Kapitel 16

7 6 0
                                    

Sami lehnte sich an Nathan. Die Wärme in seiner Brust breitete sich aus. Sie war wie ein schützender Schild, der für einen Moment die Dunkelheit und Zweifel verdrängte. Die kühle Nachtluft umgab sie, doch in Nathans Nähe schien sie ihn nicht zu erreichen. Sie saßen still da, in stiller Übereinkunft. Sie lauschten dem leisen Plätschern des Wassers, das sich seinen Weg durch den Fluss bahnte.

Nach einer Weile hob Sami den Kopf. Nathan starrte verträumt auf das Wasser. Er schien die Ruhe des Moments in sich aufnehmen zu wollen. Die Dunkelheit war weich. Die Sterne funkelten am Himmel. Sie wollten die Welt in ein sanftes Licht tauchen. Sami zögerte, bevor er sprach. Dann sagte er leise: „Weißt du, dass ich vor dir nie geglaubt habe, dass jemand bei mir bleiben könnte? Jemand, der sich all dem hier wirklich stellt?"

Nathan drehte den Kopf und sah ihn an, ein leichtes, sanftes Lächeln auf den Lippen. „Sami, ich weiß, dass du viel durchgemacht hast. Und ich verstehe, warum du gezweifelt hast. Aber ich bin hier. Ich habe mich entschieden, an deiner Seite zu sein, weil du mir wichtig bist. Das hat nichts mit deinen Ängsten zu tun – oder mit meinen."

Sami schwieg, aber seine Gedanken kreisten. Es fühlte sich noch immer unwirklich an, dass jemand ihn auf diese Weise sah. Doch Nathans Worte, seine Nähe und die Geduld, die er aufbrachte, beruhigten ihn. Für den Moment hatte er das Gefühl, dass alles gut werden könnte.

„Weißt du", fuhr Nathan schließlich fort, „auch ich hatte Zweifel. Ich habe lange damit gerungen, ob ich bereit bin, jemanden so nah an mich heranzulassen. „Doch in all dem Chaos und der Unsicherheit habe ich erkannt, dass du mir mehr bedeutest, als ich mir eingestehen wollte."

Sami spürte, wie sein Herz schneller schlug. „Warum?", fragte er leise, obwohl er die Antwort vermutlich kannte. „Warum ausgerechnet ich, wenn du jemanden haben könntest, der... einfacher ist?"

Nathan hob eine Augenbraue und lachte leise. „Einfach? Glaubst du, ich habe je nach 'einfach' gesucht? Manchmal bedeutet mir das Unvorhersehbare, das Schwierige, am meisten. Und du, Sami, du bist alles, was ich mir je gewünscht habe – auch wenn du das vielleicht nicht verstehst."

Sami fühlte, wie ein warmes Kribbeln seinen Körper durchströmte. Er schaute auf den Fluss, dann wieder zu Nathan. Die Worte schienen sich in seinen Kopf einzugraben, sich tief in sein Herz zu legen. „Ich verstehe es", sagte er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Und das ist das Erstaunlichste – dass ich zum ersten Mal glaube, dass es wahr sein könnte."

Die Nacht schritt voran, und sie ließen sich von der Stille tragen. Es war, als hätten sie alles gesagt, was nötig war. Die leisen Geräusche der Stadt klangen in der Ferne, und die Dunkelheit umhüllte sie wie eine Decke. Nathan legte schließlich einen Arm um Sami. Sie saßen so weiter. Beide waren in Gedanken und voller unausgesprochener Gefühle.

Nach einer Weile spürte Sami, wie die Müdigkeit ihn einholte. „Es wird spät", murmelte er und sah Nathan an. „Vielleicht sollten wir zurückgehen."

Nathan nickte und stand auf. Er hielt Sami fest, als dieser sich ebenfalls erhob. Ihre Hände blieben ineinander verschränkt, als sie zurückgingen. Der Weg zu Nathans Wohnung war ruhig. Es fühlte sich an, als würden sie den Moment gemeinsam tragen und in sich bewahren.

In der Wohnung angekommen, lehnte Sami sich an die Tür und musterte Nathan, der ihn mit einem stillen Lächeln ansah. "Ich bin froh, dass du heute Abend hier bist", sagte Nathan leise. Seine Stimme war warm und ernst. „Es bedeutet mir mehr, als du ahnst."

Sami spürte, wie sein Herz aufgeregt schlug, und er trat näher an Nathan heran. Ohne zu zögern, legte er die Arme um ihn, zog ihn in eine Umarmung und ließ den Moment für sich sprechen. Die Worte, die sie vielleicht nicht mehr brauchten, hingen wie ein stilles Einverständnis in der Luft. In Nathans Nähe fand Sami eine Sicherheit, die er sich nie zu wünschen gewagt hätte.

Sie blieben lange so, nur umarmt und im Moment versunken. Dann zog Nathan sich etwas zurück und sah Sami fest in die Augen. „Sami", begann er zögernd, „ich weiß, dass das alles schnell ging. Und ich weiß, dass wir beide Zweifel haben. Aber ich möchte, dass du eines weißt: Ich lasse dich nicht fallen."

Diese Worte waren alles, was Sami brauchte. Ein Gefühl von Zuversicht und Wärme durchströmte ihn, und er wusste, dass er Nathan genauso brauchte, wie Nathan ihn. Der Weg hierher war schwer, voller Unsicherheiten und Dunkelheit. Doch jetzt fühlte er sich so vollkommen, dass alle Zweifel für einen Augenblick verschwanden.

„Danke", flüsterte er und spürte, wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. „Danke, dass du mich nicht aufgibst."

Nathan zog ihn sanft näher, und sie ließen sich beide auf die Couch sinken, Seite an Seite, ohne weiterzusprechen. Die Dunkelheit der Wohnung war um sie herum. Doch in Nathans Nähe fühlte sich Sami geborgen. Es war, als würde er endlich den Frieden finden, den er so lange gesucht hatte.

Whisper of the ScarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt