Kapitel 12 - Dieses Lächeln

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Müde schleppte ich mich in die Wohnung, und kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, umfing mich ein überraschender Duft. Ein angenehmes, einladendes Aroma drang in meine Nase - es roch nach frisch zubereitetem Essen. Mein Magen meldete sich mit einem tiefen Knurren, als hätte er schon längst auf diesen Moment gewartet.

Ich betrat die Küche, wo der Duft noch intensiver war, fast greifbar. Die Wärme, die von den Töpfen und Pfannen ausging, ließ mich für einen Moment alles andere vergessen.

„Hallo, hast du Hunger?" Eine vertraute Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Es war Magan. Sie stand am Herd, wendete gerade etwas in einer Pfanne und blickte über ihre Schulter zu mir.

Eifrig nickte ich, ohne groß nachzudenken, und setzte mich an den Tisch. Der Magen knurrte erneut, dieses Mal lauter, als ob er unbedingt sofort etwas zu essen forderte.

„Wie war dein erster Tag?" fragte Magan, während sie das Essen noch einmal prüfend umrührte. Ihre Stimme war sanft, doch in ihrem Blick lag etwas, das ich nicht recht deuten konnte.

„Gut", antwortete ich schließlich, nachdem ich einen Moment gezögert hatte. Sollte ich ihr von Mona erzählen? Nein, das wäre zu viel, zumindest noch nicht. „Es war aber auch echt anstrengend", fügte ich hinzu, um das Thema zu wechseln und den Druck zu mindern, der sich in meiner Brust aufbaute.

Magan schien zufrieden mit meiner Antwort, denn sie drehte sich wieder der Pfanne zu, als sie mir das Essen servierte. Ich nahm den Teller entgegen, und wir aßen in einem ruhigen, fast angenehmen Schweigen. Der Duft des Gerichts war köstlich, und ich konnte den Stress des Tages fast schon vergessen, während ich jeden Bissen genoss.

Nach dem Essen räumte ich die Spülmaschine aus, stellte die Tassen ordentlich in den Schrank und versuchte, mich in die Gewohnheiten des Hauses einzufinden. Plötzlich spürte ich ihre Präsenz hinter mir. Es war wie ein sanfter Druck in der Luft, etwas, das mich in meiner Bewegung verharren ließ. Als ich das letzte Glas in den Schrank stellte, fühlte ich ihre Hand, die sich vorsichtig auf meine Wange legte.

Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Der Moment fühlte sich gleichzeitig vertraut und fremd an. Ihr Blick, der mich jetzt direkt traf, war durchdringend, fast unerbittlich.

„Du hast Angst vor mir", flüsterte Magan, ihre Stimme leise, aber voller Bedeutung. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Und ich wusste, dass sie es genau wusste.

„Du hast mich geschlagen", entgegnete ich mit einem leisen, aber festen Ton. Die Worte schmerzten mehr, als ich es erwartet hatte, und ich konnte die Erinnerung an den Moment nicht abschütteln.

„Ich habe mich entschuldigt", erwiderte sie ruhig, ihre Hand blieb immer noch auf meiner Wange, als wollte sie diese Distanz zwischen uns auflösen.

Doch in meinem Inneren wusste ich, dass eine Entschuldigung nicht genug war, um das wieder gut zu machen. Ein „Es tut mir leid" löst keine Wunden, keine Ängste, keine Erinnerungen. Ich zwang mich, die Gedanken beiseite zu schieben und nicht laut auszusprechen, was mir durch den Kopf ging.

Der Raum zwischen uns schien sich zu verengen, als sie die Stille durchbrach: „Wir haben schon lange nicht mehr miteinander geschlafen."

Ich warf ihr einen schnellen Blick zu, doch ich sagte nichts. Ihr Blick fokussierte mich.
,,Magan ich-" ich schluckte und überlegte wie ich ihr schonend klar machen konnte, das ich keine Lust hatte. „Ich bin müde. Heute war echt anstrengend", murmelte ich und ließ mich erschöpft gegen die Küchenzeile sinken. Magan nickte nur wortlos, als hätte sie diese Worte schon lange erwartet. Sie drehte sich um und verließ dann ohne ein weiteres Wort die Küche, so schnell, wie sie gekommen war. Ihr Abgang hinterließ eine spürbare Leere im Raum.

Ich schloss für einen Moment die Augen, wollte einfach den Gedanken an den langen Tag und an alles, was ihn so erschöpfend gemacht hatte, aus meinem Kopf verbannen. Doch kaum hatte ich die Augen geschlossen, trafen mich zwei strahlende Augen. Monas Augen.

Der Anblick war wie ein plötzlicher Blitz in meinem Geist, der alles andere in den Hintergrund trat. Ihr Lächeln, das ihre Lippen viel zu selten schmückte, war wie ein Moment der Magie. Es war, als würde die Welt für einen Augenblick stillstehen. Wenn dieses Lächeln dann doch mal auftauchte, war es das schönste auf der ganzen Welt - hell, warm und voller Hoffnung, als könnte es alles andere verdrängen. Doch wie immer verschwand es genauso schnell, wie es gekommen war, als ich meine Augen wieder öffnete

Ich fühlte einen unerklärlichen Schmerz in meiner Brust, ein ziehendes Gefühl, das sich wie ein unsichtbares Band um mein Herz schlang. Es war ein Gefühl, das mir sagte, dass Mona mich schon wieder in ihrem Spiel gefangen hielt, obwohl sie noch gar nicht richtig angefangen hatte, ihre Karten auszuspielen. Dieses Spiel, das immer subtiler, immer komplizierter wurde, schlich sich in meine Gedanken, noch bevor ich wusste, was eigentlich geschah. Und doch wusste ich - oder spürte zumindest -, dass ich bereits in der Falle war, ohne einen Ausweg zu sehen.

Ihre Augen, dieses Lächeln, das so selten war und doch immer so viel versprach, war wie ein leises Versprechen, das gleichzeitig ein Fluch war. Ich war gefangen in diesem ständigen Wechselspiel zwischen Nähe und Entfernung, zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Es war das Spiel, das sie meisterhaft beherrschte, und ich war ihr nie ganz entkommen. Dies wurde mir klar.

.....

Schönen ersten Advent. ✨

Die Professorin- Grenze Der MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt