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                                 Barış' POV

Die Fahrt nach Hause war quälend, meine Gedanken rasten und ich konnte nicht aufhören darüber nachzudenken. Ein besonderer Gedanke ließ mich nicht los, die Stelle ihres Tattoos.
Ikra hatte genau an derselben Stelle eine kleine Narbe, wofür ich verantwortlich war damals.
Wir hatten sogar Fotos, wie wir beim Arzt waren, nur war ich mir nicht mehr sicher, auf welcher Seite die Narbe war.
Also musste ich mir die Fotos angucken und sichergehen, dass das alles nur ein blöder Zufall war.

Als ich zu Hause ankam, schmiss ich mein Schlüssel auf die Kommode im Eingang und ging sofort ins Schlafzimmer. Nach und nach ging ich alle schränke und Kommoden durch, in einer Box hatte ich alles, was ich von Ikra hatte aufbewahrt.
Die Hoffnung, dass ich sie eines Tages doch sehen würde, hatte mich nie verlassen.
Dennoch hatte ich gegenüber ihr ein Gefühl, was ich nicht beschreiben konnte.
Ich war enttäuscht, verletzt und hasste sie, für das, was sie mir angetan hatte, dennoch vermisste ich sie, war besorgt und wollte nichts anderes, als sie in meine Arme zu schließen.

Schließlich sah ich unterm Bett nach, da war die schwarze Kiste, die ich suchte.
Zögerlich nahm ich es in die Hand und setzte mich auf das Bett, legte die Kiste ab.
Ein unwohles Gefühl kroch in mir auf, etwas in mir sagte, mein Leben würde sich ab diesem Zeitpunkt ändern. Und ich hatte Angst vor der Person, zu dem ich mich verwandeln würde, falls Eliya und Ikra dieselbe Person waren.

Dann endlich öffnete ich die Kiste und nahm mir die Fotos in die Hand, ich musste unwillkürlich lächeln, als ich das erste Bild sah. Die Erinnerungen zu dem Tag erwachten in mir, ich starrte das Bild eine Weile an, bis ich endlich die weiteren Fotos durchsuchte und das fand, welches ich suchte.
Auf dem Bild war deutlich zu erkennen, dass es die rechte Seite war, genauso wie bei Eliya.

„Das ist nur ein Zufall", murmelte ich zu mir selber.

„Wieso sollte sie mir nicht sagen, dass sie es war?", fragte ich mich.

Ich warf die Bilder wieder in die Kiste und machte den Deckel zu, ließ es wieder unterm Bett verschwinden.

Vielleicht hatte sie einen Unfall und hat ihr Gedächtnis verloren?

Das wäre doch eine Option, versuchte ich mir einzureden, das würde ich mir wenigstens wünschen.
Alles andere konnte und würde ich nicht akzeptieren.
Nach langem Hin und Her entschied ich, mich hinzulegen und die Sache erstmal zu überdenken.
Morgen früh, würde ich zu ihr fahren, ganz normal mit ihr reden und dann irgendwann ihr Tattoo ansprechen.

Was war schon dabei? Sie war es doch bestimmt nicht.

Es war mein Verstand, der mich verwirren wollte, der nicht zu ließ, dass ich an etwas anderes dachte.

Vielleicht wollte ich es nicht wahrhaben, vielleicht wollte sie mich auch deswegen nicht, weil sie doch wusste, wer ich war?

Nein, das war Schwachsinn, das konnte ich mir nicht vorstellen, oder doch?

Seufzend legte ich mich auf das Bett, mein Kopf tat weh, meine Gedanken wollten nicht aufhören mich zu stören.
Doch ich musste sie verdrängen, um die Wahrheit herauszufinden.
Zudem war sie auch aus Deutschland, das deutet auch daraufhin, doch ich wollte nicht voreilig handeln.
Die Situation, indem ich mich begeben würde, wenn ich jetzt handeln würde, wäre unangenehm.
Vor allem, wenn sie gar nicht Ikra war, ich konnte sie nicht einfach darauf ansprechen, also musste ich geduldig sein und meine Infos sammeln oder mir etwas anderes einfallen lassen.

Vergeblich verglich ich die beiden, es waren sieben Jahre vergangen, als ich Ikra das letzte Mal sah.
Sie war damals ein Teenager, jetzt eine junge Frau.
Ikra hatte von Natur aus braune Haare, Eliya hingegen hatte gefärbte, dunkelrote Haare, die aber perfekt zu ihr passten.
Ikra war ein süßes Mädchen, fürsorglich und voller leben. Eliya war wild, kalt und viel zu offen.
Sie hatten zwei verschiedene Persönlichkeiten, genauso wie das Aussehen.
Doch, wenn ich genauer überlegte, hatten beide dieselbe Augenform und Augenfarbe.

Sadece sen || Barış Alper Yılmaz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt