Kapitel 40

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Zwei Stunden später befinden wir uns bei Noah im Garten und sitzen auf einem großen Schaukelstuhl, während wir uns den Nachthimmel anschauen. Das haben wir besonders früher immer gemacht, weswegen ich wegen den ganzen Erinnerungen und der Nostalgie kaum aufhören kann, wie ein kleines Mädchen zu lächeln. Doch dies fällt Noah noch nicht einmal auf, weil er selbst so in Gedanken versunken ist, dass er wahrscheinlich sogar vergessen hat, dass ich noch da bin.

Das ist auch der Grund, weswegen ich ihn lachend anstubse. "Noah... bist du noch anwesend?"

Genannter blinzelt einige Male, bevor er den Blick vom Himmel direkt zu mir richtet. Seine Augen leuchten so hell, dass ich im ersten Moment nur überfordert schlucken kann. Sie ziehen mich in den Bann und bringen wieder dieses unglaublich intensive Kribbeln in meine Magengegend. "Ja, sorry – hast du was gesagt?", fragt er dann.

"Nein... ich wollte nur wissen, ob alles gut ist. Du wirktest in Gedanken so weit weg", erkläre ich, was Noahs Mundwinkel zum Zucken bringt.

"Dir entgeht auch nichts."

Ich ziehe arrogant eine Braue in die Höhe. "Das stimmt. Ich habe einen sechsten Sinn, was sowas angeht."

Noah wird plötzlich ernster, als er den Blick wieder in den Himmel richtet. Er legt seinen Kopf dafür tief in den Nacken und sieht so gut aus, dass es mir den Atem verschlägt. "Hast du manchmal auch so Momente, in denen du dich fragst, wie es möglich ist, dass sich so viel in so kurzer Zeit verändern kann? Ich meine allgemein im Leben..."

Ich beobachte ihn genau. "Ja, dass kenne ich zu gut..."

Noah schmunzelt. "Einige Sachen wiederum bleiben immer gleich. Wie zum Beispiel unsere Freundschaft."

Ich presse die Lippen zusammen. Er hat recht. Unsere Freundschaft bleibt immer bestehen, und das ist auch schön. Es erfüllt mich mit Freude und Liebe, zu wissen, dass Noah und ich immer beste Freunde sein werden und das nichts und niemand etwas daran ändern kann. Doch neuerdings erhoffe ich mir noch so viel mehr aus unserer Beziehung. Ich möchte nicht nur, dass Noah und ich Freunde sind, ich möchte auch, dass er meine Gefühle erwidert.

"Ja, unsere Freundschaft ist etwas Besonderes", sage ich dann leise und starre auf meine Hände. Erst, als ich Noahs Blick auf mir spüre, sehe ich ihn an.

Er lächelt. "Du machst sie zu etwas besonderem."

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich erröte, denn mein ganzes Gesicht beginnt zu brennen. "Sag sowas nicht. Du bist genauso besonders."

"Nein, ehrlich. Ich kenne kein Mädchen, das so ist wie du. Ich weiß nicht, kann sein, dass ich bisher immer nur Pech hatte, aber keiner ist so ehrlich... so loyal und so bodenständig wie du es bist. Es ist fast schon schade, dass so wenige dich im Leben haben. Doch mir ist es recht, ich teile dich ungern mit anderen." Noah grinst zum Ende hin. Ich weiß, dass er mich aufziehen will, doch er weiß gar nicht, dass ich einfach nur sprachlos von seinen schönen Worten bin.

Ich lächle. Doch dann fällt mir ein, dass ich gar nicht so ehrlich bin. Ich verheimliche nämlich nicht nur meine Gefühle, sondern auch das, was heute passiert ist vor ihm. Dabei tue ich das ja aus gutem Grund.

"Alles okay?"

Ich sehe zu Noah und kann seinem Blick kaum standhalten. Ach, – Scheiß doch drauf. Ich räuspere mich unschlüssig. "Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, weil es total unwichtig ist und ich absolut nicht will, dass du dich wegen sowas bescheuertem aufregst, aber... aber heute, als du mit Clara gesprochen hast, habe ich ungefähr zu der Zeit eine Nachricht von dem Psycho bekommen. Du weißt schon, der Kerl von der Party..."

Noah verspannt sich so stark, dass ich für einen Moment zu sprechen aufhöre. "Er hat dir geschrieben?", fragt Noah dann, und seine Stimme klingt so unglaublich belegt und wütend, dass ich eine Gänsehaut bekomme.

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