Kapitel 41

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Als ich fünf Minuten später drinnen in der Küche sitze, spüre ich, wie angespannt Noah ist. Und das macht meine eigene Angespanntheit nicht gerade besser. Mein Herz kann einfach nicht aufhören, wie verrückt zu schlagen, und ich traue mich noch nicht einmal, in Noahs Richtung zu schauen, viel zu sehr habe ich Angst davor, mich an seinem Blick zu verbrennen.

Von daher achte ich nur auf das Essen, was zwar unglaublich lecker ist, ich aber dennoch nur schwer runterbekomme.

Immer wenn ich nervös bin ist in meinem Bauch für nichts anderes mehr Platz...

"Ist alles gut Lindsey? Du hast ja kaum was gegessen", fällt Amalia, – Noahs Mutter, – auf. Sie mustert mich besorgt. "Du bist auch ganz rot, liebes. Hast du Fieber?" Nun fasst sie mir mit dem Handrücken an meine Stirn, um zu schauen, ob ich heiß bin, dabei braucht sie das gar nicht, denn ich glühe förmlich. Ich schätze, sie hätte die Hitze auch gespürt, wenn ihre Hand kurz vor meiner Haut innegehalten hätte. "Oh Gott, du bist ja ganz warm!"

Ich lache verkrampft. "Ja, mir ist auch echt warm geworden. Aber sonst geht's mir gut, keine Sorge!", beteuere ich zum Ende hin.

Es ist schon schlimm genug, dass Noah sich denken kann, dass das alles an der Situation von vorhin liegt. Und verdammt, – es stimmt ja auch. Ich kann seinen Blick nicht vergessen und noch viel weniger seine Worte. Das erste Mal hatte ich das Gefühl, dass Noah meine Gefühle vielleicht... in irgendeiner Hinsicht... erwidern könnte. Das er vielleicht irgendwo ganz tief in seinem Herzen ähnlich wie ich empfindet. Das meine Wünsche vielleicht auf seine treffen.

Doch das ist doch absurd...

"Noah... und du? Du bist doch sonst auch nicht so still", fährt Amalia fort. Ihr Blick schweift nun zu ihrem Sohn, welchen sie ebenso verwirrt anschaut. "Ist etwas vorgefallen, von dem ich nichts weiß?"

Noah schüttelt den Kopf, während seine Augen auf seine Mutter gerichtet sind. Ich nutze die Möglichkeit und mustere ihn. Sonst fällt es mir immer so leicht, aus seinem Gesicht zu lesen, wie es um ihn steht. Doch gerade jetzt bin ich so unglaublich irritiert.

Noah scheint meinen Blick zu spüren, denn er sieht zu mir. Scheinbar war dies nicht bewusst und schon gar nicht gewollt, denn wir streifen nur einen winzigen Moment die Sicht des jeweils anderen. Ich halte die Luft an, als Noah fast schon im selben Atemzug den Blick wieder von meinem abwendet. "Nein, keine Sorge, Mum. Alles ist gut."

Amalia sieht nicht wirklich überzeugt aus. Sie schaut nochmal mich an, vielleicht hofft sie, dass ich mehr sage, doch ich sehe lediglich auf mein Essen zurück und versuche, meine Gefühle zu fassen.

"Ich geh mal eben zum Bad", gebe ich Bescheid, als ich mich erhebe. Ich halte es in der Anspannung hier unten einfach nicht mehr weiter aus. Ohne auf eine Reaktion der anderen zu warten, erhebe ich mich von meinem Stuhl und flüchte die Treppen hoch ins Badezimmer. Dort wasche ich mir die Hände mit eiskaltem Wasser und versuche mit diesen letztlich mein glühendes Gesicht abzukühlen.

Als ich mich im Spiegelbild betrachte erkenne ich erst, wie hoffnungslos verloren ich bin.

Ich glaube, es wäre besser, wenn ich gehe.

Ich nicke, um den Beschluss zu festigen und verlasse dann das Bad. Doch ich kann gerade mal einen Schritt hinaustreten, da werde ich von Noah zum innehalten gebracht, der genau jetzt die Treppen hoch kommt und sich direkt vor mich stellt.

Seine Augen suchen die meine, als er auf sein Zimmer deutet und mir dann klar macht, dass ich leise sein soll. "Komm kurz mit. Ich will nicht, dass meine Mutter uns hört."

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