Kapitel 1 - Neuanfang

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Pov Ella Jackson

~ 3 Jahre später

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich hätte nie an meiner Entscheidung gezweifelt, das Land zu verlassen und Lisa zurückzulassen. Doch tief in mir wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war, vor allem, wenn es um Mona ging.
Sie würde mich früher oder später sicherlich wieder verletzt.
Diese Überzeugung half mir, die Entscheidung zu akzeptieren und weiterzumachen. Ich nahm meine Therapie wieder auf und begann langsam wieder glücklich zu werden.

Nach einigen Wochen nahm ich mein Studium an einer neuen Universität in einem anderen Land wieder auf. Es war der Beginn eines neuen Kapitels in meinem Leben, das mich auf unbekannte Wege führte. Ich war entschlossen, diesen Neuanfang zu nutzen, um mich weiterzuentwickeln, neue Perspektiven zu gewinnen und zu probieren diese glänzenden braunen Augen zu vergessen.

Dann, an einem scheinbar gewöhnlichen Tag, begegnete ich Magan. Ihre Anwesenheit schleuderte mich unweigerlich zurück in die Vergangenheit – ohne dass sie es wusste oder auch nur ahnte. Ihre Art und Weise, wie sie sich bewegte, sprach und ihre eigene Geschichte erzählte, erinnerte mich an längst vergangene Zeiten und verborgene Gefühle. Plötzlich war ich konfrontiert mit Erinnerungen, die ich sorgfältig verdrängt hatte, und die leise Frage, ob ich wirklich so weit gekommen war, wie ich glaubte.

Magan und ich begegneten uns in einem Club, und ihre äußere Erscheinung fesselte mich sofort. Ihre Ausstrahlung war so magnetisch, dass ich mich unweigerlich in ihren Bann ziehen ließ.
Sie erinnerte mich an Mona. Auch wenn mir dies Anfang nicht passte, fand ich es mittlerweile gar nicht mal schlecht.

Sie war nur für den Urlaub hier, also dachte ich, unser Kontakt würde sich schnell verlieren. Doch ich täuschte mich gewaltig. Wir blieben in ständigem Kontakt und wann immer es ihre Zeit erlaubte, flog sie zu mir.
Wie der Zufall es wollte, lebte sie in derselben Stadt, aus der ich vor zwei Jahren geflohen war und in die ich nun zurückgekehrt war.

Seufzend schleppte ich meinen Koffer die Treppen hoch, als ich oben angekommen war, öffnete sich die Tür. Magan stand dort, ihre braunen Haare wirkten im schwachen Licht des Flurs fast schwarz und ihre Lachfalten waren nur schwach zu erkennen. Mit einem entschlossenen Blick fuhr sie mich an: „Warum hast du nicht angerufen? Ich hätte dir den Koffer gerne abgenommen.“
Ihre Stimme war eine Mischung aus Besorgnis und Ärger, aber ich konnte das Lächeln in ihren Augen sehen, das ihre Worte milderte. In diesem Moment war die Wärme ihrer Gegenwart fast überwältigend.
„Ich freue mich ebenfalls, dich zu sehen“, antwortete ich, während sie mir den Koffer abnahm. „Willkommen in deinem neuen Zuhause.“ Sie machte Platz und ich trat ein. Die Wohnung zu betreten war überwältigend; ich hatte sie schließlich bisher nur in Videoanrufen oder auf Bildern gesehen.

Die Räume waren viel größer, als ich es mir vorgestellt hatte, und die Einrichtung wirkte viel einladender. Die Wände waren in sanften Farben gestrichen und die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster fielen, verliehen dem Raum eine warme Atmosphäre. Ich nahm einen tiefen Atemzug und ließ mich von der neuen Umgebung einfangen.

„Es ist fantastisch,“ antwortete ich begeistert.
Sie lächelte noch breiter und führte mich durch die Wohnung. „Ich hoffe, du wirst dich hier wohlfühlen." Ihr Lächeln wurde breiter, als ich ihr endlich in die Arme fiel und ihr einen Kuss auf die Lippen drückte.

„Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich dich nicht abholen konnte. Die Arbeit war schrecklich und ich bin erst vor fünf Minuten hier angekommen.“

Ich schüttelte den Kopf und lächelte. „Kein Problem. Ich bin nur froh, endlich hier zu sein.“

„Das freut mich zu hören“, sagte sie, während sie sich von mir löste und mir die Wohnung weiter zeigte.
Wir gingen durch die Zimmer und ich ließ meinen Blick über die liebevoll eingerichteten Räume gleiten. Der Ort strahlte eine sofortige Behaglichkeit aus und ich konnte es kaum erwarten, die ersten gemeinsamen Abende hier zu verbringen.

„Was hältst du von der Küche?“, fragte sie und deutete auf den großzügigen Raum, in dem schon ein paar Vorräte bereitstanden. „Ich dachte, wir könnten gleich ein wenig zusammen kochen, um den Tag gebührend ausklingen zu lassen.“

„Das klingt perfekt“, antwortete ich und spürte, wie sich eine angenehme Vorfreude in mir breit machte. „Ich freue mich darauf, das hier alles gemeinsam zu erleben.“

Trotz meiner Freude zog sich ein bitterer Beigeschmack mit.

,,Ich habe dich vermisst“, flüsterte ich und zog Magan noch näher zu mir, um unsere Lippen miteinander zu verbinden. Doch bevor der Kuss intensiver werden konnte, löste sich Magan sanft von mir.

„Du bist aber ganz schön gierig“, flüsterte sie neckisch in mein Ohr. „Gab es keine heißen Frauen, die du noch hättest aufreißen können?“ Fragt sie mich spielerisch und ich schüttelte meinen Kopf. „Keine." Antwortete ich.
,,Auch kein heiße Professorin?" fragte sie weiter und ihr Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an, während eine ihrer Augenbrauen in die höhe schoss.
Ich entfernte mich ein wenig von ihr, spürte, wie sich ein Hauch von Unbehagen in mir breit machte. „Magan“, sagte ich, meine Stimme betrübter als beabsichtigt. Ihre Neugierde und die provokanten Fragen hatten mich etwas überrumpelt.

Magan sah mich an, erkannte die ernste Note in meinem Blick und senkte lächelnd den Kopf. „Entschuldige, ich wollte dich nicht verärgern. Ich mache nur gerne Scherze, das weißt du doch.“

Sie ging zum Kühlschrank und holte verschiedene Zutaten heraus. „Lass uns etwas kochen“, schlug sie vor. Ich nickte zustimmend und begann, ihr zu helfen, während wir die Zutaten auf der Arbeitsfläche ausbreiteten.
Während wir zusammenarbeiteten, seufzte ich innerlich und versuchte, die Gedanken an Mona beiseite zu schieben. Es war schwierig, sich von diesen Erinnerungen zu lösen, besonders jetzt, wo sich so viel Neues in meinem Leben auftat, ich wieder hierhin zurückzog und Magan so Witze von sich gab.

Gleichzeitig freute ich mich auf morgen. Ich würde Lisa endlich wiedersehen und ich war gespannt, wie sich unser Treffen entwickeln würde. Obwohl wir uns zwischendurch immer mal wieder Bilder geschickt hatten, war es etwas ganz anderes, die Person endlich wieder in echt vor mir zu haben. Die letzten Jahre hatten sicherlich ihre Spuren hinterlassen und ich war neugierig, wie sie sich verändert hatte und wie sich unsere Dynamik entwickeln würde. Ich hoffte sehr, das es noch genau so war wie früher. Sie war schließlich immer noch meine beste Freundin.
„Es riecht schon fantastisch“, sagte Magan, während sie eine Pfanne auf den Herd stellte. „Ich hoffe, du bist bereit für ein leckeres Abendessen.“

„Ich bin auf jeden Fall bereit“, antwortete ich und lächelte ich während mein Bauch knurrte und mir passend zustimmte. 

Wir arbeiteten Hand in Hand in der Küche, und ich ließ die Vorfreude auf unser Treffen morgen in den Hintergrund treten. Es war ein angenehmes Gefühl, einfach im Moment zu leben und die Zeit mit Magan zu verbringen. Als das Abendessen fertig war, deckten wir den Tisch und setzten uns gemütlich zusammen.
„Auf unsere gemeinsame Zeit und die vielen kommenden Abenteuer“, sagte Magan, als wir anstießen.
„Auf jeden Fall“, stimmte ich zu und nahm einen Schluck von meinem Glas. „Auf das, was noch kommt und darauf, dass wir das Beste daraus machen.“

Die Professorin- Grenze Der MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt