Pov Cassy
Nachdem wir unsere Getränke ausgetrunken hatten, zog Fabio mich wieder durch die Straßen der Stadt. Seine lockere Art nahm mir allmählich die Anspannung, und ich begann, die Umgebung mit neuen Augen zu sehen. Die Gebäude waren immer noch hoch und eindrucksvoll, aber nicht mehr so bedrohlich. Mit Fabio an meiner Seite wirkte alles ein bisschen lebendiger, weniger düster.
„Also, wir müssen uns irgendeine Ausrede einfallen lassen, wer du bist,“ meinte Fabio schließlich und blieb stehen, um mir einen nachdenklichen Blick zuzuwerfen.
„Das überlasse ich wohl ganz dir,“ antwortete ich achselzuckend.
„Hm.“ Fabio begann wieder zu laufen, und ich folgte ihm über die Straßenseite. „Du kannst ja nicht einfach sagen, dass du ein Mensch bist. Da würden einige hier ziemlich nervös werden.“
„Was für Träume gibt es denn überhaupt?“ fragte ich neugierig, um das Thema in eine andere Richtung zu lenken.
Fabio begann aufzuzählen. „Na ja, da gibt’s die klassischen Tagträume, sowas wie ich. Dann die Albträume, die immer nur Ärger machen. Kreativträume – die sind für die Künstler und Erfinder zuständig. Dann gibt’s Erinnerungsträume, die helfen den Menschen, wichtige Sachen nicht zu vergessen. Und Träume von der Zukunft… die sind irgendwie selten, aber es gibt sie. Ach ja, und die Fantasieträume, die einfach alles Mögliche durcheinanderwürfeln. Die sind ziemlich witzig.“
„Klingt ganz schön vielfältig,“ bemerkte ich.
Fabio nickte, musterte mich aber plötzlich seitlich mit zusammengekniffenen Augen. Dann schnippte er mit den Fingern. „Ich weiß es! Du bist ein vergessener Traum!“
Ich blieb stehen und sah ihn skeptisch an. „Das klingt jetzt nicht so cool.“
„Doch, vergessene Träume sind cool!“ protestierte Fabio, ein breites Grinsen auf den Lippen. „Die sind geheimnisvoll. Keiner weiß genau, was sie waren oder woher sie kommen. Aber wenn sie auftauchen, sorgen sie immer für Aufsehen. Du könntest glatt als einer durchgehen.“
„Und was genau würde ein vergessener Traum den ganzen Tag machen?“ fragte ich mit einem Schmunzeln.
„Keine Ahnung, aber wir denken uns was aus,“ meinte er unbekümmert und winkte mir, ihm weiter zu folgen. „Du wirst schon reinpassen. Niemand wird merken, dass du nicht hierhergehörst.“
Ich ließ seinen Optimismus einfach mal wirken, während wir durch die Straßen gingen. Fabio hatte mir erklärt, dass wir erst morgen zu Zeke aufbrechen könnten, weil es jetzt zu gefährlich sei. Ich vertraute ihm einfach, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass er mir nicht alles erzählte.
Trotzdem genoss ich die kleine Pause von all den Problemen, die mich hierhergebracht hatten. Vielleicht war das Leben in der Traumwelt doch nicht so übel.
Fabio hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mir die Stadt zu zeigen, und ich musste zugeben, dass seine Begeisterung ansteckend war. „Du wirst es lieben,“ hatte er gesagt, während wir durch die Straßen gingen, und allmählich verstand ich, was er meinte.
Die Stadt war eine Mischung aus wuchtigen, beeindruckenden Bauwerken und filigranen Details. Jedes Gebäude schien eine Geschichte zu erzählen: aus Eisen und Glas geformte Türme, die sich wie Zahnräder ineinander schoben, und Fassaden, die von schimmernden Rohren und dampfenden Ventilen durchzogen waren. Die Luft roch nach Metall, ein wenig nach Öl, aber auch nach etwas Süßlichem, das ich nicht einordnen konnte.
„Das ist das Viertel der Tagträume,“ erklärte Fabio, als wir über eine gepflasterte Straße liefen. „Hier wohnen die meisten von uns, weil’s nah an den Hauptschauplätzen ist.“ Er deutete auf eine breite Brücke, die über einen glitzernden Fluss führte. „Da drüben, das ist die Haupthalle, wo sich alle Träume versammeln, wenn’s was Wichtiges zu besprechen gibt.“

DU LIEST GERADE
Achtsam jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FF
FanfictionKeine Panik, Leute - das hier wird kein Buch über Achtsamkeit. Ich weiß, der Titel klingt, als ob gleich Meditations-Tipps und Rezepte für Smoothies folgen würden. Keine Sorge, hab selbst keine Ahnung von dem Zeug. Aber irgendeinen Titel musste das...