Kapitel 42: Opfer aus Liebe

8 1 0
                                    

Ich saß am Küchentisch im Haus der Cullens, umgeben von Alice, Lena und Jasper. Die warmen Sonnenstrahlen, die durch die großen Fenster hereinschienen, ließen den Raum heller erscheinen, als ich mich tatsächlich fühlte. Meine Gedanken kreisten noch immer um das Gespräch mit Carlisle. Es war schwer gewesen, ihm zu sagen, dass er nicht wegen mir seine Überzeugungen aufgeben sollte - vor allem, weil ein Teil von mir nichts mehr wollte, als das, was ich so lange herbeigesehnt hatte: ein Teil ihrer Welt zu werden, ein Vampir zu sein.

Alice beobachtete mich aufmerksam, ihre Augen suchten nach einem Anzeichen dafür, was in mir vorging. Sie war immer so intuitiv, konnte oft spüren, was ich sagen wollte, bevor ich die Worte fand. Lena saß neben mir, ihre Hand auf meiner, und Jasper lehnte lässig an der Wand, doch seine Augen verrieten, dass auch er in das Gespräch vertieft war, das gleich folgen würde.

„Also," begann Alice schließlich, ihre Stimme sanft, aber neugierig, „du hast mit Carlisle gesprochen? Über alles, was passiert ist?"

Ich nickte langsam, spürte den leichten Druck von Lenas Hand, der mich ermutigte, zu sprechen. „Ja, wir haben gesprochen. Es war... intensiv."

„Das glaube ich dir," warf Jasper ein, seine Augen kurz auf mich gerichtet, bevor er den Blick wieder auf den Boden senkte. „Carlisle scheint in letzter Zeit sehr viel nachzudenken."

„Das tut er," bestätigte ich und atmete tief durch. „Er hat mir gesagt, dass er darüber nachdenkt, seine Prinzipien über Bord zu werfen und mich zu verwandeln." Ich sprach leise, fast zögernd, als hätte ich noch immer Schwierigkeiten, diese Worte auszusprechen.

Sofort spürte ich die Veränderung in der Luft. Alice' Augen weiteten sich leicht, und sie setzte sich ein Stück aufrechter hin. Lena löste ihre Hand von meiner, und auch sie wirkte überrascht. Jasper blieb äußerlich ruhig, aber ich konnte die plötzliche Anspannung in seinem Körper spüren.

„Carlisle hat das wirklich gesagt?" fragte Lena, ihre Stimme fast ungläubig.

„Ja," flüsterte ich. „Er meinte, dass er sich Sorgen macht, weil Aro nicht aufgeben wird. Er denkt, dass es der einzige Weg ist, mich zu beschützen."

Alice warf einen kurzen Blick zu Jasper, bevor sie wieder zu mir sah. „Und wie hast du darauf reagiert?"

Ich senkte den Blick, spürte die Schwere meiner eigenen Antwort in meiner Brust. „Ich habe ihm gesagt, dass er das nicht tun soll. Nicht für mich."

Wieder herrschte Stille. Alice und Lena sahen mich mit weit geöffneten Augen an, als könnten sie nicht fassen, was ich gerade gesagt hatte. Jasper schien etwas sagen zu wollen, hielt sich aber noch zurück.

„Du hast ihm gesagt, dass er dich nicht verwandeln soll?" wiederholte Lena, als wolle sie sicherstellen, dass sie mich richtig verstanden hatte.

„Ja," bestätigte ich, meine Stimme fester als zuvor. „Ich weiß, wie sehr Carlisle an seinen Überzeugungen hängt, und ich will nicht, dass er sie wegen mir aufgibt. Es wäre falsch. Es würde ihn zerstören."

Alice sah mich noch immer an, als hätte sie Schwierigkeiten, das Gehörte zu verarbeiten. „Fjella," begann sie vorsichtig, „du hast dir doch immer gewünscht, ein Vampir zu sein. Warum... warum hast du ihm das gesagt?"

Ich seufzte tief und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Es war schwer, das zu erklären, selbst für mich. „Natürlich wünsche ich mir das immer noch," begann ich leise. „Aber nicht so. Nicht, wenn es bedeutet, dass Carlisle etwas tut, das ihn zutiefst unglücklich machen würde. Es wäre nicht richtig."

Jasper schüttelte leicht den Kopf, als hätte er Mühe, die Situation zu begreifen. „Ich hätte nicht erwartet, dass du so reagieren würdest," gab er ehrlich zu. „Vor allem nach allem, was du durchgemacht hast und wie sehr du Teil dieser Welt sein willst."

„Ich weiß," antwortete ich, meine Stimme etwas lauter. „Aber ich habe über alles nachgedacht. Über das, was wirklich zählt. Und ich möchte nicht, dass Carlisle sich opfert, nur um mich zu schützen. Es ist nicht fair ihm gegenüber."

Lena sah mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht ganz deuten konnte - es war eine Mischung aus Erstaunen und Respekt. „Ich hätte nie gedacht, dass du ihm das sagen würdest. Du willst doch unbedingt verwandelt werden, und jetzt sagst du ihm, dass er es nicht tun soll?"

„Ja," wiederholte ich, fast trotzig. „Weil ich ihn liebe. Ich liebe ihn zu sehr, um ihn das durchmachen zu lassen."

Alice beugte sich leicht vor und suchte meinen Blick. „Aber was ist mit dir, Fjella? Du hast dir so sehr gewünscht, einer von uns zu sein. Kannst du diesen Wunsch wirklich aufgeben?"

Ihre Frage traf mich tief. Ich spürte, wie sich mein Herz verkrampfte, und ich wusste, dass sie recht hatte. Es war ein Wunsch, der mich schon so lange begleitete, ein Teil dieser Familie zu sein - für immer. Aber ich wusste auch, dass es nicht der richtige Weg war, diesen Wunsch zu erfüllen.

„Es ist nicht so, dass ich es aufgeben will," antwortete ich schließlich ehrlich. „Aber ich möchte nicht, dass Carlisle es tut, nur weil er denkt, dass er keine andere Wahl hat. Ich will, dass er es aus den richtigen Gründen tut - wenn er wirklich will, dass ich ein Teil dieser Welt werde, nicht nur, um mich zu schützen."

Lena nickte langsam, als sie meine Worte auf sich wirken ließ. „Das macht Sinn," sagte sie leise. „Aber es muss schwer für dich sein, das zu akzeptieren."

„Es ist schwer," gestand ich. „Jeden Tag frage ich mich, ob es das Richtige ist. Aber ich kann nicht zulassen, dass Carlisle sich für mich opfert. Nicht auf diese Weise."

Jasper trat einen Schritt näher an den Tisch heran, seine Stimme tief und nachdenklich. „Das erfordert viel Stärke, Fjella. Mehr, als die meisten Menschen hätten. Du hast das Richtige getan, auch wenn es sich nicht so anfühlen mag."

Ich lächelte schwach und sah zu ihm auf. „Danke, Jasper. Aber es ist nicht einfach. Ich will Carlisle schützen, genauso wie er mich beschützen will. Und das ist der schwierigste Teil an all dem."

Alice stand auf und umarmte mich sanft, ihre Arme warm und beruhigend um mich gelegt. „Du bist stärker, als du denkst, Fjella," sagte sie leise. „Wir alle sind stolz auf dich. Und was auch immer passiert - wir stehen hinter dir."

Ich schloss die Augen und ließ mich für einen Moment von ihrem Trost umhüllen. Die Unsicherheit in mir war noch immer da, aber die Unterstützung meiner Freunde gab mir die Kraft, weiterzumachen.

„Danke," flüsterte ich. „Danke, dass ihr alle für mich da seid."

Bis(s) in die Ewigkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt