Für die Kampagne

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"Jeden Tag lief ich allein nach Hause"
So fing ihr Brief an,aber es war kein normaler Brief gewesen,es war ein Abschiedsbrief. IHR Abschiedsbrief. Ich habe sie geliebt. Sie war so wunderschön gewesen. Sie hatte einen so wunderschönen Charakter gehabt. Aber sie wurde gemobbt. Von mir. Ich habe sie gemobbt. Nur ich alleine habe damit angefangen. Und alle zogen mit, weil sie von mir gemocht werden wollten. Ich hätte ihr sagen können,dass ich sie liebe. Es hätte nicht so kommen müssen. Stattdessen fing ich an sie zu beleidigen und das nur, weil ich angst hatte,angst davor,dass irgendjemand herausfinden könnte,dass ich sie liebte, angst vor ihrer Reaktion, angst schwäche und verletzlichkeit zu zeigen. Ich war schuld an ihrem Selbstmord. Ich. Nur ich alleine und niemand sonst. Eine eiskalte Träne lief mir meine abgemagerte Wange hinunter und viel auf den Brief. Die blaue Tinte verlief. Ich hielt das Blatt schräg und als ich wieder draufsah, bildete die verlaufene Tinte ein Kreuz. Ihr Kreuz. Die Splitter meines Herzens zerfielen zu staub und wurden von einem eiskalten Wind der trauer weggeblasen. Ich stand auf und ging Duschen, jeder Schritt tat weh, aber der Schmerz tat gut, er zeigte mir, dass ich noch lebte.
Hypnotisiert zog ich mir nach den Duschen meinen Anzug an und versuchte meine Haare zu richten. Ich sah in den Spiegel. Ich sah scheiße aus. Eingefallene Wangen. Augenringe. Blasse Haut. Kein Schimmer in den müden Augen,die teilnahmslos dreinblickten. Heute war ihre Beerdigung. Die Beerdigung, der Liebe meines Lebens und ich war Schuld.
Sie sah auch an ihrer Beerdigung noch so wunderschön aus. Wie Schneewittchen, so wie sie es immer wollte.

Irgend so'n shit zwischendurchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt