Als Wolkenfänger und Irrlichtschimmer die felsigen Hügel ihres Territoriums überschritten und zur Grenze des DämmerungsClans liefen, wechselten sie keine Worte miteinander. Wie sollten sie es auch anders tuen, konnte sie doch nicht sprechen.
Die Kätzin fragte sich, ob es für den Krieger wohl ein unangenehmes und bedrückendes Schweigen war, oder ob es für ihn vielleicht sogar genau richtig war, weil er lieber seinen eigenen Gedanken hinterher hing.
Sie wusste es nicht und würde es nie erfahren, so wie es niemand je erfahren würde. Doch in Wahrheit war es doch sowieso nur eine unwichtige Information, ein Wissen, das verloren gehen würde, so wie eine Wolke, die am Himmel vorbei zog und sich dann auflöste.
Da erschienen die Silhouetten von Blasskehle und Höhlenfang vor ihnen und die Gedanken der Kriegerin nahmen andere Gestalten an, wanderten zu dem, was ihnen bevorstehen würde.
Um das Territorium des AschenClans rankten sich viele Geschichten, so wie auch um den AschenClan selbst. Denn jede Katze des Clans war vor einigen Monden einfach so verschwunden. Vom winzigsten Jungen bis zum schwächsten Ältesten, keiner war mehr in dem Territorium, das vom Leben verlassen schien. Dunkelheit hatte sich über das Land gesengt und Stille. Eine Stille, wie sie nur existieren konnte, wenn kein Leben mehr vorhanden war.
Seit jenem Tag hatte sich außer Häherstern niemand mehr auf dieses Gebiet gewagt und er war nicht zurückgekehrt. Das allein war Grund genug, es ihm nicht gleich zu tun und das ehemalige Territorium zu meiden. Doch das würde bedeuten ihren Anführer, einen Clangefährten, einfach im Stich zu lassen, eine Tat, die einem Krieger nicht würdig war.
An dem Schweigen zwischen Wolkenfänger und Irrlichtschimmer änderte sich nichts, als die beiden anderen dazu trafen. Stattdessen schlossen sie sich diesem an und zu viert traten sie in Stille gehüllt den Weg zu einem ungewissen Pfad an.
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Erst als sie an der Grenze stehen blieben, begann Wolkenfänger zu sprechen. Seine Worte hatten nichts mit dem zu tun, was ihnen bevor stand, stattdessen schien er es noch ein wenig hinauszuzögern zu wollen, indem er nach Böenpfote fragte und wie es ihr in ihrem neuen Clan erging.
»Sie ist einsam«, miaute Blasskehle zögerlich. »Außer Horizontpfote hat sie niemanden, der freiwillig Zeit mit ihr verbringt.«
»Was wurde aus Hyänenpfote?«
»Sein Name ist Hyänengeist und seine Gefährtin heißt Bleifang, nicht Böenpfote.« Die Heilerin blinzelte entschuldigend und Trauer blitzte kurz in den Augen des weißen auf. Er war der Mentor ihrer Schwester gewesen, weswegen er die Familie besser kannte als viele andere.Danach schien niemand mehr so richtig zu wissen, was er tuen oder sagen sollte, weswegen Irrlichtschimmer sich sammelte und einen ersten Pfotenschritt in das ehemalige Territorium des AschenClans setzte. Die Clankatzen folgten ihr und so nahm das unbekannte Gebiet sie auf, während es um sie herum immer dunkler wurde.
Es sah so aus, als würden sie durch dichten, dunklen Nebel laufen. Kaum etwas war noch von dem Moor zu erkennen, dass die Kriegerin einst so geliebt hatte, das ihr mittlerweile jedoch kaum bekannter war als ihren Reisegefährten. Lediglich den Weg zum Lager kannte die Kätzin noch, war es im Herzen doch immer noch ihr Zuhause, so wie der gesamte AschenClan es war.
Dort hatte sie die ersten Momente ihres Lebens verbracht, dort war sie glücklich gewesen. Auch hatten die Katzen dort nie etwas gegen sie getan, hatten ihr nicht mehr als die lästigen Pflichten einer Schülerin aufgedrückt. Verbannt war sie von Wirbelpfote geworden, von ihm und von niemandem sonst. Ein Fakt, der mit der Zeit an Schärfe verloren hatte. Wo früher ein schmerzhafter Stich ihr Herz durchbohrt hatte, war nun nicht mehr als ein dumpfes Pochen.
Als sie das ehemalige Lager betraten, war Höhlenfang der erste, der es als solches erkannte. »Das ist das Lager, nicht war?«, miaute er und blickte die dunkelgraue fragend an. Diese nickte, woraufhin sich Blasskehle intensiver umschaute. »Häherstern meinte, dass er das ehemalige Lager aufsuchen will«, erklärte die Heilerin, doch sie sprach mehr zu sich selbst, als zu allen anderen.
»Hätten wir ihn dann nicht schon längst finden müssen?«, fragte Höhlenfang besorgt.
»Er hätte uns sicher schon gefunden.«
»Vielleicht ist er irgendwo eingeklemmt?«
»Lasst uns einfach nachsehen, dann finden wir es heraus.«Da die beiden Kater daraufhin zustimmend nickten, verteilten sich die vier Katzen auf die verschiedenen Baue, bis plötzlich ein Schrei erklang.
Sofort schnellte Irrlichtschimmers Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war. Ihre Beine trugen sie zum Kriegerbau, wo Höhlenfang und Blasskehle sie einholten. Wolkenfänger fehlte, er war derjenige gewesen, der den Schrei ausgestoßen hatte.
Als die drei Katzen nacheinander in den Bau gingen, war sein Inneres leer und verlassen und es wirkte alles andere als ungewöhnlich. Zumindest würde es so nicht wirken, wenn Wolkenfänger hier gewesen wäre. »Vielleicht ist ein Loch im Boden«, versuchte die Heilerin die Situation zu erklären, doch Zweifel stand in ihren Augen.
Im gesamten Bau gab es kein einziges Loch, die Höhle unterhalb des Bodens war stabil konstruiert worden. Alles wirkte natürlich, doch bei genauerem hinsehen erkannte man ein leichtes Flimmern, das von der hintersten Wand ausging.
Irrlichtschimmer dachte, dass sie es sich nur einbildete, doch ihre Begleiter schienen es auch zu sehen. Alle drei gingen sie darauf zu, bis sie direkt davor standen. Doch auch dann blieben sie nur für kurze Zeit stehen, denn ein Sog schien von ihnen Besitz ergriffen zu haben und sie auf die Wand zuzuschieben.
Bevor irgendwer wusste, was geschah, hatte die Erde sie auch schon aufgenommen und die Dunkelheit verschluckte sie.
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Im blassen Schein des Irrlichts
Fanfiction» Dunkelheit zieht herauf, Wolken schieben sich vor die Sonne. Keine Hoffnung bleibt, die Sterne verblassen. Und die Schatten kommen hervor... Erst, wenn der Mond zu seiner ewigen Gefährtin gefunden hat, besteht Hoffnung.« Irrlichtschimmer - eine ei...