Kapitel 14: Danke Shinazugawa

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„Mensch, die sind so lecker!", Mitsuri schleckte sich einmal um den Mund. Ich musste lächeln. Man konnte ihr einfach nicht böse sein, hatte ich noch nie sein können. Mitsuri hob ihren Blick von den Pfannkuchen: „Ich habe nachgedacht... Und bin zu einer Entscheidung gekommen." Ihre Miene zeigte kein Gefühl mehr von dem, was sie zuvor gezeigt hatte. „Ja?", meine Aufmerksamkeit lag nun ganz auf ihr. Sie bedachte ihren Bauch mit einem liebevollen Blick: „Vielleicht sollten wir die Hochzeit verschieben... Denn ich möchte mich jetzt nur darauf konzentrieren, dass es dem Kleinen gut geht. Die Vorbereitungen wurden mir schon vor diesen neuen Umständen zu viel." Ein Lächeln spielte um ihren Mund. Ich grinste in mich hinein: „Das freut mich. Ich wollte es dir ja nicht sagen, aber... Diese ganze Sache hat dir echt nicht gut getan." Mitsuris Nicken bestätigte mir, dass es ihr schon bewusst gewesen war. Wir aßen schweigend weiter. Ich musterte unser Haus aus meinem Augenwinkel. In 9 Monaten also würde hier ein kleines Kind leben... Neugierde packte mich. Welches Geschlecht würde es wohl haben? Zu welchem Menschen würde es wohl hier heranwachsen? Dann blickte ich sie wieder an und nahm nebenbei einen großen Bissen von meinem Pfannkuchen: „Wie wäre es, wenn wir einen Spaziergang machen, hm? Sanemi würde sich sicher über einen Besuch freuen." Mitsuris Blick schoss zu mir und sie grinste breit. „Ja, das würde ihn sicher freuen... Aber vorher...", ihre Augen richteten sich auf mein Haar, „Machst du dir eine anständige Frisur." Ein Kichern entfuhr ihr und man sah ihr an, dass sie kurz davor war, sich lachend auf dem Boden zu wälzen. Ich zog spielerisch einen Schmollmund: „Man kann ja nicht richtig ausschlafen, wenn du schon um halb sieben hier unten ruwerkelst." Mitsuris Wangen färbten sich zartrosa. „Ups..."

„Hallo! Ist jemand zu Hause!?" Ich musterte Sanemis Tür argwöhnisch. Sie stand weit offen. War mein Freund nun Zuhause oder hatte er einfach nur vergessen, abzuschließen? Mitsuri blickte über meine Schulter, ihr Blick sprach Bände: „Gehen wir doch einfach mal rein." Ich starrte sie entsetzt an. „Und uns damit seinen Zorn einhandeln, falls er Zuhause ist? Vergiss es!" Sie rollte mit den Augen und schlenderte an mir vorbei: „Na gut... Dann gehe ich halt voran. Aber wenn da drinnen ein Killer ist, dann bist du selbst Schuld, wenn du deine schwangere Verlobte ganz allein da reingehen lässt." Mist! Schon war Mitsuri in Sanemis Haus verschwunden. Wir durchquerten den Flur und gingen weiter ins Wohnzimmer. Ich blieb dort stehen und sah mich um, während sie weiter ins obere Geschoss lief. Ich musterte forschend das Sofa, bis mir ein hellgrauer bis weißer Haarschopf auffiel, der unter einer Decke hervorlugte. Volltreffer! Vorsichtig packte ich den einen Zipfel der Decke und schlug sie beiseite. Mein bester Freund kam darunter zum Vorschein. Er lag auf dem Bauch, weswegen ich sein Gesicht nicht sehen konnte und schnarchte in ein Kissen hinein. Sanemi trug kein Oberteil, weswegen er mir seinen vernarbten Rücken präsentierte. Ehrlich gesagt wirkte mein langjähriger Gefährte eher tot als lebendig. Ganz langsam streckte ich ihm meinen Zeigefinger entgegen und tippte damit ein paar Mal auf seine Schulter. Das Einzige was er von sich gab war ein Grummeln. Schließlich ächzte er schwerfällig und rollte sich auf den Rücken. Zu guter letzt schlug Sanemi endlich seine Augen auf und stöhnte: „Boah... Hab ich nen Kater..." Ich musste grinsen. Offensichtlich der gute alte Sanemi. „Schön gefeiert gestern?", ich ließ mich neben ihm auf die Sofakante fallen und grinste süffisant. Sanemi setzte sich auf und seine Augen begannen zu glitzern, als er mich sah: „Nichts für ungut, Iguro... Aber kannst du mir mal kurz helfen, mein Oberteil zu finden bevor wir weitersprechen?" „Ich habe es vorher im Flur liegen sehen", es war unmöglich, mein Lächeln zu verstecken. Sein Grunzen hallte durch das Wohnzimmer. Mitsuri kam unterdessen aus dem Obergeschoss zurück: „Hast du ihn geborgen?" „Bin gerade dabei", flötete ich amüsiert. Wenn Blicke töten könnten, dann hätte Sanemi mich wahrscheinlich gerade in ein Häufchen Asche verwandelt. Er erhob sich schwerfällig, streifte die Decke gänzlich ab und schlenderte in den Flur. Mitsuri setzte sich neben mir auf das Sofa: „Er sieht... interessant aus." Ich hatte kurz zuvor genau dasselbe gedacht. Schließlich tauchte mein Freund wieder auf. Sein Oberteil hatte er inzwischen gefunden. Sanemi lehnte sich an den Türrahmen und musterte uns zwei eindringlich: „Hab ich wohl gestern bei Giyu etwas zu viel getrunken... Also, was wollt ihr hier?" Mitsuri lächelte ihn freundlich an. „Wir wollten dich besuchen und die Haustür stand offen. Also wollten wir schauen, ob alles... in Ordnung ist." „Und ihr seid nur dafür hier?", sein Blick bohrte sich in meinen. Ja, er hatte definitiv nicht genug Schlaf gehabt. Ich erwiderte seinen Blick hartnäckig, legte alle Kraft hinein. Mitsuri versuchte, die Situation zu entspannen und lächelte: „Ne, wir sind wirklich wegen einer Neuigkeit hier. Wollen wir uns vielleicht auf die Terrasse setzen?" Sanemi nickte stumm und stand auf. Dann seuftzte er: „Sorry... Ich habe noch nicht gefrühstückt und wollte nicht so unfreundlich sein." Ich boxte ihm im Vorbeilaufen freundlich in die Schulter: „Ist schon verziehen." Sanemi grinste breit und folgte uns hinaus in den hellen Sonnenschein. Er ließ sich gegenüber von uns auf ein Sitzkissen fallen, winkelte seine Beine an und ging in den Schneidersitz. Dann warf er mir einen abwartenden Blick zu. Doch ich nickte nur in Mitsuris Richtung, immerhin war sie noch immer diejenige, welche das Kind in sich trug. Sie holte tief Luft, legte eine Hand auf ihren Bauch. Ihr strahlendes Lächeln blendete mich regelrecht. „Ich bin schwanger." Stille... Einfach nur Stille... Erst war Ungläubigkeit in Sanemis Blick zu sehen. Dann verwandelte sich diese Ungläubigkeit plötzlich in Erkenntnis. Langsam sickerte wohl diese neue Tatsache zu ihm durch, ich hörte förmlich die Zahnräder in seinem Kopf arbeiten. Schließlich hellte sich sein Gesicht auf: „Das glaub ich nicht. Das ist ja unfassbar!" Er breitete die Arme aus und umarmte mich stürmisch, drückte mich fest. Danach war Mitsuri an der Reihe. Schließlich setzte er sich wieder uns beiden gegenüber und lächelte entspannt: „Und ich dachte schon, es hätte was mit der Hochzeit zu tun gehabt." Ich nickte. „Hat es ja auch. Wir wollen uns jetzt erstmal darauf konzentrieren, dass es gut auf die Welt kommt. Deswegen verschieben wir sie auf unbestimmte Zeit." Nun war Sanemis Gesichtsausdruck undeutbar. Er zeigte alles auf einmal. Von Verständnis zu Nachdenklichkeit. Mitsuri stand auf: „Ich verschwinde mal kurz. Bis gleich." Sobald sie im Haus verschwunden war, lachte Sanemi auf. „So. Und jetzt erzählst du mir, wie sie einen Monat nach eurer Verlobung schon schwanger werden konnte. Habt ihr schon für die Flitterwochen geübt?" Ich zog scharf die Luft ein und spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg: „Es ist so, wie es ist. Und nein. Wir haben nicht „geübt" so wie du es nennst." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und blickte grinsend in den schönen Nachmittag hinaus. Nach einer Weile fragte mein Freund schließlich: „Wie spät ist es eigentlich?" „Es ist halb drei", erklärte ich und beobachtete grinsend, wie Sanemis Kopf vor Überraschung in die Höhe schoss.

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