Kapitel 19: Schreckensbotschaft

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Zwei Monate waren vergangen, als ich an diesem Nachmittag auf dem Sandplatz stand und das Katana in die Richtung der Trainingspuppe positionierte. Seit der Hochzeit hatte ich jeden Tag Übungsschläge gemacht, um mich wieder ein wenig in Form zu bringen. Doch ich hatte es immer vermieden, eine Atemtechnik einzusetzen. Zum einen, da mein untrainierter Körper die Belastung nicht aushalten konnte. Zum anderen beobachtete mich Mitsu bei jeder Einheit wie ein Greifvogel. Vielleicht war sie einfach nur auf der Hut, um mir im Ernstfall wieder beim atmen helfen zu können, aber wahrscheinlicher war das Szenario, dass sie mir den Kopf waschen wollte, wenn ich mich noch einmal überschätzen sollte. Auch an diesem Tag saß sie wieder auf der Terrasse, arbeitete weiter an ihrem neuen Strickprojekt und musterte mich immer wieder besorgt. Meine Gedanken glitten zu dem sogenannten „Projekt" in ihren Händen. Dieses neue Hobby hatte Mitsu mit Nezukos Hilfe neu für sich entdeckt. Den Anfang hatte alles genommen, als Nezuko und Zenitsu ihr zu unserer Hochzeit einen Korb voll mit Wolle geschenkt hatten. Ich erinnerte mich noch genau an ihre Worte: „Damit kannst du süße Anziehsachen für das Kleine machen. Die Wolle ist perfekt dafür und flauschig noch dazu." Natürlich war Mitsu sofort Feuer und Flamme gewesen. Gleich am nächsten Tag, sobald wir Zuhause ankamen, hatte sie mit diesem Projekt angefangen und steigerte sich richtig in die Fertigstellung hinein. Wann immer ich gefragt hatte, was es werden sollte, hatte sie wie folgt geantwortet: „Sie ist bald fertig. Dann zeige ich es dir." Nach außen hin gab ich mich geduldig, doch in meinem Inneren brodelten alle möglichen Vorstellungen und Ideen, was es sein könnte. Irgentwann entschied ich mich, das mit den Schlägen für heute zu lassen. Meine Gedanken hatten sowieso immer um irgendwas anderes gekreist. Also schlenderte ich langsam wieder zu unserem Haus hinüber und setzte mich neben Mitsu auf die Terrasse. Sie war noch immer gedankenversunken in ihre Arbeit vertieft, ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen. Ein kleiner Blick konnte doch nicht schaden, oder? Mein Kopf wanderte ein wenig in ihre Richtung, damit ich schräg über ihre Schulter luken konnte. Noch ein Zentimeter... Doch im selben Moment fuhr ihr Blick hoch und sie lachte: „Wirklich so ungeduldig? Dieser Killerblick ist ja kaum auszuhalten!" „Killerblick? Ich bin nur neugierig", ich hatte mich schuldbewusst zurückgezogen. Mitsuri schob die Wolle beiseite und legte ihre warme Hand auf meine: „Es dauert nicht mehr lange. Versprochen." „Wenn du es sagst", ich lächelte und lehnte mich etwas zurück. Vielleicht gab es ja doch noch eine Chance wenn ich... „Iguro! Ich glaube es nicht!", Mitsu gab mir einen tadelnden Klaps auf die Hand. Ich setzte mich wieder etwas gerader hin. Dann wohl die andere Tour... „Wirklich nicht?", ich drückte meine Nase leicht an ihre Wange. Sie erwiderte meinen Blick mühelos und schob mich ein wenig weg: „Mit Schmeichelein kommst du nicht weit. Ich habe einen eisernen Willen!" Ach wirklich? Mitsu lachte, als sie meinem Blick begegnete: „Außerdem wusste ich nicht, dass du so einen Hundeblick haben kannst! Das ist ja unerträglich!" „Ich habe viele geheime Talente", ich hatte stolz die Brust vorgestreckt. Sie drückte sich zu mir und schloss mich in die Arme: „Das glaube ich dir aufs Wort. Na ja, okay... Sieh es dir an." „Wirklich?", ich löste mich von ihr, „Wenn das ein Scherz ist..." Sie lachte wieder: „Ist es nicht. Sonst würdest du sowieso keine Ruhe geben." Dann zog sie das „Projekt" hinter ihrem Rücken hervor und präsentierte es mir fröhlich. Ich begutachtete das Stück. Mitsu begann zu erklären: „Das wird eine Decke für das Kleine. Damit es auch etwas von uns bei sich hat, wenn wir gerade nicht bei ihm sein können... Damit es sich niemals einsam fühlt..." Die Decke hatte viele bunte Streifen und... Ich streckte meine Hand langsam danach aus, berührte sie leicht. Dann musste ich lächeln. So etwas weiches hatte ich womöglich noch nie gespürt. Es fühlte sich, wie eine Umarmung von seinem liebsten Menschen an. Mitsu sah mich überrascht an: „Du siehst so aus, als wolltest du auch eine?" Ich musterte sie grinsend, bevor ich sie noch einmal an mich drückte: „Quatsch... Ich habe etwas viel besseres." Mitsu erwiderte strahlend die Umarmung. „Wieso habe ich mir gerade genau dasselbe gedacht?"

„Übrigens ist heute ein Brief für dich gekommen", murmelte Mitsuri wenig später, als sie mit großen Bissen das Abendessen verschlang. Ich legte den Kopf schräg: „Ein Brief?" Mitsu hatte unterdessen weitergegessen und stoppte erst nun wieder für einen kurzen Schlug von ihrem Wasserglas. „Ja, er sah ziemlich wichtig aus. Mit Siegel und provisioneller Schönschreibung. Ich dachte, dass ich ihn lieber nicht öffnen will." Ich überlegte fieberhaft. Wer konnte mir denn jetzt einen Brief schicken? Zu diesem komischen Zeitpunkt... Eigentlich gab es dafür keinen wirklichen Anlass. „Iguro? Alles in Ordnung?", Mitsu hatte besorgt den Kopf schiefgelegt. Ich lächelte sanft: „Ich habe nur nachgedacht, wer mir denn geschrieben haben könnte. Sonst nichts." Sie nickte langsam und widmete sich wieder dem Pudding vor ihrer Nase. Dann fügte sie noch fleißig kauend hinzu: „Er liegt im Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch." Schwerfällig erhob ich mich und begann, das Geschirr abzuräumen. „Dann werde ich gleich mal nachsehen." Mitsuri stand ebenfalls auf, stellte den blitzeblanken Teller auf die Anrichte und kassierte damit ein Schnauben meinerseits: „Den muss man ja garnicht mehr abwaschen." „Du bist echt fies!", quietschte sie und boxte mir spielerisch gegen die Schulter. Ich lachte und schlurfte zur Treppe: „Ich gehe jetzt nach oben. Mach auch nicht mehr zu lange, okay?" „Mach dir keine Sorgen. Ich will nur noch die Wollknäule hier aufräumen." Ich wandte meinen Blick ab, stapfte die Wendeltreppe nach oben, verschwand in dem kleinen Arbeitszimmer am Ende des Flurs. Tatsächlich lag auf dem Tisch ein Brief. Und Mitsu hatte wirklich Recht gehabt. Ein Siegel, geschmückt mit einem Tiger prankte auf dem Umschlag, mein Name war fein säuberlich mit schnörkeliger Schrift darauf versehen. Ich schnappte ihn mir und umrundete den Tisch, um mich in den Sessel dahinter sinken zu lassen. Danach musste ich ein wenig im Schreibtisch herumkramen, bis ich den Brieföffner fand. Wer konnte diese ominöse Absender sein und wieso hatte er keine Krähe geschickt? Es musste wohl jemand von außerhalb sein. Schließlich ließ sich der Brief öffnen, ich zog das Papier aus dem Umschlag heraus, faltete ihn sorgfältig auseinander. Doch als ich begann, die wenigen Zeilen zu lesen, gefror das Blut in meinen Adern in Sekundenbruchteilen zu Eis.

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Ach, wie ich Cliffhanger doch liebe! 🥰

Ciao, Freunde! Bis nächste Woche!

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⏰ Letzte Aktualisierung: 6 days ago ⏰

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