Kapitel 7 - Illusion

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Als ich die Wohnung betrat, empfing mich eine beruhigende Stille. Kein Geräusch, keine Bewegung, nur Stille. Magan war noch bei der Arbeit und ich war ehrlich gesagt froh darüber. Die Last des Tages fiel langsam von meinen Schultern ab.

Ich ließ meine Tasche auf den Boden gleiten und striff mir mein Kleid von meinem Körper, das sanft an meiner Haut hinabfiel. Der kühle Luftzug streifte meine nackte Haut, während ich nackt durch den Flur in Richtung Badezimmer ging. Dort herrschte die vertraute Stille, nur durchbrochen vom leisen Tropfen des Duschkopfs.

Das Wasser begann sofort, meinen Körper zu umhüllen, als ich unter den warmen Strahl trat. Ich schloss die Augen, ließ den Kopf nach hinten fallen und atmete tief durch. Der Tag schien mit dem Wasser fortzuschwimmen, jede Sekunde ließ den Druck ein wenig mehr verschwinden. Die Wärme durchdrang meine Haut, als hätte sie das Ziel, mich von innen heraus zu beruhigen.

Inmitten des leisen Plätscherns des Wassers fühlte ich plötzlich einen Hauch. Es war sanft, kaum spürbar, doch unmissverständlich. Monas Hände. Ich spürte sie, als wären sie wirklich da. Sie legten sich leicht um meinen Hals, fast wie ein Versprechen, weich und doch spürbar. Ihre Fingerspitzen glitten über meine Haut, erkundeten sie mit einem sanften Druck, der gleichzeitig beruhigte und meinen Atem stocken ließ.

Ich wagte nicht, die Augen zu öffnen, aus Angst, den Moment zu zerstören. Ihre Berührungen waren vertraut, aber diesmal war etwas anderes. Etwas intensiveres. Ihre Finger wanderten tiefer, strichen über meine Schultern, als wollten sie jede Verspannung aus meinem Körper streichen. Jede Berührung ließ ein warmes Kribbeln zurück, das sich wie ein Feuer in mir ausbreitete.

Das Wasser rauschte weiter, vermischte sich mit dem Gefühl ihrer Nähe, bis ich nicht mehr wusste, was echt war und was ich mir einbildete. Ich öffnete meine Augen und damit verschwand Mona aus meinen Gedanke, zumindest fürs erste.

Erschöpft ließ ich mich auf das viel zu große Bett fallen. Die weiche Matratze umarmte meinen Körper, als würde sie mich in Sicherheit wiegen. Ich spürte, wie meine Glieder schwer wurden, die Müdigkeit kroch in jede Faser meines Seins. Die Decke fühlte sich kühl an, als ich sie über meinen fast nackten Körper zog und das leichte Rascheln des Stoffes war das einzige Geräusch im Raum.

Das Bett, so leer, so viel Platz, als wäre es dafür gemacht, mich an diese Leere zu erinnern. Ich seufzte leise und drehte mich auf die Seite, spürte den leichten Druck des Kissens gegen mein Gesicht. Mein Kopf fühlte sich schwer an, als ob all die Gedanken, die ich den ganzen Tag verdrängt hatte, nun zurückkehrten, laut und fordernd.

Ich wünschte mir nur, dass Magan noch lange wegblieb. Die Vorstellung, wieder diesen belanglosen Smalltalk zu führen, diese erzwungenen Gesten der Zuneigung, fühlte sich erdrückend an. Es war nicht mehr wie früher, als ihre Nähe mich beruhigt hatte. Sie hatte sich verändert, sie war kontrollierender.

Der Gedanke, dass sie gleich die Tür aufschließen könnte, ließ mein Herz für einen Moment schneller schlagen. Ich stellte mir vor, wie sie müde und schweigend ins Zimmer käme, ihre Schlüssel leise auf den Tisch legte und dann neben mir im Bett Platz nahm. Aber ich wollte das nicht. Nicht heute.
Ich hoffte inständig, nicht wach zu werden, wenn sie kam. Vielleicht würde ich tief genug schlafen, um ihr Kommen nicht zu bemerken. Vielleicht würde sie sich so leise wie möglich verhalten, meine Ruhe respektieren und mich einfach in meinen Träumen lassen, wo die Dinge klarer, einfacher waren.

Doch obwohl ich erschöpft war, spürte ich, wie meine Gedanken unaufhörlich kreisten. Sie wirbelten um Mona, um die Art, wie ihre Berührungen mich in der Dusche fast real erschienen ließen, wie der Gedanke an sie mich erfüllte und gleichzeitig mit einer unerträglichen Sehnsucht zurückließ. In diesem großen, leeren Bett fühlte ich mich, als ob etwas oder jemand fehlte. Nicht Magan. Sondern sie.

Erst am nächsten Morgen, als das laute, gleichmäßige Summen der Kaffeemaschine die Stille zerriss, wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Das Geräusch drang langsam durch den Nebel meiner Träume, riss mich aus dem warmen, dämmerigen Zustand zwischen Schlaf und Wachsein. Ich blinzelte, die schweren Lider öffneten sich widerwillig, während die Realität um mich herum wieder Form annahm.

Ein leises Seufzen entfuhr mir. Mein Körper fühlte sich träge und schwer an, als hätte der Schlaf kaum etwas von der Müdigkeit des Vortages genommen. Außerdem brummte mein Kopf, vielleicht war es gestern etwas zu viel Alkohol.
Ich fuhr mir mit den Händen über das Gesicht, spürte die leicht raue Haut meiner Handflächen auf meiner Stirn und über meinen Wangen, versuchte damit die Restschwere des Schlafes zu vertreiben.

Ich lag noch einen Moment da, spürte, wie die Kälte des leeren Bettes langsam in mich hineinkroch. Magan musste bereits wach sein - die Kaffeemaschine verriet das - und allein der Gedanke, ihr gleich gegenüberzutreten, ließ ein unangenehmes Ziehen in meinem Magen aufkommen.

Mit einem weiteren tiefen Atemzug schwang ich meine Beine aus dem Bett, der kühle Boden schickte einen Schauer durch meinen Körper. Ich griff nach dem Bademantel, der achtlos über dem Stuhl hing und zog ihn mir über die Schultern, das weiche Material war wie ein schützender Kokon, in dem ich mich für einen Moment verstecken konnte.
Langsam machte ich mich auf den Weg zur Küche. Der Flur schien sich heute länger anzufühlen, als hätte sich die Strecke. Ich wusste nicht ob ich Ihr von dem aufeinandertreffen von Mona und mir erzählen sollte.

Meine Gedanken wieder zu kreisen. Ich wusste nicht, ob ich Magan von dem Aufeinandertreffen mit Mona erzählen sollte. Der Gedanke lastete schwer auf mir, wie eine unausgesprochene Wahrheit, die an die Oberfläche drängte. Es war mehr als nur ein flüchtiger Moment, mehr als nur eine Begegnung. Die Erinnerung an Monas Hände auf meiner Haut, an ihre Berührungen, war noch so lebendig, als wäre es erst vor wenigen Sekunden gewesen.

Ich blieb einen Moment vor der Küchentür stehen, lauschte dem gleichmäßigen Brummen der Kaffeemaschine und dem gelegentlichen Klirren von Tassen. Magan war in der Küche, wie jeden Morgen. Routine. Ihr Leben schien aus festen, unerschütterlichen Abläufen zu bestehen, während meines immer ins Schwanken geriet.

Was würde sie sagen? Was könnte ich überhaupt sagen? Mona war mehr als eine alte Freundin. Mehr als das, was Magan wusste - oder vielleicht wissen wollte. Es war eine dieser Beziehungen, die in Worte schwer zu fassen waren. Ein leises, unausgesprochenes Band, das uns immer wieder zusammenführte, egal wie viel Zeit verging.

Die Professorin- Grenze Der MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt