Kapitel 44: Neue Hoffnung

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Die Sonne hatte sich hinter den Baumwipfeln versteckt, als ich durch den Wald streifte. Der kühle Wind spielte mit meinen Haaren, während ich nachdachte. Die Gedanken über alles, was passiert war - über Carlisle, die Cullens und den ständigen Druck von Aro und seinen Leuten - überfluteten meinen Geist. Ich wusste, dass ich nicht ewig weglaufen konnte, aber ich wollte mir nicht eingestehen, wie sehr ich mich nach einer Entscheidung sehnte, die ich vielleicht nie treffen konnte.

Schließlich erreichte ich die Lichtung, auf der der Kampf stattgefunden hatte. Die Erinnerungen an das Chaos und die Schmerzen, die ich damals erlitten hatte, durchzuckten mich wie ein Blitz. Der Ort war erfüllt von einer gespenstischen Stille, die mir das Gefühl gab, als wäre die Zeit hier stehen geblieben.

Plötzlich spürte ich eine Präsenz und sah auf. Dort stand Jane, mit einem breiten, süffisanten Lächeln, die Arme vor der Brust verschränkt. „Na, na, na, schau mal, wer hier wieder allein im Wald umherstreift," sagte sie mit ihrer glockenhellen Stimme. „Du kannst mir nicht entkommen, Fjella."

Ein genervtes Seufzen entfloh mir. „Was willst du, Jane?"

„Oh, nur ein wenig Spaß," antwortete sie und trat einen Schritt näher. Ihr Lächeln wurde breiter, und ich wusste, dass ich in Schwierigkeiten war. Sie streckte die Hände aus, und bevor ich reagieren konnte, überkam mich ihre Fähigkeit erneut. Schmerz durchzuckte meinen Körper, stärker als beim letzten Mal.

Ich versuchte, mich zusammenzureißen, nicht zu schreien, trotz des brennenden Schmerzes, der sich durch meine Glieder fraß. Aber je mehr ich kämpfte, desto intensiver wurde das Gefühl. Es war, als würde sie mich langsam zerreißen. Ich konnte kaum atmen, und die Welt um mich herum verschwamm. Ich näherte mich Stück für Stück der Bewusstlosigkeit, während ich versuchte, den Schmerzensschreien in mir Einhalt zu gebieten.

Doch als ich dachte, ich könnte es vielleicht schaffen, die Kontrolle zu behalten, entglitt mir alles. Ein Laut, der nicht mehr unterdrückbar war, entrang sich meiner Kehle. Es war der Schrei einer gefangenen Seele, und mit ihm schwand meine letzte Hoffnung auf Bewusstheit.

Plötzlich hörte der Schmerz auf. Ein Gefühl der Leere überkam mich, und ich blinzelte gegen die Dunkelheit an. Am Rande meines Bewusstseins nahm ich einen Kampf wahr. Ein mir fremder Vampir war auf Jane losgegangen. Ich konnte sehen, wie er sie mit einer Bewegung, die so schnell war, dass ich kaum mit den Augen folgen konnte, packte und ihr den Kopf abriß. In der letzten Sekunde, bevor ich die völlige Dunkelheit erreichte, fiel mir auf, dass ich diesen Vampir noch nie zuvor gesehen hatte.

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Der Vampir, George, hob mich sanft hoch und trug mich, als wäre ich ein Blatt Papier in einem Sturm. Seine Bewegungen waren leicht und geschmeidig, während er durch den Wald eilte. Ich war nicht mehr in der Lage, klar zu denken; die Dunkelheit hatte mich fest im Griff. Ich spürte den Wind in meinem Gesicht, als er sich weiter von der Lichtung entfernte und in die dichten Bäume eintauchte. Die Stadt Seattle kam in Sicht, die Lichter funkelten wie Sterne am Boden.

George brachte mich in eine ruhige Gasse, weit weg von den neugierigen Blicken der Menschen. Er ließ mich sanft auf dem Boden nieder und beobachtete einen Moment lang, bevor er sich zurückzog, als wäre er ein Schatten. „Bleib hier, ich komme wieder", murmelte er, doch ich war nicht in der Lage, zu antworten. Der letzte Funke des Bewusstseins verschwand.

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Die Dunkelheit verschwand und ich fand mich auf einem fremden Sofa wieder. Der Raum um mich war unbekannt, die Wände in einem sanften, hellen Blau gestrichen. Ich blinzelte und versuchte, meine Gedanken zu sammeln, als ich plötzlich in zwei vertraute Augen sah.

„Fjella?" Sarah, meine beste Freundin aus der Grundschule, sah mich an. Sie hatte sich verändert, aber die Wärme in ihren Augen war die gleiche. Ein Schock durchfuhr mich, als ich realisierte, dass wir uns nach all den Jahren wieder gegenüberstanden.

„Sarah?" stammelte ich und setzte mich abrupt auf. „Wie bist du hierher gekommen? Was ist passiert?"

„Langsame Bewegungen, meine Liebe. Du bist verletzt und solltest dich erst einmal entspannen," sagte sie sanft. „Ich habe dich gefunden, als du bewusstlos im Wald lagst. Es tut mir leid, dass du durch so viel Schmerz gehen musstest."

„Jane... sie hat mir Schmerzen zugefügt. Und dann kam ein anderer Vampir..." Ich hielt inne, als ich die Erinnerungen wiedererlebte. „Ich kann mich nicht erinnern, wie ich hierher gekommen bin."

„Es ist in Ordnung, alles wird gut. Du bist in Sicherheit," beruhigte sie mich. „Der Vampir, der dich gerettet hat, hat dich zu mir gebracht. Er war sehr... eindrucksvoll."

Ich versuchte, die Informationen zu verarbeiten, aber die Angst und das Chaos der letzten Stunden schnürten mir die Kehle zu. „Ich verstehe nicht... warum bist du hier?"

„Es ist eine lange Geschichte, aber ich habe auch in Seattle gelebt. Ich bin hierher gezogen, um einen Neuanfang zu wagen, und dann bist du plötzlich in mein Leben zurückgetreten. Es fühlt sich an, als ob das Schicksal uns zusammengeführt hat, oder?"

Ein schwaches Lächeln umspielte meine Lippen, doch die Erinnerungen an die jüngsten Ereignisse drängten sich in den Vordergrund. „Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr sicher bin. Die Volturi, Jane... sie sind immer noch hinter mir her."

Sarah nickte, und ihre Miene wurde ernst. „Dann lass uns gemeinsam herausfinden, wie wir diese Bedrohung beseitigen können. Du bist nicht mehr allein, Fjella. Ich werde für dich da sein."

Ein Gefühl von Hoffnung keimte in mir auf, als ich ihre Worte hörte. Vielleicht, nur vielleicht, war dies der Wendepunkt, den ich so dringend brauchte.

Bis(s) in die Ewigkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt