Ein Tag im Leben eines Katzenhalters

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Viele sagen ja immer: „Katzen zu Hause sind was Tolles, sie bringen Entspannung und reduzieren Stress." Ich sage euch: „Nein. Ich erzähle euch jetzt, wie ein typischer Tag im Leben eines Katzenhalters aussieht."

Montagmorgen, was gibt es Schöneres als nach einem ruhigen, entspannten Wochenende aufzuwachen und mit tausend kleinen Nadeln in der Haut aufzuwachen die einen immer und immer wieder pumpend akkupunktieren, weil die Kater pünktlich um 05:00 Uhr Hunger haben? Die kleinen nadelartigen Krallen bohren sich rhythmisch immer wieder in mein Fleisch und versuchen mir Stück für Stück die Haut abzureißen. Ich liege wach im Bett, mein Kopf schreit: „Hast du es bald Katzentier?!" Doch ich muss euch sagen: Nein! Unsere Kater pumpen und pumpen, aber legen sie sich wie normale Katzen irgendwann einmal hin? Sicher nicht. Sie warten. Und zwar darauf, dass ich aufstehe und die tägliche Raubtierfütterung beginne. Letztlich lasse ich mich doch überzeugen, mit etlichen roten Punkten auf der Brust, aufzustehen und ins Bad zu taumeln. Doch HALT! Ich lege mich erst gepflegt auf die Fresse, weil die Kater vom Bett aufspringen wie Usain Bolt und mir genau vor die Beine rennen. Meine Kater schauen mich an, als wollten sie sagen: „Wenn dir nichts passiert ist, kannst du uns ja nun füttern." Ich gehe ins Bad und setze mich erst einmal, um meine morgendlichen Geschäfte zu erledigen. Aber was ist das? Durch den schmalen Spalt, mit dem ich die Tür angelehnt habe, drücken sich, wie in einem 90er Jahre Trash Zombiefilm, die Kater durch die Tür und ziehen Fratzen, da sie mit dem Kopf fast steckenbleiben. Ich seufze und beende meinen Aufenthalt im Bad. Auf dem Weg zur Treppe rennen mir die Kater erneut in die Beine als würden sie sagen: „Warte! Wir helfen dir schneller unten anzukommen!" Es ist ja auch in der Tat schneller die Treppe laut polternd, die Nachbarn aus dem Schlaf reißend und in einem Knäul aus Armen und Beinen unten anzukommen, als sie normal herunter zu gehen, was lediglich 2 Sekunden länger dauert.

Unten angekommen gehe ich in die Küche und nehme mir den Behälter mit dem Trockenfutter, öffne ihn und ein Schwall aus Giftgasen und Fisch kommt mir entgehen. Ich versuche mich durch die gierigen Köpfe der Kater durch zu drücken mit dem Behälter, um die Futterschüssel zu befüllen. Endlich ist die erste Raubtierfütterung geschafft. Ich setze mich in mein Arbeitszimmer und beginne meinen Tag. Nach 5 Minuten raschelt es unter meinem Schreibtisch, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag. Der kleinere meiner beiden Kater hat es sich im Papierkorb bequem gemacht und ist kurz darauf damit umgefallen und hat eine Flut an Altpapier entleert. Der große Kater sitzt nur unbeeindruckt daneben und versucht mit all seiner Niedlichkeit mit dazu zu bringen, ihn erneut zu füttern.

Eins müssen Sie wissen, Katzen verhungern im Durchschnitt 8 Mal am Tag und versuchen einen mit ihren großen runden Augen auch jedes Mal daran zu erinnern.

Nachdem ich das zerfetzte Papier aufgesammelt habe, gehe ich in die Küche, auf dem Weg dorthin schaue ich in den Flur und finde eine Spur von Verwüstung vor. Der Futternapf steht am anderen Ende der Räumlichkeiten, überall liegen kleine Pellets von Trockenfutter herum. Ich lasse es einfach liegen und gehe in die Küche und mach mir einen Kaffee. Nach nur wenigen Minuten vernehme ich aus dem Wohnzimmer ein schauderhaftes Kratzen und gehe nachschauen was los ist: der Kleine steht am Sofa und findet der Bezug sollte eine neue Struktur erhalten und zieht seine Krallen durch das Polster. Ich fasse mir an den Kopf und setzte den Kleinen auf seinen 1,90 m hohen Kratzbaum, von welchem er mit einem Satz sofort wieder herunterspringt und ins Arbeitszimmer rennt.

Ich gehe zurück ins Arbeitszimmer und setzte meinen Alltag fort.
Dabei ignorierend, dass mein 120 € Teppich beinahe kahl gerupft wurde und die ganzen Fetzen in der Wohnung verstreut liegen.

16:00 Uhr
Endlich Feierabend, ich verlasse das verwüstete Arbeitszimmer, der Papierkorb liegt in irgendeiner Ecke, überall fliegen Papierfetzen herum, im Regal wurden Bücher herausgetreten und in meiner Tastatur fehlen die Tasten „T", „ESC", „F8" und „Space". Doch darüber mache ich mir heute keine Gedanken mehr.

Ich setze mich aufs Sofa und schalte die Konsole ein. Nicht lange lassen sie auf sich warten, da springt der Große, zudem ein 3,5 kg Geschoss, auf meinen Bauch, legt sich zum Glück aber recht schnell hin. Dann kommt der Kleine, welchen man auf einem schwarzen Sofa ohnehin schon suchen muss, auch wenn er direkt vor der eigenen Nase sitzt und klettert auf mich drauf. Die kleinen Krallen, die er zum Festhalten in mich hineinbohrt, stören beinahe kaum. Ich zocke, aber nicht lange dann schiebt mit ein Katergesicht den Controller aus den Händen und schreit um Aufmerksamkeit. Ich kraule die Kater einen Moment, dann versuche ich mein Spiel weiter zu spielen.

Mit peitschendem Schweif versucht mir der Große zu signalisieren, dass nun „Katzenzeit" sei, als der kleine auch schon auf ihn losspringt und mit Krallen und Zähnen auf ihn losgeht. Der Große krallt sich in meinen Bauch, um nicht herunterzufallen und ich schieb mit einem wimmern den Kater von mir.

Ich schaue unter mein T-Shirt, zum Glück sind es diesmal nur drei rote blutende Striemen, die von der einen Seite meines Bauches bis zur anderen gehen. Währenddessen kloppen sich die Kater auf dem Sofa, der kleine tritt dem Großen gegen den Kopf, während sie sich keifend und knurrend in ein Knäul aus Katern verflechten. Auf einmal springt einer der beiden auf, rennt los quer durch die Wohnung und verschiebt dabei den Teppich, reißt die Esszimmerstühle um, verwüstet dabei das Badezimmer, in der Ferne schreien Kinder. Irgendwo fährt ein Auto gegen einen Baum. Als die Kater in ihrer Hetzjagd wieder auf das Sofa zu gerannt kommen gehe ich in Deckung.

Wer will schon mit 300 km/h einen Pelzüberzogenen Football in die Fresse bekommen? Richtig, niemand! Und trotzdem werde ich Opfer dieses Tobsuchtanfalls und nacheinander rennen vier Pfoten über mich drüber. Solche „Tobsuchtsanfälle" haben meine Kater etwa 20 min. am Tag... und das 6 Mal, etwa jede Stunde, wenn ich Glück habe. Ich lasse die Katzen die Wohnung verwüsten und zocke.

Langsam bekomme auch ich Hunger und gehe in die Küche. Die Katzen schlafen, doch falsch gedacht! Sobald sich die Küchentür auch nur um 0,003 mm öffnet, gehen die Augen der Kater auf und sie brettern mit einem Affenzahn hinterher. Ich mache mir was zu essen. Von unten werde ich angeschrien in schrillen Miauen und schaue dann auf die Uhr: 17:55 Uhr. Pünktlich wie die Maurer stehen die Kater vor mir und schreien mich in einem Chor aus miauen und quietschen an. Ich stelle die Dose raus und mache mir etwas zu Essen. Schließlich mache ich mit einem kreischenden Miau-Chor die Futterschalen bereit und gehe aus der Küche. Der Große macht Überschläge wie eine Kunstturnerin während er mir hinterherläuft, während der Kleine mich noch immer wie ein Drill-Sergeant anschreit und auf seine Futterschüssel lechzt. Nachdem ich die Futterschüsseln hingestellt habe, hole ich mein eigenes Essen und beginne mit meinem Mahl. Etwa 5 Minuten später stehen beide Kater bei mir am Tisch und schauen mit Murmel großen Augen zu mir rauf, als hätten sie 1 Woche nichts zu fressen bekommen. Ich seufze und gebe ein kleines Stück von meiner Salami ab, ehe ich mich versehe, ist meine gesamte Salami verschwunden. Also nur trockenes Brot und Wasser zum Abendbrot.

22 Uhr
Ich sag es Ihnen, es ist egal wann man ins Bett geht, solange man genug Schlaf bekommt. Doch Moment! Ich bin ein Katzenhalter und daher: Ich liege im Bett, versuche mit meinem Freund zu kuscheln, als sich mit krallen rangelnd ein kleines schwarzes Fellknäul zwischen uns schiebt und sich einfach so nach dem Motto: „Mach mal Platz! Du nimmst ja das ganze Bett ein!" hinlegt. Also doch nichts mit entspannt Kuschel. Wir liegen da und unterhalten uns noch, von unten aus der Wohnung hört man Scheppern, Klirren, gefolgt von einem langgezogenen Gurren des Großen Katers. Ich verdrehe die Augen und stehe auf, um nachzusehen. Als ich im Flur bereits angekommen bin, fällt mir auf: Die Gardinen an der Rumpelkammer fehlen, sie liegen irgendwo 3 Meter weiter auf dem Boden. Ich gehe weiter, die Wasserschale liegt ausgekippt an der Seite und alle Kissen, die auf dem Sofa lagen, finde ich nun verstreut im ganzen Zimmer vor. Ich schaue mich um und suche den Großen. Keine Spur von ihm, nicht hinter dem Sofa, nicht im Kratzbaum. Ich nehme mir die Packung mit den Leckerlies und raschle einige Sekunden damit. Auf einmal gurrt es mich von der Seite an, und zwar von auf dem höchsten Regal was ich in meiner Wohnung besitze, wo kein Weg hinauf zu führen scheint für eine Katze. Als ich genauer hinsehe liegen meine sämtlichen Romane, meine gesammelten kleinen Plüschtiere und meine Topfpflanze zerschmettert am Boden. Ich stelle die Leckerlies wieder hin und gehe wieder ins Schlafzimmer hinauf. Aufräumen? Ist eine Sisyphusarbeit, wenn man Katzen besitzt. Auf dem Weg nach oben komme ich am Katzenklo vorbei und ein schwall, Tränen in die Augen treibender Gase kommt daraus empor. Ich schaue nach, erst erschrecke ich mich und denke: „Seit wann habe ich eine 3. Katze?" Aber nein, es ist keine dritte Katze, sondern ein Haufen, der weitaus größer ist als einer der beiden Kater selbst. Ich erbarme mich und hole Müllsack und Schaufel. Sobald ich auch nur die Abdeckung des Katzenklos abgenommen habe, kommt der Kleine angeschossen und setzt sich in das Katzenklo, welches ich bereits begonnen habe, sauber zu machen. Ich seufze, höre auf mit dem sauber machen und der Kleine setzt geradewegs nochmal ein Häufchen in das Streu, welches größer als er selbst ist und droht beinahe ein Eigenleben zu entwickeln.

Ich mache das Klo sauber und gehe wieder ins Bett. Egal wie früh oder spät man sich hinlegt, Katzen wissen, dass sie genau zur Schlafenszeit nochmal einen Tobsuchtsanfall bekommen und schießen durch die gesamte Wohnung sich gegenseitig jagend. Ich lege mich in mein Bett und mache die Augen zu. Über mich und meinen Freund jagen trampelnd die beiden Kater, man schläft auch nicht gut ohne Katzenhaare im Mund und irgendwann kehrt Stille ein.
Sie haben Recht, Katzenhalter zu sein ist eine sehr entspannte und stressreduzierende Glückseligkeit.

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