-12. Sleepover-

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"Blümchen?", drang es überrascht zu ihr durch. Auf einmal war sie wieder hellwach. 
"Was!?", schreckte sie auf. Auf einmal saß sie aufrecht da und blickt in strahlende, graue Augen. "Oh man!", stieß sie dann genervt hervor und ließ sich wieder in das Sofa sinken. 

"Sorry, dass ich dich aufgeweckt hab, aber was machst du hier, im Huffi-Gemeinschaftsraum?" 
"Ich hab nicht geschlafen... ich liege hier seit", sie schaute auf die Uhr, "Geschlagenen dreieinhalb Stunden und keine Chance, dass ich einschlafe", grummelte sie, "Weißt du wieso ich so schlecht drauf bin? Ava geht mir einfach mächtig auf die Nerven, deswegen lieg ich auch hier. Was machst du hier eigentlich um vier Uhr früh im Gemeinschaftsraum?" 
"Lange Geschichte...", sagte er und ließ sich neben sie aufs Sofa fallen. 
"Ich hab Zeit", versuchte sie zu scherzen, doch ihre Stimme fiel in einen schroffen Tonfall, deshalb beschloss sie, ernst du werden, "Jetzt kann ich sowieso nicht mehr einschlafen. Zumindest ne Zeit lang." 

"Wieso bist du nicht in deinen alten Schlafsaal gegangen?" 
"Ich wollte die anderen nicht aufwecken, außerdem weiß ich nicht, ob mein Bett überhaupt noch frei ist... Hast du mich eben "Blümchen" genannt?" 
"Ähm... nein?", sagte er. Seine Wangen wurden leicht rot und Mina kicherte leise. 
"Ich... ähm...  ich bin hier, weil ich vor einiger Zeit aufgewacht bin. Und Don schnarcht, als würde er einen ganzen Wald absägen, wenn er Schnupfen hat, das hält man nicht aus! Deswegen konnte ich nicht mehr einschlafen und irgendwann hält man es auch nicht mehr aus auf der anderen Seite des Zimmers zu liegen, mit dem Geräusch im Ohr." 

"Solang war die Geschichte ja gar nicht, du wolltest sie mir nur nicht erzählen, nicht wahr? Wieso?"
Er zuckte mit den Schultern. "Was macht Ava so nervig, dass du dich in den Gemeinschaftsraum zurückziehst?" 

"Sie nervt einfach. Sie jammert mich andauernd voll. Und dann sagt sie, dass ich sie volljammere", Mina seufzte, "Aber lenk nicht ab! Wieso wolltest du nicht, dass ich das erfahre?"
"Wieso hast du gesagt, ich hätte ein schönes Gesicht?", schoss er zurück.

"Wieso interessiert dich das?", fragte sie, obwohl sie gern im Erdboden versunken wäre. 
Cedric grinste nur. Seine Augen funkelte belustigt. Es war ein Wunder, dass sie ihn überhaupt sehen konnte, schließlich war es dunkel draußen. Aber ihre Augen hatten sich an spärliche Licht, dass vom Schein einer einzelnen Fackel etwas weiter weg ausging, gewöhnt.
Mina gähnte. Sie war tatsächlich müde - ihre Augenlider wurden von Sekunde zu Sekunde schwerer. Aber sie wollte nicht schlafen, auch nicht um viertel nach vier in der Früh, nicht ohne das ganze aus der Welt geschaffen zu haben.
"Weißt du, wieso ich das gesagt habe? Um dein Selbstwertgefühl wieder ein bisschen aufzubauen, das war wirklich total im Keller!" 

Sein Grinsen wackelte für einen Moment. Auch er wirkte müde, seine Augen waren von Augenringen umrahmt und wirkten schläfrig. 
"Müde?", fragte er. 
"Du nicht? Es ist mitten in der Nacht!" 

Er zuckte nur mit den Schultern. 
Sie seufzte. "Du hast Glück, dass morgen keine Schule ist, du kannst ausschlafen, ich werd sowieso um sechs von den anderen aufgeweckt. Wenn ich bis dahin überhaupt eingeschlafen bin... andererseits schreckt Lilli dann vielleicht davor zurück mich zu einer weiteren Flugstunde morgen... heute zu verdonnern, wenn sie sieht, wie ich aussehe. Und Zwerg bekommt ein schlechtes Gewissen. Obwohl nein. Ava bekommt nie ein schlechtes Gewissen, sie ist nicht der Typ für sowas." 
"Wieso hörst du ihr eigentlich noch zu, wenn sie dir so auf die Nerven geht?" 
"Sie geht mir nicht- na gut, manchmal schon, aber darum geht's nicht. Sie ist meine Schwester." 
"Aber-" 

"Ich glaube, du verstehst nicht ganz, was ich mein... Naja, ist auch verständlich, du hast immerhin keine Geschwister. Es bedeutet, dass ich sie kenne - oder kannte - mein Leben lang. Zu ihr habe ich eine engere Bindung, als zu irgendjemand anders. Auch als zu meinem Bruder oder meinen Eltern, man könnte meinen, mein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet, sie zu beschützen, auch, wenn sie es ist, die um 30 Minuten älter ist, doch das ist es einfach, was ich tue. Ich wir sind zusammen aufgewachsen, haben alles miteinander erlebt. Deshalb muss ich auf sie aufpassen. Aber ich habe versagt." 
"Du kannst doch nicht dein Leben nach Ava ausrichten, du hast dein eigenes Leben!" 

"Sie hat schlimmer Dinge erlebt. Fehler gemacht, die sie so sehr verändert haben, ich kenn sie kaum noch..."
"Aber da ist sie doch selbst schuld." 
"Aber doch nicht immer! Wenn Ava nicht glücklich wird, dann werde ich es auch nicht werden. Weißt du, sie ist meine Zwillingsschwester. Ich würde alles dafür geben, dass sie... aber ich weiß nicht wie. Sie ist keiner dieser gefühlvollen Menschen, nicht so offen, das war sie noch nie. Ich hab sie zu den Menschen gebracht, die später den BBC gegründet haben." 
"Hat sie denn so keine Freunde?" 
"Leyla. Und Mattheo und Draco. Aber sie traf sich oft mit mir, vor allem früher. Ich hab mich immer gefreut sie zu sehen, weil ich sie nunmal liebe, wie jeder Zwilling seinen Zwilling. Sie hat nicht so ausgesehen, als wäre sie froh darüber mich zu sehen. Ich glaube, sie versteht nicht ganz, dass sie mir so viel bedeutet. Sie denkt, ich will sie nur quälen und das tut nur noch mehr weh. Sie ist irgendwie paranoid, weißt du? Sie war nicht immer so... früher hat sie sich gern kreativ ausgetobt, hat mir danach stolz ihre Werke präsentiert oder mit ihrer Schlauheit die Welt erklärt... wir sind zusammen in den Regen gegangen, haben getanzt. Jetzt treffen wir uns da nur noch zufällig, sie wirkt nicht mehr so befreit, wie damals, sie ist nicht mehr so froh, vermutet hinter jeder Ecke den nächsten Mörder. Aber glaub mir, selbst wenn ich sie einmal verlieren sollte, ich würde niemals aufhören zu sagen, ich hätte eine Zwillingsschwester, die mir alles bedeutet. Aber ich glaub, ich langweile dich damit nur, oder?" 

"Ganz und gar nicht, ich weiß jetzt, dass deine Schwester eine wichtige Rolle in deinem Leben spielt, vielleicht sogar die Wichtigste", sagte er und betonte dabei "Wichtigste" ganz komisch. "Vielleicht ist das einfach so, weil mir noch kein anderer Mensch bewiesen hat, dass er es wert ist, sie als wichtigsten Menschen zu ersetzen." Mina unterdrückte ein Gähnen. 

Cedric bekam es trotzdem mit. "Du bist müde, ich sollte gehen", sagte er und auch er musste gähnen. 
"Da bin ich anscheinend nicht die einzige", neckte Mina leise.
Doch er machte keine Anstalten aufzustehen, obwohl er doch eben davon gesprochen hatte. 

Sie saßen einfach schweigend und mit schweren Augenlidern nebeneinander. 
Schließlich fielen Mina die Augen endgültig zu und ihr Kopf kippte auf seine Schulter, doch das, bekam sie schon gar nicht mehr richtig mit. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 05 ⏰

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Rain is just confetti from the sky - A Cina FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt