Kapitel 6 - Ein neuer Schüler

110 11 0
                                    

Der Tod verändert jeden, die einen überspielen ihn, die anderen verdrängen ihn und wiederum andere zerbrechen an ihm...

Annabells POV:

Ich bin ein Schatten meiner Selbst... Ich öffnete meine Augen. Ich lag nun schon seit Stunden in meinem Bett und versuchte zu schlafen, aber es klappte einfach nicht. Ich drehte mich auf die Seite und schaute hinauf zu meinem Wecker, der auf meinem Nachttisch stand. 6:00 Uhr... In zehn Minuten klingelt mein Wecker... Nein, ich will nicht zur Schule! Ich begann zu weinen. Ich war jetzt eine Woche zu Hause. Die Beerdigung von Dad war am Freitag und Oma und Opa sind seit gestern wieder weg. Ich bin allein... Mum hatte sich seit gestern in ihrem Büro verschanzt. Ich glaube, sie versucht in ihre Arbeit zu flüchten. Ich kann es ihr aber nicht übelnehmen, die Realität tut einfach nur schrecklich weh... Ich drückte auf meinen Wecker, damit er nicht mehr klingelt und versuchte mich aufzusetzen. Ich fühle mich so unglaublich schwach. Ich will endlich schlafen, aber ich kann nicht. Dads Tod verfolgt mich sogar in meine Träume... Schnell wischte ich meine Tränen weg und stand wackelig auf. Wie die Schule wohl wird... Samantha... die kann mir gestohlen bleiben und die anderen auch. Keiner von ihnen hat sich nach mir erkundigt. Keiner hat gefragt, wie es mir geht. Keiner war bei der Beerdigung und das nennt sich Freunde? Was habe ich nur für schlechte Freunde... Ich lief gähnend ins Bad und stellte mich in die Dusche. Das kalte Wasser lief über meinen Körper und ich begann zu zittern. Befreiend... Schnell wusch ich mich und duschte mich warm ab. Dann machte ich meine Morgenroutine und lief herüber in mein Zimmer. Aus meinem Schrank schnappte ich mir einen schwarzen Hoodie und meine blaue skinny Jeans. Ich zog mich an und stellte mich vor meinen Spiegel. Ich sehe aus wie ein Geist. Tiefe dunkle Augenringe zierten mein Gesicht. Ich war leichenblass und meine Augen hatten ihren Glanz verloren, dazu kommt, dass sie rot waren vom ganzen Weinen. Ich wuschelte mir durch meine Haare, legte etwas Mascara auf und versuchte meine Augenringe etwas zu vertuschen. Dann lief ich hinunter in den Flur und schlüpfte in meine Sneaker. „Mum, ich gehe.", rief ich und schloss hinter mir die Tür. Langsam lief ich zur Schule. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke höher und verfluchte mich dafür, dass ich keine Handschuhe angezogen hatte. Ich bin kaputt, Dads Tod hat mich kaputt gemacht. Ich lebe, aber es fühlt sich nicht wie ein Leben an. Ich kann nicht essen, ich kann nicht schlafen und zwischendurch, wenn ich an Dad denke, kann ich nicht mal mehr atmen... Zitternd kam ich an der Schule an. Wenn ich da jetzt hineingehe, treffe ich auf meine „Freunde"... Wie soll ich mich verhalten? Sie einfach ignorieren? Wäre wohl das Beste... Zaghaft betrat ich das Schulgebäude und lief zu meinem Klassenraum. Warum starren mich eigentlich alle an? Habe ich etwas im Gesicht oder was? Ich öffnete die Tür meines Klassenraums und plötzlich war alles still. Na super... Alle Blicke richteten sich auf mich. Als sei ich ein Zootier... Ich atmete tief ein und setzte mich auf meinen Platz. Alle begannen zu tuscheln und ich wusste genau, dass ich das Thema war. Ich zog meine Jacke aus, hängte sie über meinen Stuhl und schaute nach draußen. Das kann ja noch witzig werden... Ich fühle mich so unwohl. Vielleicht glauben die, ich würde nicht merken, wie sie über mich tuscheln und mich anstarren, aber ich merke es. Die Tür ging auf und erneut wurde alles still. „Guten Morgen.", sagte unser Lehrer und stellte seine Tasche auf das Pult. „Ich hoffe euer Wochenende war gut, denn jetzt fangen wir mit einem neuen Thema an. FUNKTIONEN.", sagte er lächelnd. Ich richtete meinen Blick weiterhin in die Ferne. Ich bin nicht schlecht in Mathe, aber heute werde ich mich nicht konzentrieren können. Ich werde einfach heute Nachmittag versuchen es nachzuarbeiten. Es klopfte. Mein Blick lag immer noch draußen. Ich schaute hinauf in den grauen Himmel. Merkwürdig wie gut er meine Laune verkörpert... „Mr. Styles! Schön, dass sie uns auch endlich mit ihrer Anwesenheit beehren.", hörte ich meinen Lehrer etwas wütend sagen. „Entschuldigung, ich habe verschlafen.", hörte ich eine unbekannte Stimme sagen. Wer ist Mr. Styles? „Nun setzen Sie sich und verfolgen den Unterricht.", sagte unser Lehrer streng und plötzlich spürte ich jemanden neben mir. „Was ist da draußen denn spannendes?", fragte die tiefe unbekannte Stimme und ich drehte mich irritiert zu ihm. Geschockt starrten wir uns an. Der Junge, in den ich gelaufen war...

Do you rescue me? (Harry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt