Kapitel 38:

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»Also normalerweise fragen nur kleine Kinder in so einer Situation nach ihrer Mama.« gab Satoru seinen qualifizierten Kommentar dazu ab.
Er war wieder vom Sofa aufgestanden und lehnte nun am Türrahmen zwischen mir und Herr Yaga.
»Sehr nett.« gab ich schnippisch zurück und wandte mich an die gesamte Runde. »Ich will wirklich nicht noch einmal meine gesamte Lebensgeschichte auftischen, also komme ich lieber zum Punkt. Die Jujuzisten, die Nanami-san angesprochen haben, arbeiten für meinen Großvater und weil ich von ihm weggelaufen bin, sucht er mich jetzt. Aufgrund einiger anderer Umstände gehe ich davon aus, dass er meine Mutter in seine Gewalt bringen will.«
»Du brauchst Hilfe.« stellte Shoko nach kurzem Schweigen fest und schaute von mir zu Satoru, als würde sie ihn dazu auffordern wollen diesen Part zu übernehmen.
»Hey, ich habe ihr schon Hilfe angeboten, aber so richtig überzeugt war sie noch nicht.« hob Satoru an und warf mir einen triumphierenden Blick zu. »Dabei steht sie bereits mit einem Fuß in der Scheiße.«
»Danke für diese große Erkenntnis.« zischte ich.

Nanami, der noch immer zwischen Sofa und Sofatisch stand seufzte resigniert und schob sich etwas steif von dort weg, bis er vor Herrn Yaga stand.
»Ich habe berichtet, was passiert ist. Darf ich jetzt also bitte gehen?«
Anscheinend gehörten Mitgefühl und Hilfsbereitschaft nicht unbedingt zu seinen stärksten Attributen, aber er sah zugegeben auch wirklich fertig mit den Nerven aus. Das sah Herr Yaga wohl auch ein, denn er gab ihm höflich den Weg frei.
Als Nanami den Raum verlassen hatte, verdrehte nun Satoru seinerseits die Augen.
»Wenn er sich weiter immer so engstirnig an jede Vorschrift hält, wird er sicherlich mit 25 schon aussehen wie 40.«
»Dafür ist er sehr verantwortungsvoll im Gegensatz zu einem anderen meiner Schützlinge.« entgegnete Herr Yaga schneidend.

»Und wie wollen wir Hashiwara-san helfen?« brach Shoko ruhig in ihre Auseinandersetzung ein, als hätte sie diese einfach geflissentlich überhört.
Ich fand sie schon faszinierend.
Als Ärztin besaß sie vermutlich dieselbe Ruhe und Gewissheit, die sie nun auch ausstrahlte. Aber etwas an dieser Ausstrahlung wirkte nicht ganz richtig. Wie ein Teil, der nicht ganz zum Bild passen wollte. Ihre Seele wiegte leicht in einem Bett aus blassen Farben, doch unscheinbar zog sich ein dunkler Faden, wie eine Ader am Licht ihrer Seele hoch.
Bedauern? Trauer?
Es ging wahrscheinlich um Geto-san. Äußerlich wirkte es, als würde der Umstand sie kaum beschäftigen, doch von innen fraß sie etwas langsam auf.
Sie vergrub ihre Emotionen so gut, dass sie beinahe im kompletten Kontrast zu Satorus standen, dessen Seele eine einziges Chaos war. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah zuckte das Licht seine Seele kurz auf und alle Farben wechselten ihren Platz.
Faszinierend.
Eine Seele wie seine hatte ich noch nie gesehen. Fast als würde er so viele Emotionen speichern, dass im Raum seiner Seele die Farben niemals gleichzeitig existieren konnten. Einzig der dunkle Schleier, den ich schon bei so vielen Menschen gesehen hatte, wiegte an ihrem Grund.
Er vermisst Geto-san wirklich sehr...

»Misaki?«
»Ah, hm?!«
Ich schreckte auf und schaute hoch in Satorus Augen. Unwillkürlich fragte ich mich, wie es ihm bei seinem gefühlsmäßigen Durcheinander gelang so undurchdringlich zu sein.
Ich wusste nie, was er dachte.
»Hast du vielleicht eine Idee, wie wir verhindern können, dass deiner Mutter etwas geschieht?« fragte er weiter und ich konzentrierte mich wieder auf mein Problem.
»Nun wir müssen zu ihr kommen. So schnell wie möglich am besten.« begann ich.
»Wir?« fragte Satoru neckend.
»Habe ich dein Angebot je abgelehnt?« konterte ich, woraufhin er leicht schmunzelte.
Immerhin würde mein Großvater sicherlich keine Zeit verschwenden und wenn er es nicht tat, dann würde ich es erst recht nicht tun.

»Meine Mutter wohnt sehr weit von Tokio entfernt.« fuhr ich fort. »Und mein - nun - Vorfall war vor etwa einer Stunde. Das bedeutet, dass mein Großvater vielleicht 45 Minuten Vorsprung hat, je nachdem wann ihn die Nachricht über mein Entkommen erreicht hat.«
»Also sollten wir keine Zeit verlieren.« bemerkte Satoru und machte einen kleinen Schritt auf mich zu. »Sie wohnt in dem Fukouka-Kaff, wenn ich mich richtig erinnere, nicht? Hey Sensei!« er lehnte seinen Kopf nach hinten um seinen Lehrer anzusehen. »Was für ein Gefährt ist am schnellsten?«
»Der Nozomi Shinkansen Zug.« antwortete Herr Yaga und hob seinen Handybildschirm zum Beweis.
»Aber wie bekommen wir da so schnell noch Tickets?« fragte ich langsam, während ich die Anzeige studierte. »Außerdem wird der letzte Nozomi sicherlich bald von Tokio abfahren, oder?«
Satoru schaute mich einen Moment ungläubig an, dann lachte er.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 15 ⏰

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Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt