Kapitel 2

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Aurora
Anderthalb Jahre später

„Die haben sich bestimmt vertan. Oder jemand erlaubt sich einen schlechten Scherz mit mir. Oh ja, das wird es sein. Es ist bestimmt einer dieser Pranks von SNL oder so. Ich werde dort auftauchen und dann schütten sie grünen Schleim über mich."
Riley sah mich ungerührt an, während ich wie ein aufgescheuchtes Huhn im Büro ihrer Villa in West Hollywood auf und ab lief.
„Das ist Nickelodeon, nicht Saturday Night Live" erklärte emotionslos und brachte mich so zum ersten Mal seit einer guten halben Stunde dazu endlich still zu stehen. „Was?" Sie lächelte nachsichtig. „Der Schleim? Den den man dir angeblich über den Kopf kippt, wenn du die Einladung annimmst. Das machen sie bei den Nick Choice Awards. Nicht bei SNL. Oder sonst wo. Niemand wird dir irgendwas über den Kopf kippen oder dich sonst wie vorführen Aurora. Das da" sie deutete mit einem nicken auf den Umschlag den ich in den Händen hielt. „Sie ist echt ok? Du hast diese Einladung erhalten, weil du es verdienst. Nur deshalb. Es gibt keinen Hinterhalt. Gott vielleicht ist dieses Leben mitten im nirgendwo doch nicht so gesund für deinen geistigen Zustand wie du immer behauptest. Du bist verflucht paranoid ist dir das eigentlich klar? Keiner meiner anderen Klienten hat sich je so verhalten, wenn er eine Einladung zu den verdammten Grammys bekommen hat."

Ich sah hinab auf den Brief, lass die wenigen Worte immer wieder und suchte nach einem Fehler, doch es gab keinen. Diese Einladung war wirklich für mich.
„Wieso laden sie ausgerechnet mich ein?" fragte ich jetzt zwar deutlich ruhiger, aber nicht weniger nervös.
„Wieso? Ist das dein Ernst? Wie wäre es damit das du mit Brave Obsession in diesem Jahr DAS Album überhaupt herausgebracht hast? Oder mit der ausverkauften Welt Tournee die du im vergangenen Jahr gespielt hast? Oder vielleicht mit dem Meisterwerk eines Musikvideos zu Golden Game das du gedreht hast? Soll ich weiter machen oder glaubst du mir endlich, dass du diese Auszeichnung mehr als verdienst?" Sie sah mich über ihre Kaffeetasse hinweg an und erst als ich murmelte: „Na gut vielleicht habe ich diese Einladung wirklich verdient"
Riley lächelte wieder und verkündete stolz „Das ist meine Kleine. So gefällt du mir schon besser. Setzt du dich dann endlich? Wir müssen die Details besprechen. Welchen Designer willst du tragen? Wer macht deine Haare? Wer dein Make-up? Wessen Schmuck wirst du tragen? Und was ist mit der Rede, willst du die improvisieren oder soll ich dir eine schreiben lassen? Ich kenne da jemanden, der wirklich ein Händchen für sowas hat..."
Ich hob die Hand und brachte sie zum schwiegen. „Was für eine Rede?"
Rileys Blick war ehrlich irritiert. „Äh deine Dankesrede? Für den Fall das du gewinnst? Also ich gehe davon aus, aber ich weiß ja wie unsicher du bist, deshalb das vielleicht. Wenn du mich fragst hast du den Preis sicher, die anderen Nominierten kommen nicht mal ansatzweise an das ran, was du abgeliefert hast"
Preis?
Die anderen Nominierten?
Mein Kopf kam nicht mehr hinterher. Ich dachte ich wäre bloß eine von vielen Gästen dort, was mir alleine schon für einen mittelgroßen Nervenzusammenbruch gereicht hatte, aber eine Nominierung? Für einen Grammy?!
„Du hast die Rückseite nicht gelesen oder?" seufzte Riley, nahm mir den Brief aus der Hand und lass selbst vor: „Wir freuen uns ihnen mitteilen zu dürfen, dass sie in folgenden Kategorien für einen Grammy nominiert sind:

Album of the Year
Song of the Year
Best Pop Solo Performance
Best Pop Vocal Album
Best Music Video of the Year"

Mein Herzschlag setzte aus. „Fünf?! Ich... Ich bin für fünf Grammys nominiert?" japste ich nach Atem ringend und glitt endlich auf den Stuhl, den Riley mir angeboten hatte. Sie lächelte mich aufmunternd an, was mich wieder mal darin bestärkte, dass es kein Fehler gewesen war, meine beste Freundin zu meiner Agentin zu machen.
„Das sind gute Nachrichten hörst du? Es gibt keinen Grund Panik zu haben. Es wird alles gut, selbst wenn du nicht einen Preis tatsächlich bekommst, wird es ein fantastischer Abend. Du wirst dich endlich mal wieder auf einem roten Teppich zeigen, was für die Verkäufe des Albums einen wahnsinnigen Push bedeuten wird. Ein Besuch der Grammys ist in jedenfall eine so verflucht gute Publicity, dass wir uns das nicht entgehen lassen. Du kannst das nicht auslassen, Aurora. Diesmal nicht. Ich weiß du meidest ansonsten alles was mit Paparazzi zu tun hat, aber die Grammys..." sie seufzte theatralisch, ehe sie mit der Zunge schnallte und mich zum ersten Mal zum Lächeln brachte, seit ich hier war. „Die Grammys sind die verfluchten Grammys. Verdammt Aurora du gehst zu den Grammys! Du hast es endlich geschafft" sie umrundente ihren Schreibtisch und drückte mich, lange und so herzlich, dass die Anspannung irgendwann von mir abfiel und ich mich endlich ehrlich Freuen konnte.
Davon hatte ich immer geträumt.

How bad can a good girl get?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt