Kapitel 10

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„Hey Rory"
Allein seine Stimme zu hören war schwer, ihn dabei auch noch gegenüber zu stehen und diesen überhebliche, spöttischen Zug um seinen Mund zu sehen brachte mich fast um.
Mein erster Impuls war ihn zu schlagen und zwar heftig, einfach weil ich so wütend auf ihn war.
Der zweite Impuls war ihm hier und jetzt im Büro des Bosses von MGM eine riesen Szene zu machen, weil er mich ganz eindeutige verfolgte.
Der dritte Impuls war der logischste und intensivste. Ich wollte einfach so schnell es ging dieses Büro verlassen und mich nicht mehr umzudrehen.
Alle drei Varianten wären mehr als verständlich gewesen für das was ich empfand, als ich ihm schon wieder so unvorbereitet gegenüber stand, doch sie wären nur gut für mein privates Ich. Für mein berufliches Ich wären sie alle einem Selbstmord gleichkommend.
Also tat ich das einzige was mir übrig blieb, wenn ich nicht in der gesamten Branche als komplett exzentrische Diva verschrien werden wollte und ignorierte Blake komplett. Nicht mal eine Erwiderung auf seine Begrüßung brachte ich über die Lippen. Ich gönnte ihm nicht die Genugtuung zu sehen, wie sehr mich sein Auftauchen erneut aus dem Konzept brachte. Nicht das er das nicht sowieso wusste, wenn ich den Blick in seinen Augen richtig deutete.

„Was macht er hier?" fragte ich Riley, doch statt ihr antwortete mir Misses Barrett die, wie ich jetzt erst begriff, wohl Blakes Agentin war. „Blake ist der neue James Bond. Wir dachten es wäre gut, wenn sie sich gleich hier das erste Mal gegenüber stehen, bevor wir weiter planen. Nur damit wir sehen, ob die Chemie stimmt" erklärte sie sachlich, doch Blake nahm ihrer Aussage jegliche professionelle Art indem er eindeutig zweideutig verkündete: „Oh keine Sorge Jill, die Chemie stimmt bei uns definitiv"
Ich zuckte kurz, weil ich ihm so gerne eine Antwort auf seine Frechheit gegeben hätte, doch ich besann mich und drehte mich von ihm weg zu Riley. „Riley?" Als sie zu Boden blickte anstatt zu antworten begriff ich. Sie war überhaupt nicht überraschst das er hier war. Ich sah ihr an, wie unwohl sie sich fühlte, aber sie war nicht überrascht. Definitiv nicht.
Sie hatte es längst gewusst.
„Darüber reden wir noch" zischte ich sie an und sie zuckte bei der Schärfe in meinen Worten merklich zusammen. „Es tut mir leid" flüsterte sie, doch ich würdigte sie keines Blickes. Stattdessen stand ich jetzt auf, nahm meine Tasche und reichte Mister McRae die Hand, der verwundert aber nicht beleidigt wirkte, als ich mich so überstürzt verabschiedete „Vielen Dank für ihre Zeit. Ich fühle mich wirklich geehrt für diese einmalig Möglichkeit in Betracht gezogen worden zu sein. Leider habe ich jetzt noch einen weiteren Termin, aber sie können die Details gerne mit meiner Agentin besprechen. Sie weiß offensichtlich sowieso was das Beste für mich ist."
Die Spitze gegen Riley konnte ich mir nicht verkneifen. Gerade wusste ich nicht auf wen ich wütender war, auf Blake oder auf sie. Ohne Riley oder Blake nochmal anzusehen verabschiedete ich mich auch noch von Misses Barrett, ehe ich mit erhobenen Kopf den Raum verließ.

Erst im Wagen ließ ich all die Emotionen zu, soweit es eben ging um nicht vor unserem Fahrer als Freak dazustehen. 30 Minuten wartete ich in dem verfluchten Wagen, bis Riley endlich raus kam.
„Es tut mir leid" war das Erste was sie sagte, sobald sie einstieg. Ich wusste das sie mir nur nicht raus gefolgt war, weil sie wusste das ich hier fest saß. „Spar es dir ok? Du hast es gewusst nicht wahr?" fuhr ich sie direkt an, woraufhin sie das Gesicht verzog. „Ja. Ich wusste das er die Hauptrolle in diesem Film spielt, aber ich wusste auch das du nicht herkommen würdest, wenn ich es dir vorher gesagt hätte." gestand sie leise, was meine Wut nur noch mehr schürte. „Natürlich wäre ich nicht gekommen! Gott verdammt Riley du weißt doch das ich nicht in seiner Nähe sein kann. Ich habe seinetwegen diese Stadt verlassen. Was zur Hölle lässt dich glauben, dass ich jemals zustimmen würde in einem Film mit ihm zu spielen? Noch dazu als seine Geliebte?"
Egal wie wütend ich war, ich konnte nicht umher, das sich etwas in mir regte, als ich mir vorstellte wie Blake und ich diese Liebesszenen drehen würde. Die Bilder in meinen Kopf reichten aus, um mich kurz aus dem Konzept zu bringen, sodass Riley die Pause nutzte um mir zu antworten.
„Nun ja es ist immerhin nicht irgendein Film, sondern ein Bond Film und zum anderen dachte ich... Ich dachte du wärst über ihn hinweg. Es ist jetzt wie lange her? 6 oder 7 Jahre? Du bist mit Roman verlobt, glücklich verlobt wie du immer wieder erzählst, also wo ist das Problem?"
Wie so jetzt so mit verschränkten Armen dar saß war sie wieder ganz die knallhart Agentin. „Das Problem heißt Blake Lexington. Checkst du das nicht? Er steckt dahinter? Das ist alles Teil seines krankes Plans!" schrie ich sie an und merkte erst da, das ich die Stimme erhoben hatte. „Was für ein Plan? Wovon redest du Aurora?" als ich schwieg zählte sie eins und eins zusammen. „Oh fuck er war da oder!? Bei dem Brunch. Deshalb bist du so durchgedreht oder?" Ich nickte bloß, doch natürlich reichte ihr das nicht „Was hat er getan!? Oder gesagt? Aurora was ist da zwischen euch vorgefallen?"
Jetzt war ich die mit dem schlechten Gewissen, denn ich hätte es ihr damals sagen sollen, dann hätte sie gewusst was er vorhat und hätte ganz sicher niemals dem Termin heute zugestimmt, doch das hatte ich nicht und jetzt waren wir hier.

„Er will mich zurück und er wird nicht aufhören bis er Erfolg hat." presste ich heraus ohne sie anzusehen. „Er kann nur Erfolg haben, wenn du es zulässt Aurora. Selbst Blake Lexington kann niemanden zwingen ihn sie zu lieben." erklärte sie mit einer Selbstsicherheit die ich so gar nicht teilte. Was sie nicht wusste war, dass er mich nicht zwingen musste, denn ich liebte ihn schon längst. Das hatte ich immer getan, ganz egal wie falsch es war und was ich für Roman empfand.
Es gab allerdings einen großen Unterschied jemanden aus der Ferne zu lieben und diesem jemand täglich ausgeliefert sein. An einem Filmset, in einem anderen Land und dazu verdammt vor der Kamera ein Liebespaar zu spielen.
„Blakes hat das geplant da bin ich sicher. Das alles... Es ist nur ein weitere Versuch von ihm mich zurückzubekommen." lenkte ich ab, doch Riley stieg nicht in meine Idee eines Masterplans von Blake mit ein. „Bei allem Respekt Süße, aber du siehst Gespenster. Wie soll er das bitte geplant habe? Niemand kann einfach so der neue James Bond werden, selbst Blake nicht. Er musste ein Casting durchlaufen wie alle anderen auch. Das läuft schon seit Monaten. Soweit ich weiß haben sie bereits vor ein paar Wochen die ersten Szenen gedreht. Es tut mir leid dir das so deutlich sagen zu müssen Süße, aber das hier hat definitiv nichts mit dir zu tun. Er hatte die Rolle längst, bevor ihr euch bei den Grammys wiedergesehen habt und selbst wenn nicht, wie soll er das bitte eingefädelt haben? Er ist „nur" der Hauptdarsteller, er hat weder Einfluss darauf, wer in dem Film mitspielt, noch wer den Titelsong singt. Das hier ist sicher keine ideale Situation für dich keine Frage, aber es gibt keine Verschwörung hinter alle dem."

Ihre Schlussfolgerung war sinnig, doch ich war nach wie vor überzeugt davon, dass Blake das hier irgendwie initiiert hatte. Es passte einfach zu gut, ich meine ein gemeinsamer Dreh im Ausland, dazu noch als ehemaliges Liebespaar - das war zu perfekt um ein Zufall zu sein. Er musste etwas damit zu tun haben, dass ausgerechnet ich diese Rolle bekam und ich würde es beweisen. „Das glaube ich nicht. Ich kenne ihn. Das hier schreit nach Blake" ließ ich nicht locker, weil ich wollte das Riley verstand, warum ich das hier nicht tun konnte.
„Ich glaube das nicht, das ist eine Nummer zu groß für eine private Fede denkst du nicht? Allerdings gibt es einen Punkt, über den ich mir auch schon Gedanken gemacht habe. Ich denke, das du nicht ganz unrecht hast, dass deine Besetzung nicht ganz zufällig ist. Versteh mich nicht falsch, den Bond Song zu schreiben, dafür wurdest du definitiv ausgewählt, weil du gerade die erfolgreichste und relevantes Künstlerin bist, aber das du im Film auch mitspielen sollst..." Riley zögert, sie wirkte unsicher, ob sie weiter sprechen sollte oder ob die damit alles schlimmer machen würde. Zum Glück sah ich wie meine Freundin über die Agentin siegte. „Ich denke sie wollen die Aufmerksamkeit, die es mit sich bringt, wenn ausgerechnet ihr beide gemeinsam auf der Leinwand zu sehen seit. Ihr wart damals das It Paar, die Lieblinge der Presse und der Medien. Nach dem Fotos bei den Grammys sind die Leute durchgedreht. Das Studio muss erkannt haben, welches Potenzial darin steckt, auch zusammen in einen Film zu stecken, dazu noch als Liebespaar. Das ist pures Marketing Gold und sie werden das nutzen. Ich würde es nicht anders machen, wenn ich an ihrer Stelle wäre." gestand sie und verzog angewidert von sich selbst das Gesicht.
„Genau deshalb werde ich es nicht tun. Ich werde diese Rolle nicht annehmen. Den Song, ja den können sie kriegen, aber nicht mehr. Dieser Marketing Zirkus den die Produktion anstrebt spielt Blake genau in die Karten. Er will meine Beziehung zerstören, weil es sein Ego kränkt, dass ich einen anderen Mann heiraten werde, aber den Gefallen werden ich ihm nicht tun. Ich bin raus"

Das Schweigen das auf meinen Ausbruch hin den Wagen füllte nahm einem die Luft zum Atmen. Es war allumfassend, bis Riley es nach schier endlosen Minuten zerschnitt „Du kannst das nicht absagen, Aurora. Du kannst es nicht. Du weißt was ein Bond Song bedeutet oder?" Sie machte eine dramatische Pause, dann verkündete sie „Ein Bond Song ist quasi eine Garantie für einen Oscar. Diese Chance wirst du nicht nochmal bekommen. Du musst es machen" mit einem perfekten Schmollmund sah ich sie an, dann seufzte ich und verkündete „Fein. Ich schreibe den Song, aber das war's. Ich werde nicht in dem Film mitspielen. Nicht zusammen mit ihm" zischte ich, doch ich sah sofort, dass ich damit nicht durchkommen würde. „Ich fürchte so läuft das nicht. Mister McRae war mit seinen Ansagen eben im Büro sehr deutlich. Es wird kein entweder oder geben für sich geben. Entweder spielst du mit und singst den Song oder du bist du raus"
Riley versuchte eindeutig hart zu klingeln, um mir Angst zu machen. Diese Chance war einmalig, das wusste ich genauso gut wie sie. Wenn ich sie ausschlagen würde, würde ich nicht erneut gefragt werden. Es gab keinen Mittelweg entweder riskierte ich meinen Beziehung oder meine Karriere. An diesem Punkt in meinem Leben stand ich nicht zum ersten Mal, weshalb ich ganz wusste, wie ich mich zu entscheiden hatte.
„Dann bin ich wohl raus"

How bad can a good girl get?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt