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Ich stand vor dem Spiegel in Mathildas Hotelzimmer und betrachtete mein Spiegelbild in dem neuen Deutschland-Trikot. Das grelle Weiß hob sich von der schwarzen Jeans ab, und ich strich ein letztes Mal über den Stoff, während ich versuchte, das Kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren. Neben mir zog Matilda eine Augenbraue hoch und grinste mich durch den Spiegel an.
„Ganz schön ernst, oder?" fragte sie und stieß mich leicht an. „Das ist doch nur ein Fußballspiel."
Ich verdrehte die Augen. „Nur ein Fußballspiel? Tilda, das ist ein K.O.-Spiel. Wenn die Jungs das heute verlieren, sind sie raus!"
„Ja, ja, ich weiß, die ganze Ehre des Landes steht auf dem Spiel und so," sagte Matilda und machte eine dramatische Handbewegung. „Aber hey, wir sehen dabei verdammt gut aus." Sie zwinkerte mir zu und drehte sich einmal um sich selbst, das Trikot saß locker über ihrer schwarzen Hose.
„Das stimmt," gab ich zu und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Doch im Hinterkopf nagte die Angst, wie es wohl wäre, wenn wir heute verlieren. Das Leben hier im Camp war mir irgendwie ans Herz gewachsen. Die tägliche Routine, das Zusammengehörigkeitsgefühl und... ja, natürlich auch Flo. Daran wollte ich jetzt aber gar nicht denken.
Matilda bemerkte wohl, dass ich etwas abwesend war, und lehnte sich spielerisch gegen den Spiegel, sodass ich nicht anders konnte, als ihr in die Augen zu sehen. „Apropos, wie war das eigentlich, Flo wiederzusehen? Ich meine, nach deinem betrunkenen Telefonat?" Sie kicherte und sah mich mit einem frechen Grinsen an.
„Tilda!" rief ich, während mir sofort die Röte ins Gesicht schoss. „Es war... es war ganz normal. Wir haben nicht groß darüber gesprochen."
„Oh, ganz normal, ja?" Sie legte den Kopf schief und musterte mich herausfordernd. „Das klingt aber nicht besonders überzeugend, Amber."
„Er hat es angesprochen," gab ich schließlich kleinlaut zu, „aber ich hab versucht, das Thema schnell abzulenken. Es war mir einfach zu peinlich."
Matilda kicherte und schüttelte den Kopf. „Mensch, Amber. Der arme Kerl weiß bestimmt gar nicht, wie er mit dir umgehen soll. Ihr seid beide echt eine Katastrophe." Sie zog mich in eine Umarmung und tätschelte mir den Rücken. „Aber hey, wer weiß, vielleicht bringt dieses Spiel heute ja ein bisschen mehr Klarheit."
Ich lachte, auch wenn mein Herz bei ihren Worten einen kleinen Sprung machte. Der Gedanke, dass Flo mich vielleicht wirklich mochte, ließ mein Herz schneller schlagen, aber es war auch zu beängstigend, um es wirklich zuzulassen.
„Komm schon, Amber," sagte Matilda, während sie mir aufmunternd auf die Schulter klopfte. „Lass uns das Spiel genießen und versuchen, das Beste aus allem zu machen. Wir sind heute einfach die größten Deutschland-Fans!"
Ich nickte und zwang mich, die Nervosität für einen Moment zu vergessen. Gemeinsam verließen wir das Zimmer, bereit für den Tag und das große Spiel, und ich fühlte mich ein wenig leichter.
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@amber.nagelsmann
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Kopfspiele - Erstes Band
FanfictionAmber Nagelsmann ist die Tochter eines Fußballtrainers, angehende Sportpsychologin und bestens darin, sich hinter einem charmanten Lächeln zu verstecken. Doch zwischen Leistungsdruck, alten Narben und neuen Verbindungen muss sie sich bald ihren größ...