Vollkommen aus Intuition griff ich nach Nicos Arm. So durfte der Moment nicht zu Ende gehen.
Ich wollte nicht, daß Nico schlechte Gedanken über sich selber hegte, weil ich ihm Sachen an den Kopf warf.
Überrascht folgte Nico meinem Ziehen, bevor er kurz vor mir innehielt.
'Aber ich will, Angel!', flüsterte ich schloss den letzten Abstand zwischen uns.
Vorsichtig fuhr ich mit den Fingern durch Nicos dunkles Haar, während ich einen sanften Kuss auf seine Lippen setzte.
Nicos Überraschung war deutlich spürbar und ich hatte für einen Moment Angst, jetzt endgültig alles ruiniert zu haben.
Nach einigen Sekunden legte Nico die Hände auf meine Schultern und brachte ruckartig etwas Abstand zwischen uns.
'Dannato! Sei pazzo, raggio di sole!', sagte Nico und mied meinen Blick.
Ich verstand kein Wort und Panik stieg in mir hoch. 'Es tut mir leid! Ich hätte das nicht einfach tun sollen! Das war schrecklich von mir!'
Doch Nico schien mich gar nicht zu hören und murmelte noch eine Weile etwas zu sich selbst in einer Sprache, die ich nicht verstand.
Langsam streckte ich die Hand aus und legte sie gegen Nicos Wange. Ruckartig blickte di Angelo zu mir auf.
'Ancora', murmelte Nico und sah mir tief in die Augen.
'Wie?', fragte ich verwirrt, immer noch ratlos, was all die Worte bedeuteten.
'Nochmal', übersetzte Nico das Wort, was er davor gesagt hatte. 'Mach das nochmal.'
Ich musste schmunzeln. 'Liebend gerne.', sagte ich und jegliche Angst wich Erleichterung.
Das war perfekt! Ich hauchte einen leichten Kuss auf Nicos Lippen und fühlte mich innerlich wie ein kleines Kind. Genau so etwas hatte ich mir immer gewünscht.
Nach einer Weile plazierte ich einen letzten Kuss auf Nicos Wange, bevor ich ihn erneut ansah.
'Du bist gut darin.', meinte Nico.
Ich wurde augenblicklich rot. 'Danke'
Angesichts meiner Nervosität stahl sich ein Lächeln in Nicos Gesicht.
'Was für eine Sprache war das eben? Ich hab nichts verstanden.', fragte ich, um vom Thema abzulenken.
'Ach, das war Italienisch.', erklärte Nico. 'Meine Mutter hat es mir beigebracht, sie kam von dort. Aber sie ist lange tot.'
'Tut mir leid.', murmelte ich.
'Nicht deine Schuld.' Nico zuckte mit den Schultern. 'Ich hab mich daran gewöhnt.'
'Es klingt schön, wenn du es sprichst.', sagte ich, um ihn aufzumuntern.
'Ich benutz es selten.', sagte Nico. 'Eigentlich nur, wenn ich mal wirklich irgendwelche Emotionen habe. Und das kommt selten vor.'
'Also hab ich es etwas Besonderes geschafft!', meinte ich stolz und lachte.
'Ja, Sonnenschein. Könnte man so sagen.'
Nico schenkte mir einen weiteren Kuss. Das war alles zu unglaublich gut um wahr zu sein!'Also, was machen wir jetzt?', fragte Nico und holte meine Gedanken etwas in die Realität zurück.
'Ich bin nicht sicher. Wir brauchen einen Ort, an dem wir für einen Moment sicher sind.', antwortete ich.
Nico nickte. 'Ich hab da leider nicht viel anzubieten.'
'Aber ich vielleicht.', sagte ich. 'Wir könnten meine Mutter besuchen. Sie wohnt nicht allzu weit von hier und verlangt sowieso schon eine Weile, mich mal wieder zu sehen.'
'Bist du sicher?', hakte Nico nach. 'Ist es für deine Mutter okay, dass ich auch da bin?'
'Ja, selbstverständlich. Sie wird dich lieben.'
Wir standen beide auf. Nicos Haltung war ohne die Verletzung gleich viel authentischer. Er sah wirklich unfassbar gut aus!
'Erzählst du mir was passiert ist, während du weg warst?', fragte ich.
'Ich bin in irgendeiner Straße gelandet. Und dann ist ein seltsamer Junge aufgetaucht. Er meinte, er ist ein Sohn vom Gott des Neides und das er für Erebos arbeitet. Er wollte die Sense. Wir haben kurz gekämpft, aber die Wunde hat sich wieder geöffnet, deshalb hab ich recht traurig verloren.' Nico verzog das Gesicht. 'Er ist dann gegangen, aber schien auf ein Wiedersehen zu hoffen.'
'Warte, also hat Erebos jetzt die Sense?", fragte ich fassungslos.
'Er glaubt es.', murmelte Nico. 'Aber ich hab sie nicht einmal mitgenommen, als ich von hier weg bin.'
Er ging ins Gästezimmer und zog unter dem Kopfkissen den Holzstab hervor.
'Das was dieser Halbgott Erebos bringt, ist ein Kochlöffel aus Percys Küche.', beendete Nico die Erklärung.
Ich fing an zu lächeln, bevor ich frei heraus lachen musste. 'Der allmächtige Kochlöffel.'
Nico grinste. 'Oh ja, fürchtet den Kochlöffel.'
'Das war schlau, Angel.', sagte ich und zog ihn in meine Arme.
'Also, möchtest du zu deiner Mutter?', fragte Nico. 'Mir geht es wieder gut, also ist eine Schattenreise kein Problem.'
'Ja, ich will einfach weg und vielleicht ein paar wenige Tage durchatmen.'
'Das wäre traumhaft.' Auch Nico schien von der Vorstellung recht angetan. 'Außerdem könnten wir sowieso etwas Zeit gebrauchen, um über das nachzudenken, was passiert ist. Mich lässt nicht los, was Alekto gesagt hat.'
'Das mit der Weissagung?', fragte ich.
'Ja, genau das. Warum kennt Erebos sie und wir nicht, wenn sie von uns handelt? Und ist dein Vater nicht der Gott der Weissagungen?'
'Schon', gab ich zu. 'Ich kann versuchen ihm eine Irisbotschaft zu schicken, dann frag ich ihn. Aber erst morgen, es ist schon beinahe dunkel jetzt.'
Nico nickte. 'Dann sag mir, wo deine Mutter wohnt.'
Ich nannte ihm die Adresse, alles um mich wurde pechschwarz und wir tauchten in meinem vertrauten Heimatdorf wieder auf. Genau vor dem Gartentor von dem Haus meiner Mutter.
Nico folgte mir durch den Garten zur Veranda und bis vor die Haustür. Er hielt sich hinter mir und schien unsicher, ob es wirklich okay für ihn war hier zu sein.
Ich nahm seine Hand und drückte sie sanft. 'Ich bin froh, dass du hier bist. Mehr kann ich mir nicht wünschen.'
Nico brachte ein kleines Lächeln zustande. Ich klingelte und kurz danach öffnete meine Mutter die Tür.
Kurz schien sie verdutzt, doch dann wurde ich in eine feste Umarmung gezogen. 'Will! Was machst du hier so spät? Wolltest du nicht Bescheid sagen, wenn du kommst?'
'Ja, Mom, sorry.', sagte ich. 'Es war wirklich dringend und wir brauchen unbedingt etwas Ruhe.'
'Wir?' Mom blickte hinter mich und schien Nico erst jetzt zu sehen. 'Oh, hallo. Ich bin Wills Mutter, Naomi. Und du bist?'
'Nico di Angelo. Schön sie kennenzulernen.'
'Freut mich ebenfalls.' Naomi lächelte und wollte Nico ebenfalls in eine Umarmung ziehen. Sie machte so etwas liebend gerne.
Doch Nico machte einen Schritt rückwärts und verschränkte abwehrend die Arme vor dem Körper. Seine Augen strahlten Unbehagen und vielleicht sogar einen Hauch von Angst aus.
Ich stellte mich schnell dazwischen und versuchte meine Mom mit einem schnellen Blick zu beruhigen, dass es nicht ihre Schuld war.
'Lass uns rein gehen.', sagte ich und führte Nico ins Haus.
'Ruht euch erstmal aus.', sagte Naomi. 'Erzähl mir das Wichtigste einfach morgen, Will.'
Ich nickte. 'Gute Nacht, Mom.' Ich nahm noch eine Decke aus dem Wohnzimmer mit und zog Nico nach oben in mein Zimmer.
Da offenbarten sich mir jedoch zwei Probleme. Ich hatte nur ein Bett und Nico konnte unmöglich in seiner Straßenkleidung schlafen.
DU LIEST GERADE
Under Burning Stars [Solangelo]
FanficNachdem Thanatos, der Gott des Todes seine Kräfte verloren hat, sind die Monster förmlich unsterblich. Jede Hoffnung scheint verloren, denn zusätzlich greift Erebos die olympischen Götter an. Nur Hades und Apollo sind noch übrig.. aber niemand will...