in die 2. Etage und bis auf überlebenswichtige Meetings würde ich dir raten, mir nicht über den Weg zu laufen." Ich habe nicht darauf geantwortet, weil ich weiß, wie die Sache hätte ausgehen können. Er ist ja selbst mit meiner Schwester zusammen. Hätte er das mit Denisa gemacht, was ich mit seiner Schwester gemacht habe, hätte ich ihn krankenhausreif geschlagen. Dadurch, dass ich so viel Zeit zum Nachdenken hatte, habe ich kaum Schlaf abbekommen und bin völlig ausgelaugt.
Ob ich Schuldgefühle habe? Ja, schreckliche. Ich habe nicht nur meine Ehe zerstört und die Frau verloren, die ich liebe, sondern Ermira so sehr verletzt. Sie hat mir vertraut. Sie hat mir eine Chance gegeben, obwohl sie keinen Grund gehabt hätte jemals wieder einem Mann vertrauen zu schenken. Ich war ihre Ausnahme.
Meine Gedanken werden von dem Schlüssel an der Haustür unterbrochen. Sie ist da. Ich höre ihr erleichtertes Ausatmen. Sie denkt bestimmt, dass ich schon weg bin, da all meine Sachen nicht mehr im Flur sind. Als sie durch die Tür in Wohnzimmer kommt, schreckt sie auf und lässt einen kurzen Schrei raus. "Was machst du hier?!", fragt sie mich verwirrt und leicht wütend. "Ich wollte nochmal mit dir reden, bevor ich endgültig ausziehe." Sie schaut mich nur an. Mir ist ihre Stärke schon an dem Tag aufgefallen. Ich hätte jede andere Reaktion von ihr erwartet, aber nicht diese. Sie strahlt so viel Selbstbewusstsein, Entschlossenheit und Stärke aus, dass ich jede Hoffnung auf eine neue Chance verliere. Überraschender Weise legt sie ihre Tasche in eine Eck und lässt sich auf dem Sofa fallen. "Rede.", gibt sie ganz gelassen von sich. Okey, damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Darauf bin ich nicht vorbereitet. Ich muss jetzt wohl improvisieren. Also gehe ich vorsichtig auf sie zu und bleibe vor ihr stehen. Mein Herz schlägt wie wild. "Zemer... Ermira, ich weiß man kann diesen Fehler nicht verzeihen. Und ich weiß, dass du jeden guten Grund hast, mich aus dieser Wohnung zu schmeißen und mich nie wieder zu sehen. Une i di kto sene. (Ich weiß diese Dinge) Aber ich bitte dich mir noch eine Chance zu gebe. Unserer langen und komplizierten Vergangenheit wegen und du warst doch auch dabei. Du weißt wie gut und harmonisch unsere letzten Monate liefen. Ermira bitte, ich liebe dich. Ich kann dich nicht verlieren.", spreche ich so schnell ich kann, weil ich Angst hatte, dass sie mich unterbricht. Doch das hat sie nicht. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mal ob sie in der Zeit auch nur eine Wimper bewegt hat. Irgendwie verunsichert mich ihre Ruhe. Ist ihr diese Ehe denn gar nichts Wert? Warum nimmt sie es so locker auf? Sie zieht die Augenbrauen hoch, als hätte sie genau das erwartet, was ich gesagt habe. "Darf ich?", fragt sie mich und möchte von mir wissen, ob ich noch etwas zu sagen habe. Leicht nicke ich. "1. Es war kein Fehler. Und ja du hast recht. Man kann deinen 'Verrat' nicht verzeihen. 2. Ich erinnere mich sogar daran, dass ich dich hier schon rausgeworfen habe. Und 3. gerade wegen unserer schweren Vergangenheit ist dein Verrat und Betrug so schlimm. Gerade deswegen hätte ich es von dir niemals erwartet, weil wir so sehr für unsere Liebe gelitten haben. Und ja, ich war die letzten Monate dabei und es tut so weh jetzt zu verstehen, dass diese Monate nur so schön waren und du mir nur endlich wieder Liebe gegeben hast, weil du bekommen hast, was du wolltest." Ich wollte widersprechen, doch sie unterbricht mich. "Hätte ich es nicht geschafft mich zu überwinden und endlich mit dir zu schlafen, hättest du bis heute Alena gefickt. Und das mein lieber Ehemann kannst du nicht abstreiten. Ach und bevor ich dein letztes Argument vergesse. Hättest du mich geliebt und ich meine wirklich geliebt, hättest du mich nicht betrogen. Vor allem nicht mit einer Alena." Sie hat recht. Ich bin sprachlos. Ich kann dazu nichts sagen. In meinem Kopf suche ich nach weiteren Gründen, wie ich mein Verhalten rechtfertigen kann oder nach Argumenten, warum sie mir verzeihen sollte, aber er ist leer. Sie hat mich so überrumpelt, obwohl ich mich seit Stunden auf dieses Gespräch vorbereite. Aber wie kann ich mich für eine Diskussion vorbereiten, wenn ich ganz ihrer Meinung bin. Sie hat Recht. Zu 100%. Ich bin ein Arschloch, ich habe scheiße gebaut und ich hätte mir selber auch nicht verziehen, aber ich muss es doch irgendwie versuchen. "Ermira, es tut mir so leid. Bitte. Pasha zotin, ich schwöre dir bei allem was ich habe, dass ich nicht mal eine andere Frau anschauen werde. Bitte tu mir das nicht an. Meine Mutter wird am Boden sein, wenn sie dich nie mehr sieht. ICH werde am Boden sein, wenn du nicht mehr in meinem Leben bist. Ich flehe dich an Mira bitte." Ich komme mir schon nahezu erbärmlich vor, wie ich sie anbettle, aber ich brauche sie in meinem Leben. Ich weiß es kommt nicht so rüber, aber ich liebe sie. Für sie hätte ich alles gegeben. Meine Freunde, mein Reichtum, mein Leben, ALLES. Es war einfach ein so dummer Fehler von mir. Ich hab mich leiten lassen. Sie hat mich in einem Moment der Schwäche erwischt und dann hatten wir die ganzen Probleme mit Ermira und ich bin da nicht mehr raus gekommen. "Es tut mir leid, aber das reicht nicht.", sagt sie trocken und möchte an mir vorbeigehen. Ich halte sie auf und nehme ihr Gesicht in meine Hände. "Ermira bitte." Ich kann meine Gefühle nicht mehr unterdrücken. Die Tränen stauen sich in meinen Augen, sodass ich die nicht mehr klar sehe. "Danke für alles und die letzten Jahre, wirklich. Du warst eine echt große Hilfe für mich und meine Stütze. Du bist...warst mein Fels in der Brandung. Du warst für mich da, als meine Eltern es nicht waren und dank dir habe ich meine Familie gefunden. Dafür bin ich dir unendlich dankbar. Ich möchte dich aber bitten jetzt zu gehen.", sagt sie ruhig, während sie meine Hände in ihre nimmt, um sie von ihrem Gesicht zu entfernen. Ich nicke verständlich und ziehe sie noch ein Mal in eine letzte Umarmung. Meine Arme schlinge ich so fest um sie, dass ich das Gefühl habe, ich könnte ihren Kopf zerquetschen. Mein Kinn lege ich an ihrem Kopf ab. Sie erwidert meine Umarmung. Ich hätte nicht gedacht, dass sie die Umarmung zulässt, geschweige denn erwidert. Ein letztes mal halte ich sie in meinem Arm. Ein letztes Mal ziehe ich ihren Duft durch meine Nase. Als mir das klar wird, fliest die erste und letzte Träne und landet direkt auf ihr Gesicht, als sie in dem Moment zu mir aufsieht. Ich versuche diese Momente aufzusaugen und nie mehr zu vergessen.
Sie löst sich von mir und schafft eine Distanz zwischen uns, aber da sehe ich es endlich. Sie hat tränen in den Augen. Seitdem sie es herausgefunden hat, ist es der erste Funken an Gefühlen bzw. Emotionen, die ich bei ihr sehe. Ich denke, ich sollte gehen. Und somit verlasse ich die Wohnung und meine erste wahre Liebe, für die ich zu schwach war....
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ENDE
kleiner Spaß heheheh :)
es wartet noch sehr viel unerwartetes auf euch
vielleicht fängt die Story jetzt erst an ;)
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So nah und doch so fern
RomanceDas Leben eines jungen Mädchens, welches sich mit einem Satz auf den Kopf stellt. Bei dem Versuch es wieder richtig zu stellen, merkt sie gar nicht, wie nah sie ihren Zielen doch ist. ---- Hi Leute, das ist meine erste Geschichte, also seid bitte n...