Hesel, Mune und andere Diskussionen (11)

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Immer noch Linus' Sicht

Der Schwarzhaarige wählt eine Nummer auf seinem Display aus und klemmt sich sein Smartphone zwischen Schulter und Ohr. "Ich bin übrigens Stephan!", lächelt er mir freundlich entgegen und reicht mir kurz seine Hand. "Linus. Kollege von Alex", stelle ich mich ebenfalls vor.
"War mir auch schon ohne Erläuterung klar!" Stephan zwinkert mir zu und wendet sich dann schnell ab, da das Gespräch angenommen wurde und er seine Kollegen hierher ordern muss.
Kaum hat der eine den Raum verlassen, kommt eine neue Person in den Raum gerannt. "Oh mein Gott. Was ist hier los? Warum haben die da drüben so geschrien? Warum sieht Alex so schlecht aus und lebt Josi noch?", plappert das weibliche Wesen ohne Punkt und Komma los und wirft mir einen erwartungsvollen Blick zu. Als ihr auffällt, dass sie mich überhaupt nicht kennt, stemmt sie ihre Hände in die Hüften: "Wer sind sie und was machen Sie in dem Schlafzimmer von Alex und Josi?"

Ich hätte mir ein Namensschild an die Stirn tackern sollen.

"Ich bin Linus und ein neuer Kollege von Alex", stelle ich mich gefühlt zum hundertsten Mal vor. "Aaaaah, okay. Dann ist der Aufenthalt genehmigt, denke ich. Was ist mit ihr?" Die Frau löst ihre angespannte Haltung auf und deutet mit einem Kopfnicken zu Alex' Frau. "Sie ist mit den Nerven am Ende und musste sich vorhin übergeben. Der heutige Tag hat es in sich und sie braucht jetzt unbedingt Ruhe!", erkläre ich und hoffe, dass die Frau Josi schlafen lässt und sie nicht weckt. "Scheiße... Achso, ich bin übrigens Susi. Josis beste Freundin, Phils Verlobte und eine von vielen Bewohnern des Bauernhofes!" Auch wir reichen uns kurz die Hand und denke, dass es das jetzt mit den neuen Menschen kennenlernen gewesen sein muss.

Aus dem Flur nähert sich ein lauthalses Schreien. Ein paar Sekunden später erscheint eine blonde Frau die ein Baby in den Armen hält: "Susi! Ella schreit wie am Spieß. Musst du stillen?" "Mist... Ja...", schnaubt Susi vor sich hin und nimmt der bisher Unbekannten das Baby aus den Armen. "Ich geh dann mal raus, dann kannst du in Ruhe deine Kleine versorgen!", biete ich meinen Rückzug an, denn wenn zu viel Trubel herrscht, lässt sich das Baby ablenken und trinkt nicht richtig. Außerdem bin ich ein Fremder und musst nicht dabei zusehen, wie Phils Verlobte ihre Brüste auspackt. Kurz bevor ich den Raum verlasse, schreit Aaron nach mir: "Iu Aon esse!" Als ich mich umdrehe, krabbelt der Kleine schon zum Bettrand, setzt sich auf seinen Popo und streckt seine Arme nach mir aus. "Hast du Hunger?" "Ja. Aon esse!" Aaron macht leise, schmatzende Geräusche die mir zusätzlich zu seinen Worten verdeutlichen sollen, das er dringend Futter braucht. "Mhhh. Ea au esse!" Auch das Mädchen nimmt nun Abstand von ihrer Mutter und setzt sich neben ihren Bruder, um ebenfalls die Ärmchen nach mir auszustrecken. Bemerkenswert, dass die beiden gar keine Angst vor mir haben, obwohl sie mich überhaupt nicht kennen.
"Stellt euch mal bitte hin, dann kann ich euch beide tragen." Ich reiche jeweils einem Kind eine Hand, damit sie sich während dem Aufstehen festhalten können, da die Matratze eine wackelige Angelegenheit für die Kids darstellt. Als beide stehen, gehe ich leicht in die Hocke und schnappe mir die zwei, so dass ich Aaron auf meiner linken Hüfte und Malea auf meiner rechten Hüfte geparkt habe. Die beiden zappeln überhaupt nicht rum und halten sich gut an mir fest, so dass der Transport einfacher über die Bühne zu bringen ist, als gedacht.

Kurz vor der Küche bleibe ich stehen. Im Inneren dieses Raumes fallen sehr viele böse Worte und das auch noch in einer derartigen Lautstärke, dass ich das den Zwillingen nicht zumuten möchte. Zu meinem Glück höre ich aus dem Wohnzimmer Stephans Stimme und nehme somit einen anderen Kurs auf. "Iu da Esse!", meckert Aaron und drückt mein Gesicht in Richtung der Küchentüre. "Ja, ich weiß, aber da können wir gerade nicht rein. Vielleicht kann uns Stephan was besorgen. Okay?" Der Knirps legt einen bösen Gesichtsausdruck auf und sieht mich an, als würde ich von einem anderen Planeten kommen. Jetzt ähnelt er seiner Mutter eins zu eins. Genau denselben Blick hat sie mir heute morgen auch geschenkt, als ich mich um sie kümmern wollte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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Einzelkämpfer Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt