Justin Hendoras
Justin wusste, dass es keinen Sinn machen würde, auf flachem, ebenen Land die Flucht zu ergreifen, wenn die Gegner das Land erstens kannten und zweitens man mit Zivilisten unterwegs war. Also warteten Juliette und Justin, die Schwerter in den Händen an ihren Seiten hängend. Sie hatten die Dorfbewohner geben, ruhig zu bleiben und sie in die Mitte ihrer Gruppe platziert, damit sie möglichst viel Schutz hätten, falls es zu nonverbalen Konflikten käme. Nun, falls es dazu käme, würden sie wahrscheinlich ohnehin ein Problem haben.
Justin atmete entschlossen aus, bereit, um zu tun, was verlangt war. Juliette warf ihm einen bösen Blick zu und er spiegelte ihren Blick mit dem gleichen Missmut. Als er wieder zu der auf sie zukommenden Gruppe sah, bemerkte er eine Frau, die an der Spitze ging. Er beugte sich zu Juliette nach vor, die auf ihrem hohen Hengst auf der selben Höhe wie er war. "Ist sie das?", fragte er flüsternd. "Wer ist wer?", fragte sie zurück, ein verwirrter und genervter Ausdruck auf ihrem Gesicht. Justin deutete auf die Frau ganz vorne. Juliette kniff die Augen zusammen, zuckte dann mit den Achseln. "Ich weiß nicht genau, wie sie aussieht", gestand sie. "Hab' nur Sachen gehört. Sie soll sehr schön sein, diese Mitharatha. Was auch immer das für ein Name sein soll", fuhr sie mit einem spöttischeren Ton vor. Justin wollte dazu seinen Kommentar abgeben, als die Frau der Soldatengruppe ihnen etwas zurief. "Wer zu Holoron seid ihr!?", schrie sie über die sonst staubtrockene Wiese, die sie voneinander trennte.
Juliette tauschte einen fast schon angeekelten Blick mit Justin, dann rutschte sie auf Raklagon herum, als wäre sie nervös. Justin beschloss, das Reden zu übernehmen, nachdem Juliette nichts entgegnete und die Stille unangenehm wurde. "Wir sind in Frieden hier!", rief er laut zurück. Die gelbe Kapuze seines Mantels klebte an seinen kantigen Wangen, während er fast schon schrie. Die Frau und die Soldaten hinter ihr waren ebenfalls zu Pferden unterwegs, sie selbst ritt einen mitternachtsschwarzen Rappen. Als sie näher ritt, erkannte Justin dunkles Haar unter ihrer ebenfalls schwarzen Kapuze. "Wir kommen aus Mortis", setzte er seine Erklärung fort. "Und wir wollen nur vorbei!" "Einfach quer durch das Land, oder was?", rief sie zurück, ihre Truppe und sie kamen näher.
Justin sah nun, dass es leicht gepanzerte Soldaten waren, wie sie bei Patrouillen oft verwendet wurden. Sie trugen alle rote Umhänge, mit dem grünen, schlangenartigen M darauf. "Das hat meine Frage immer noch nicht beantwortet!", fuhr die Schwarzhaarige fort. Juliette kniff die Augen zusammen, wie sie es oft tat, wenn sie wütend war. Justin presste besorgte die Lippen zusammen. "Was wollt Ihr denn wissen?", fragte Juliette, laut genau, damit sie nicht vom Regen übertönt wurde. "Wer ihr seid!", kam die Antwort zurück, ungeduldiger als davor. Juliette stöhnte leise und genervt auf ehe sie zurückrief: "Das haben wir doch schon gesagt! Wir sind aus Mortis!" "Von dem Kaff hab' ich noch nie was gehört!" Juliette kniff ihre Augen noch mehr zusammen. "Das ist kein Kaff!", rief sie wütend zurück. Justin legte ihr eine Hand auf den Arm. "Beruhige dich. Wir lassen uns nicht provozieren von der", flüsterte er beschwichtigend. Juliette rümpfte die Nase, sagte aber nichts mehr.
Justin drehte sich wieder zu der Frau hin. "Wir wollen nur durch." "Zu spät", entgegnete die Schwarzhaarige. Justin und Juliette sahen sich besorgt an. "Was meint sie denn damit?", fragte Lethan, der hinter ihnen ritt. Er schien beängstigt zu sein. Weil Justin auch keine Antwort darauf hatte, zitierte er die Frage. "Was meint ihr damit?" Die Frau machte ein Geräusch, das vom Gewitter übertönt wurde, dann rief sie lauter: "Ihr seid schon umzingelt. Meine Krieger sind hinter euch, vor euch und neben euch. Ihr fragt euch jetzt 'Woher wusste sie, dass wir hier sind'. Dumme Frage, einfache Antwort: Türme. Fernrohr. Et voilà." Justin sah zu Juliette und erwartete halb, dass sie sich gleich auf die Frau stürzen würde, so provokant, wie die Fremde war. Doch zu seiner Überraschung sah sie nur so schockiert aus, wie er sich fühlte.
"Ihr werdet jetzt mitkommen. Oder ihr werdet sterben." Sie zog ihr Schwert aus der Scheide. Verdattert blickte sich Justin um. Umzingelt? Sterben? Verdammt, nein!
"Justin", setzte Juliette an, doch er stoppte sie. "Haben wir denn eine Wahl? Das Vermächtnis von Mortis liegt bei uns und unseren Leuten. Und sonst niemandem. Wir haben gar keine andere Wahl, wenn wir unser Erbe in Ehren halten wollen." Zum zweiten Mal in fünf Minuten wurde er überrascht, denn von Juliette kam keine Widerrede. "Du stimmst mir zu?", fragte Justin erstaunt. Sie nickte. "Ja, du hast Recht", murmelte sie kleinlaut, als wäre es ihr peinlich. "Zu viel steht auf dem Spiel." Dann blickte sie auf und verkündete laut: "Gut. Wir kommen mit."
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Lothoria: Schwarzes Blut
Fantasy»𝕹𝖎𝖊𝖒𝖆𝖓𝖉 𝖜𝖎𝖑𝖑 𝖘𝖎𝖊 𝖘𝖊𝖍𝖊𝖓, 𝖉𝖎𝖊 𝖇𝖎𝖙𝖙𝖊𝖗𝖊 𝖂𝖆𝖍𝖗𝖍𝖊𝖎𝖙. 𝖁𝖔𝖗 𝖑𝖆𝖚𝖙𝖊𝖗 𝕷ü𝖌𝖊𝖓 𝖎𝖘𝖙 𝖓𝖚𝖗 𝖓𝖔𝖈𝖍 𝖉𝖎𝖊 𝕰𝖗𝖎𝖓𝖓𝖊𝖗𝖚𝖓𝖌 𝖜𝖆𝖍𝖗.« Krieg! Das lange im Frieden lebende Königreich Mortis wird angegriffen! A...