Nasse Lust an Halloween

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In diesem Jahr hatte ich mir mit den Vorbereitungen für die Halloween-Party besonders große Mühe gegeben. Die gesamte Wohnung war mit leuchtend-orangefarbenen Kürbissen in allen Variationen dekoriert, zudem tummelten sich zerfetzte Watte-Spinnweben und gespenstische schwarze Fledermäuse an den Wänden, die an ein altes Vampirschloss erinnern sollten. Altmodisch wirkende Kandelaber mit brennenden Kerzen sowie künstliche Rosen in rot, orange und weiß rundeten den schaurig-edlen Eindruck ab, den es mir einigermaßen gut gelungen war, zu erzeugen. Dieselbe Ausschmückung, die jeden Fürsten der Finsternis hocherfreut hätte, fand sich auch auf dem ausladenden Buffettisch wieder, der mit allerhand Leckereien und blutroten Getränken lockte.

Zufrieden schaute ich mich in dem spooky hergerichteten Raum um – alles sah exakt so aus, wie ich es mir im Vorfeld ausgemalt hatte, freute ich mich.

Hoffentlich kommt er auch, lautete mein nächster Gedanke, der mich ohne Umwege zu meinem Chef führte, den ich aus einer mutigen Stimmung heraus ebenfalls zu meiner privaten Gruselfete eingeladen hatte. Auf ihn muss es wie eine spontane, im Überschwang erfolgte Aktion gewirkt haben, als ihn nach meinem Rundgang durch unsere Büros genauso die Bitte zur Teilnahme erreicht hatte, wie jeden anderen aus dem Team, doch dieser Eindruck täuschte. Speziell bei ihm war ich zögerlich gewesen und hatte all meinen Mut zusammenraffen müssen, um ihm die unverbindliche Einladung für das Halloween-Event bei mir zu Hause auszusprechen. Diese Unsicherheit war geblieben – bislang hatte ich, im Gegensatz zu den Rückmeldungen meiner beruflichen Mitstreiter und Freunde, von David weder eine Zusage noch eine Absage erhalten.

Seit ich in Davids Architekturbüro arbeitete, war kein Tag vergangen, an dem ich nicht mit heftigem Herzklopfen dort erschienen war. Der Grund dafür war er allein: Jung, gutaussehend und ungemein charismatisch hatte er mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ja, tatsächlich, ich war in meinen Chef verliebt und konnte noch immer nicht glauben, dass ich mich wirklich getraut hatte, ihn in meine kleine Wohnung zu bitten ... Doch wenn nicht zu diesem locker-fröhlichen Ereignis, zu welchem dann?

Nach und nach trudelten meine Freunde, Kolleginnen und Kollegen ein – in unheimlichen Kostümen und bei bester Laune. Sie lobten den Schmuck der Wände und der Tische, fanden anerkennende Worte für mein neues, schwarzes Kleid sowie den neckischen kleinen Samthut, der auf meinen lockig aufgedrehten Haaren thronte. Ich dankte der feierfreudigen Truppe von Herzen, lugte währenddessen aber unentwegt zur Tür, um ja Davids Erscheinen nicht zu verpassen.

Bald waren wir vollzählig, einzig mein Boss hatte sich nicht blicken lassen ... Dieser Zustand blieb auch zwei Stunden später, als der Sturm auf das Buffet längst erfolgt war und mittlerweile ausgelassen gefeiert wurde, noch erhalten. Sollte es womöglich doch ein Fehler gewesen sein, ihn derart lax einzuladen? Legte er mehr Wert auf Distanz zwischen sich und den Mitarbeitenden, als ich es zuvor eingeschätzt hatte? Während ich mir diese Frage stellte und den Blick über meine lachenden Gäste schweifen ließ, riss mich das Läuten der Türklingel plötzlich aus sämtlichen Grübeleien heraus. Schlagartig begann mein Puls zu rasen ... Ob er endlich vor der Haustür stand? Ich konnte meinen Herzschlag bis zum Hals hinauf fühlen.

»Hallo Jule, sorry, dass ich so spät bin«, lauteten seine ersten Worte, mit denen er mich begrüßte. Er klang gehetzt, was ich der Eile zuschob, der er sich offenbar ausgesetzt hatte, um zumindest noch halbwegs pünktlich bei mir einzutreffen. Natürlich vergab ich ihm auf der Stelle. Freudestrahlend bat ich ihn zu mir in die Wohnung, die von Musik und unzähligen Stimmen erfüllt war.

»Kein Problem, ich freue mich wahnsinnig, dass du noch gekommen bist«, nahm ich ihn in Empfang und bat ihn mit einer einladenden Geste meiner Hand, zu mir in den Wohnungsflur zu treten.

Während er der freundlichen Aufforderung Folge leistete, schob er beim Gehen die Oberschenkel eng voreinander, wie mir auffiel. Ebenso behielt David die atemlose Art zu sprechen bei, die wohl doch nicht von der vorangegangenen Hektik herrührte, wie ich mit aufkommendem Kribbeln in meinem Schoß bemerkte. Und richtig: Er knickte leicht in der Körpermitte ein, als er seinen dringlichsten Wunsch in Worte fasste:

»Darf ich zuallererst dein Klo benutzen? Ich komme gerade aus Frankfurt und stand die letzten Kilometer nur im Stau. Ich muss furchtbar dringend.«

»Natürlich, es ist gleich hier«, wies ich ihm den Weg zu seinem Sehnsuchtsort, dessen Tür er allerdings verschlossen vorfand.

»Shit, besetzt«, kommentierte er das Offensichtliche, wobei er auch hierbei schneller atmete und nicht anders konnte, als sich mit der rechten Hand notfallartig in den Schritt zu greifen ...

»Shit, besetzt«, kommentierte er das Offensichtliche, wobei er auch hierbei schneller atmete und nicht anders konnte, als sich mit der rechten Hand notfallartig in den Schritt zu greifen

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