Die restliche Zeit fühlte sich an wie ein Traum, ein wirres Durcheinander aus verzerrten Gesichtern, blinkenden Lichtern und Sätzen, die sich in meinem Kopf wie Puzzlestücke verflüchtigten, deren Bild ich nicht mehr zusammenfügen konnte. Alles verschwamm vor meinen Augen, während ich durch die Nacht torkelte und die Euphorie des Alkohols in mir nachhallte.
07:56 - Mein Handy klingelte, ein schriller Ton, der durch die Nebel meines Rausches schnitt. Kälte durchflutete meinen Körper, und als ich die Augen öffnete, war ich sofort von der frischen Morgenluft umgeben, die wie ein scharfer Schlag in meine Lunge eindrang. Ich bewegte meinen Körper schwerfällig und stellte fest, dass ich definitiv nicht in meiner Wohnung war. Mit einem Schock realisierte ich, dass ich mitten auf dem Friedhof lag, direkt vor dem Grab von Tiffany.
Der Gestank, der mich umhüllte, war beispiellos. Eine Mischung aus feuchter Erde und einer unerträglichen Süße, die mir die Kehle zuschnürte. Wie lange war ich hier? Ich versuchte, meinen Kopf zu sortieren, als mein Handy erneut klingelte. Der Name „Janic" leuchtete auf dem Bildschirm auf. In meinem Zustand war ich weder bereit, noch in der Verfassung, diesen Anruf entgegenzunehmen, also ließ ich es so lange klingeln, bis er schließlich auflegte.
Als ich das Display betrachtete, erfasste mich der Schreck: 27 Anrufe in Abwesenheit. Zwölf von Emma, vierzehn von Janic. Und dann war da noch ein Anruf von einer mir unbekannten Nummer. Es war eine Voicemail.
Ich ignorierte die Nachrichten von Janic und Emma. Ich konnte gerade keine der beiden Stimmen ertragen. Stattdessen tippte ich die Voicemail an und hörte die krächzende Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: „Sam, du schuldest mir Geld."
Amy. Woher hatte sie meine Nummer? Ein grimmiges Brummen entfloh meinem Mund, als ich die Augen verdrehte. Doch das brennende Gefühl, das über mein Haupt raste, ließ mich nicht in Ruhe. Ich stand auf, schwankend und durchgefroren, und warf noch einen Blick auf das Grab von Tiffany. „Verdammt", murmelte ich, als ich bemerkte, dass ich die schönen weißen Rosen, die Amy zuletzt am Grab hinterlassen hatte, nicht nur verwüstet, sondern sie mir wohl oder übel voll gekotzt hatte.
Ein schrecklicher Gedanke durchfuhr mich - Grabschändung. "Tiff es tut mir so leid" Diese Gedanken wurden von den höllischen Kopfschmerzen übertönt, die sich wie ein Gewitter über meinen Kopf legten. Ich torkelte wirr in Richtung Ausgang des Friedhofs, als ich plötzlich über einen Stein stolperte und zu Boden fiel. „Fuck!" brüllte ich, als ich merkte, wie ein spitzer Stein genau auf meine Kniescheibe prallte. Der Schmerz war sofort da, ein stechender Schock, der mich zum Fluchen brachte. Ich hielt mir das Knie fest und fluchte bitterlich.
Ein Blick zur Seite ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Der Name, den ich dort auf dem Grabstein las, ließ mich erzittern: „In Gedenken an Herrn Doktor Janic Ledoux." Mein Kopf schmerzte unerträglich, und ich schrie auf: „Nein! Das ist nicht wahr!" Verzweifelt schlug ich mit der Hand gegen meinen Kopf, in der Hoffnung, dieses Bild wegzubekommen. Unglauben überkam mich, als ich rückwärts stolperte und noch einmal auf das Grab starrte. Es änderte sich nicht.
In einem Anfall von Panik rannte ich vom Friedhof weg, wild und unkontrolliert. Ich fühlte mich wie in einem Albtraum gefangen. An einer Straßenecke zückte ich hastig mein Handy und versuchte, Janic anzurufen. „Die von Ihnen gewählte Nummer ist nicht vergeben", piepte die mechanische Stimme. Panisch starrte ich auf den Bildschirm. Wirre Zahlen blickten mich an, und mein Herz raste so schnell, dass ich glaubte, es würde mir gleich aus der Brust springen. „Das kann doch alles nur ein Traum sein", dachte ich verzweifelt. „Wieder einer dieser dummen Realitätsverluste. Ja, genau das erklärt es! Ich muss nur zu mir kommen, muss nur wieder aufwachen."
Gerade als ich in der Mitte der Straße stand, ein schrecklicher Zustand der Verwirrung, raste ein Auto auf mich zu und hielt kurz vor mir an. Ein älterer Mann hupte, schimpfte und schrie: „Verpiss dich, du Junkie!"
Ich fühlte mich wie in einem Film, in dem die Welt um mich herum verschwommen und unrealistisch war. Wo war ich? Wo sollte ich hin? Warum passierte mir das alles? Warum gab es keinen Ausweg aus diesem Albtraum? Ich stand einfach da, inmitten einer Straße, während die Realität über mich hinwegrollte wie ein unbarmherziger Sturm. Wo war der Ausweg? Wo war der Moment, in dem ich aufwachen würde?

DU LIEST GERADE
Mein Name ist Sam...
Short StorySam steckt in einem Strudel aus Erinnerungen, Sehnsüchten und finsteren Visionen, die ihn immer tiefer in eine beklemmende Realität treiben, die kaum von Albträumen zu unterscheiden ist. Als er sich auf die Freundschaft mit Janic und die beginnende...