Das grelle Licht blendete mich, und für einen Moment fühlte ich mich wie gefangen in einer anderen Realität. Es war, als würde ich durch einen Nebel blicken, der mich aus meiner eigenen Welt herauszog. Mein Kopf pochte, und das ständige Piepen, das in meinen Ohren dröhnte, verstärkte das Gefühl, in einer fremden, unheimlichen Dimension zu sein. Ein regelmäßiges, monotones Geräusch, das sich mit jedem Herzschlag in meinem Kopf verband. Ich blinzelte mehrmals, versuchte, die verschwommenen Formen um mich herum zu fokussieren, aber alles war zu hell, zu fremd. Erst nach einer Weile begann die Umgebung, sich klarer zu definieren. Die weißen Decken, die blauen Vorhänge, das sterile, klinische Gefühl, das mich wie eine unsichtbare Wand umgab.
Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag: Ich war im Krankenhaus. Warum war ich hier? Was war passiert? Irgendetwas hatte mich ausgenockt, das erinnerte ich mich vage, aber der Rest war ein nebulöses Durcheinander von Erinnerungsfetzen. Ein Schatten der Ereignisse, die zu meinem jetzigen Zustand geführt hatten, schwebte über mir, doch der Nebel hielt alles andere in Unklarheit. Ich konnte mich nur noch an bruchstückhafte Bilder erinnern – das kalte Grab meiner Mutter, der scharfe Schmerz, als mein Körper auf dem Friedhof den Halt verlor. Und dann war da noch Amy, die mich gefunden hatte. Ein unangenehmes Gefühl durchzog mich, als der Name in meinem Kopf auftauchte.
Gerade als ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, öffnete sich die Tür, und eine Krankenschwester trat ein. Sie trug ein weißes, unauffälliges Outfit, das sie professionell und ruhig erscheinen ließ. Ihr Lächeln war freundlich, fast fürsorglich, als sie sich an mein Bett stellte. „Herr Rowen, schön, dass Sie wach sind", sagte sie mit einer warmen Stimme, die mich für einen Moment zurück in die Realität holte.
„Was ist passiert?" fragte ich, meine Stimme rau und brüchig, als ob sie sich mit dem restlichen Nebel in meinem Kopf vermischte.
„Man hat Sie bewusstlos auf dem Friedhof gefunden", erklärte die Schwester, während sie sich leicht nach vorne beugte. „Es scheint, als hätten Sie sich den Kopf gestoßen. Aber keine Sorge, Ihre Freundin, Miss Johnson, hat Sie gefunden." Sie machte eine kleine Pause, als würde sie den Satz noch einmal wiederholen, um mir sicherzustellen, dass ich alles richtig verstanden hatte. Ihr Gesicht war neutral, und ich konnte keine Regung in ihren Augen entdecken, als sie weiter sprach. „Alles in Ordnung jetzt. Sie haben Glück, dass Miss Johnson so schnell reagiert hat."
Die Worte trafen mich wie ein Schlag in die Magengrube. Freundin? Miss Johnson? Mein Herz machte einen Sprung, und ein merkwürdiges Gefühl des Unbehagens kroch in mir hoch. Ich erinnerte mich jetzt an den Moment, als ich sie entdeckt hatte, auf dem Friedhof, vor Tiffanys Grab. Es war Amy gewesen, die mich gefunden hatte. Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Amy... Natürlich war sie es. Warum sollte es nicht sie sein? Es fühlte sich fast wie eine grausame Wendung des Schicksals an, als ob es einfach nicht genug wäre, dass sie mich damals in ihre Manipulationen verstrickt hatte. Jetzt, wieder hier, in dieser ernüchternden Situation, stand sie erneut als ein Teil meines Lebens.
„Sie hat bezahlt", fügte die Schwester hinzu, als hätte sie meine Gedanken erraten. „Für Ihren Aufenthalt. Es geht Ihnen gut, aber Sie sollten sich noch ein paar Stunden ausruhen."
Ich nickte nur, ohne wirklich zuzuhören. Was konnte ich schon sagen? Dass es mich anwidert, dass sie mich gefunden hatte? Dass ich nicht in ihrer Schuld stehen wollte? Es fühlte sich so an, als wäre ich in einen Strudel geraten, der mich immer wieder zurück zu ihr zog, selbst wenn ich versuchte, davon wegzukommen.
Kaum war die Schwester aus dem Raum gegangen, setzte ich mich vorsichtig auf. Die Bewegung brachte einen neuen Anfall von Schwindel mit sich, und ich hielt mich einen Moment lang an der Bettkante fest, während sich mein Kopf drehte. Es war spät, die Uhr an der Wand zeigte knapp vor zehn. Ich blickte aus dem Fenster. Die Nacht hatte sich bereits über die Stadt gelegt, und die Flure des Krankenhauses waren in eine fast unheimliche Ruhe getaucht. Alles war still, nur das gelegentliche Rascheln von Papier und das leise Klicken von Schuhen hallte in der Ferne.
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Mein Name ist Sam...
Short StorySam steckt in einem Strudel aus Erinnerungen, Sehnsüchten und finsteren Visionen, die ihn immer tiefer in eine beklemmende Realität treiben, die kaum von Albträumen zu unterscheiden ist. Als er sich auf die Freundschaft mit Janic und die beginnende...