Wie geht man damit um, wenn etwas Schreckliches passiert ist...
Annabells POV:
„Mum, was ist passiert? Wo bist du?", fragte ich gehetzt und ängstlich. Ein weiteres Schluchzen erklang. Mir lief es kalt den Rücken herunter. Wieso antwortet sie denn nicht? Warum sagt sie nichts? Was ist nur passiert? „Im Krankenhaus.", sagte Mum mit zittriger Stimme. „Welches?", fragte ich ernst. „Städtisches.", erklang Mums Stimme. „Ich komme.", sagte ich festentschlossen und legte auf. Mit zittrigen Händen steckte ich mein Handy in die Hosentasche und rannte in meinen Klassenraum. Meine Freunde waren in einem Gespräch vertieft. Ich versuchte erst gar nicht sie anzusprechen. Schnell schnappte ich meine Tasche und rannte hinaus. Was ist nur passiert? Ist etwas mit Mum? Oder Dad? Wieso war Mum so außer sich und konnte mir nicht sagen, was los ist? Wieso das Krankenhaus? Es muss schlimm sein... Wieso sollte es sonst das Krankenhaus sein? Ich rannte durch die Straßen und hatte allein mein Ziel vor Augen. Meine Atmung wurde hektischer. Mein Herz raste in meiner Brust zum einen durch das Adrenalin und die Angst und zum anderen durch das Rennen. Ich bin noch nie gut im Rennen gewesen. Beim Langlauf war ich immer einer der Schlechtesten, aber ich darf nicht aufgeben. Es ist gar nicht mehr so weit. Ich schnappte nach Luft und wischte mir mit der rechten Hand den Schweiß von der Stirn. Mit der linken Hand umklammerte ich meine Tasche, damit sie mir nicht bei jedem Schritt gegen meinen Oberschenkel klatschte. Ich rannte um die Ecke und flog plötzlich auf meinen Po. Aua... Verdattert schaute ich hinauf zu der Person, in die ich hineingelaufen war. Es war ein Junge mit braunen Locken. Irritiert schaute er mich an. „Entschuldigung, es tut mir leid.", stotterte ich, stand schnell auf und rannte weiter. Ich schaute noch einmal zurück und blickte in seine Augen. Er hat wunderschöne Augen... Annabell, konzentriere dich! Ich versuchte tief Luft zu holen und rannte weiter. Meine Knie begannen zu schmerzen und meine Beine wurden immer schwerer. Meine Atmung wurde immer hektischer und mein Rachen fühlte sich trocken an. Ich kann nicht mehr... aber ich muss durchhalten. Mit letzter Kraft rannte ich ins Krankenhaus. Wo muss ich überhaupt hin? Ich weiß nicht einmal, welchen Namen ich sagen muss. Mit zitternden Händen und noch immer schwerer Atmung, holte ich mein Handy heraus und wählte Mums Nummer. „Annabell?", fragte sie mit zitternder Stimme. „Mum, auf welche Station muss ich?", fragte ich schnell. „Intensiv. Zimmer 34.", schluchzte sie. „Ich bin gleich da, Mum.", flüsterte ich und legte auf. Intensivstation, nein, nein, nein, das klingt ganz und gar nicht gut. Ich rannte zum Fahrstuhl und drückte auf mehrere Knöpfe. Wieso kommt denn keiner? Die Zeit verging viel zu langsam. Nervös trampelte ich mit meinem linken Fuß auf derselben Stelle herum. Das dauert ja ewig... Was ist nur passiert? Endlich öffnete sich die Fahrstuhltür und ich rannte hinein. Ein junger Arzt war ebenfalls in dem Fahrstuhl und musterte mich besorgt. Mir lief der kalte Schweiß von der Stirn und ich zitterte vor Angst. „Junge Dame, ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt und musterte mich erneut. „J-ja.", stotterte ich und musterte den jungen Arzt. Er war groß, brünett und hatte blaue Augen. „Wo wollen Sie denn hin?", fragte er neugierig. „Intensivstation.", sagte ich mit zittriger Stimme. „Das trifft sich gut, da muss ich auch hin.", sagte er lächelnd und drückte einen Knopf. Die Fahrstuhltür schloss sich und ich holte tief Luft. Oh man... Was ist passiert? Ich kriege hier gleich noch die Krise! Ich schaffe das nicht... Um mich abzulenken, schaute ich auf das Namensschild des jungen Arztes. „Dr. med. Tomlinson.", las ich leise. „Hmm?", fragte er neugierig. „Zu wem müssen Sie denn, wenn ich fragen darf?", fragte ich, um mich irgendwie auf andere Gedanken zu bringen. Plötzlich wirkte er traurig. „Ich muss der Frau eines heute Morgen eingelieferten Patienten mitteilen, dass ihr Mann Hirntod ist.", flüsterte er und klang sehr betroffen. Hirntod... Mann... Heute eingeliefert... „Wann kommt Dad eigentlich? Er ist schon zwei Tage weg.", „Heute.", ... „Mum, auf welche Station muss ich?", „Intensiv. Zimmer 34.", ... Nein! Nein! Das kann nicht sein, nein. Bitte nicht Dad, nein! Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich schlug meine Hand vor meinen Mund. „Junge Dame, was ist denn los?", fragte Dr. Tomlinson besorgt. „Wie heißt der Mann?", fragte ich schluchzend. „Das darf ich Ihnen nicht sagen.", murmelte er. Die Fahrstuhltür sprang auf. Eine freundliche Stimme erklang: „Intensivstation." Ich rannte aus dem Fahrstuhl und schaute mich mit Tränen in den Augen verzweifelt um. Es darf nicht Dad sein, das darf es einfach nicht... „Wo müssen Sie denn hin?", fragte Dr. Tomlinson hilfsbereit. „Zimmer 34.", sagte ich mit zitteriger Stimme. Er schluckte heftig und hustete. Er musterte mich mit diesem Blick. Dieser Blick... Ich kenne ihn, nein. Dieser Blick, den setzen alle Ärzte auf, wenn es keine Hoffnung mehr gibt. Dad ist Hirntod. Dad ist der Patient, wo er hin muss... Es gibt kein Zurück mehr... „Sie müssen ins Zimmer 34.", schluchzte ich und die Tränen begannen wie Wasserfälle meine Wangen herunter zu laufen. Nein! Er nickte mitfühlend. Zaghaft ging er einen Schritt auf mich zu und zog mich in seine Arme. Ich schluchzte auf und weinte in seinen Kittel. Warum Dad? Warum mein Dad? Nein, das darf nicht, warum? „Ich bringe dich zu deiner Mutter.", flüsterte er und streichelte mir vorsichtig über den Rücken. Ich holte tief Luft und nickte.
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Do you rescue me? (Harry ff)
FanfictionAllein, wann ist man allein? Man kann allein sein, weil man weder Freunde noch Familie hat oder man besitzt beides und fühlt sich allein... Annabell ist 16 und ist eigentlich glücklich mit ihrem Leben bis etwas Schreckliches geschieht. Wer wird sie...