In dem Fantasy-Roman „Tanz der Dämmerung", geschrieben von Seerosena, steht eine Jugendliche zwischen zwei Welten.
Zu Beginn wird klargestellt, dass es sich um den ersten Band einer Buchreihe handelt. Darauf folgt ein Satz, der die aktuelle Lebenssituation der Protagonistin beschreibt. Diese wird im nächsten Abschnitt weiter ausgeführt und durch den Einsatz rhetorischer Fragen unterstrichen. Zuletzt folgt ein Ausblick in Hinblick auf den Konflikt, und am Ende befinden sich drei Sternchen, die signalisieren, dass der Klappentext damit abgeschlossen ist.
Abgesehen von einem Ausdrucksfehler (Sehnen statt Sehnsucht) ist die Grammatik korrekt, die Sprache lebendig und der Schreibstil dynamisch. Daher halte ich die Vergabe von 9,5 von 10 Punkten für angemessen.
Der Einstieg erfolgt durch ein Willkommenskapitel, das Erklärungen sowie Erläuterungen in Bezug auf den Handlungsstrang enthält. Emojis und Ornamente verleihen ihm eine persönliche Note – ein Phänomen, das sich durch das gesamte Werk zieht. Mindestens ein Medium, also ein Bild oder ein Video, leitet jedes folgende Kapitel ein, ebenso wie jedes Kapitel mit einem Kommentar der Autorin endet. Zur Abgrenzung sind diese mit kursiver Schrift gekennzeichnet.
Der Prolog ist relativ kurz im Vergleich zur durchschnittlichen Kapitellänge von etwa zwölf bis sechzehn Minuten. Zudem stellt sich die Frage, ob eine kürzere Lesedauer für das Lesen zwischendurch von Vorteil wäre. Die Kapitel sind stets nummeriert und betitelt, die Übersichtlichkeit ist durch eine logische Strukturierung gewährleistet. Der eigentliche Textinhalt ist rein, Ablenkungen durch Emojis und Ornamente gibt es nicht, weswegen man auch dann über sie hinwegsehen kann, wenn sie einem missfallen. Das finde ich sehr wichtig. Die Zeichensetzung ist makellos und entspricht ausnahmslos den deutschen Richtlinien. Ich gebe 9 von 10 Punkten. Die Grammatik ist einwandfrei. Ich gebe 10 von 10 Punkten.
Die Sprache zeichnet sich durch die häufige Verwendung von Personifikationen, sprachlichen Bildern, Partizipien, rhetorischen Fragen und Klimaxen aus. Doch auch auf syntaktische Mittel wird zurückgegriffen. So finden sich ebenso häufig Nominalisierungen, vielfältige Konjunktionen, Inversionen, Parenthesen und Adverbialsätze. Diese Fülle sorgt für ein lebendiges Leseerlebnis und für die geliebten Bilder im Kopf. Allerdings sind gewisse Passagen beinahe überladen. Das hängt damit zusammen, dass bei ihnen die Regel des „Show, don't tell" missachtet wurde. Und das wiederum hängt damit zusammen, dass die Autorin zwischen mehreren Ebenen springt. Der allgemeine Stil ist nämlich introspektiv. Das heißt, dass den Gedanken und Gefühlen der Protagonistin viel Raum gelassen wird. Dafür wurde auch ein Ich-Erzähler ausgewählt. Die Zeitform ist jedoch das Präsens, sodass jedes Mal, wenn uns ein Blick in diese Gedanken- und Gefühlswelt gewährt wird, die Zeit eigentlich gedehnt wird. Wenn wir dort wieder herausfinden, muss das, was in der Zwischenzeit geschehen ist, oft aufgeholt werden, was ein ganz anderes Schreibgefühl erfordert. Ich empfehle der Autorin daher, sich diesen Sprung bewusst vor Augen zu halten; dann sollte das Problem auch schon beseitigt sein, denn die Fähigkeit zum realitätsnahen Schreiben ist offensichtlich vorhanden. Ich gebe der Sprache und dem Schreibstil jeweils 8,5 von 10 Punkten.
Die Protagonistin ist ein sensibles und nahbares Mädchen, das ein hohes Identifikationspotenzial aufweist – nicht zuletzt aufgrund des wunderbaren Schreibstils, der genau das erst möglich macht. Doch das Motiv eines besonderen Menschen, der in der gewöhnlichen Welt nicht zurechtkommt, ist nicht neu. Sofort denke ich an Percy Jackson oder an die Barbie, die mit ihren Schwestern in eine Märchenwelt tanzt. Von Innovation kann man daher nicht sprechen. Die Umsetzung des Motivs ist jedoch trotzdem individuell und gelungen, indem die psychologischen Aspekte hervorgehoben werden, was den anderen Werken, die ich angeführt habe, absolut fehlt. Deswegen halte ich 9 von 10 Punkten für angemessen
Insgesamt wurden 54 erreicht. Das entspricht der Note 2+.
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BUCHBEWERTUNG
RandomLiebst du es, deine Geschichte durch die Augen anderer zu sehen? Als leidenschaftliche Lektorin und Korrektorin ebne ich dir den Weg dorthin, denn meine Kritik ist konstruktiv, plausibel und dabei stets einfühlsam formuliert. Komm und lass uns dein...