Kapitel 36

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Wie eingefroren schaue ich ihnen zu, wie sie vor dem Gebäude stehen und rein laufen. Gruppen bilden sich und lösen sich. Wie viele von ihnen wohl zur anderen Seite gehören? Liv und Mia meinten, dass man sich da nicht sicher sein kann. Ich bleibe stehen, bis das Klingeln ertönt. Ich gehe auf das Gebäude zu und schaue auf die Menge. Alles drängen sich in das Gebäude. Nur ein Mädchen steht mitten in der Menge. Ich bleibe stehen, als ich sie erkenne. Es ist das kleine Mädchen aus meinem Traum. Wie kann das sein? Sie grinst mich an und winkt mir zu. Plötzlich fühle ich mich wie unter Wasser. Der Moment , indem sie meinen Kopf nach unten gedrückt hat. Ich bekomme keine Luft. Sie beginnt auf mich zu zu gehen. Mein Herz pocht wie wild. Ich beginne zu zittern und versuche nach Luft zu schnappen.
„Das ist nicht echt.", schließe ich meine Augen, „Das ist nicht echt, Kylie."
Erst als ich sie wieder öffne, bekomme ich wieder Luft. Sie ist weg. Panisch schaue ich mich um, doch sie ist nicht zu sehen.
Ein Schritt nach dem anderen, gehe ich auf das Gebäude zu. Mein Magen rebelliert und ich fühle mich als würde ich mich gleich übergeben. Meine zitternden Hände verstecke ich in meiner Jackentasche. Mit schnellen Schritten gehe ich auf die Mädchentoilette zu. Ich muss mich erst beruhigen.
Ich schlage die Türe auf, doch bleibe stehen. Vor dem Spiegel steht Sofia, die gerade versucht Kontaktlinsen in ihre Augen zu machen. Ein Auge ist hellbraun und das andere ist lila.
„Was zum..."
Sie schaut mich erschrocken an. Mir kommt die Erinnerung von Mia und Liv und dem Gespräch über Hexen und Hexer. Liv, Mia, Jake und jetzt auch noch Sofia?
„Kylie..."
Ich drehe mich und und laufe raus.
„Kylie", höre ich sie hinter mir her schreien
Ich drehe mich um. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Niemand ist mehr im Gang zu sehen.
„Hör zu, ich kann das erklären, dass ist ein seltener Geneffekt und..."
„Du bist eine Hexe", unterbreche ich sie.
„Du weißt von uns Bescheid?", fragt sie überrascht.
„Ja"
„Können wir bitte reden?", fragt sie
Ich nicke.

„Woher weißt du davon?", fragt sie neugierig.
„Ich habe.. - hatte Freunde von der anderen Seite"
„Die Freunde, die weggezogen sind? Und die, die in Zac verliebt ist?"
Ich nicke.
„Hexen?", fragt sie
„Dryaden."
„DRYADEN?", brüllt sie.
„Shhhh", zische ich. Gut, das kaum jemand hier ist. Dennoch brauche ich keine unnötige Aufmerksamkeit. Vorallem, da wir gerade die Schule schwänzen. Obwohl, wir sind in die andere Stadt gelaufen. Inzwischen sollten der Unterricht fast fertig sein.
„Wie kannst du mit einer Dryade befreundet sein?", flüstert sie mir zu, „die sind so hochnäsig. Die laufen mit der Nase ganz weit oben. Als wären sie Götter"
Ihr Gesicht bringt mich zum Lachen.
„Und die schlimmste ist die Königin. Die, die gar nicht Königin hätte sein sollen. Sie denkt, dass sie der Herrscher über alles und jeden ist."
So kamen mir Liv und Mia gar nicht vor. Okay, Liv Anfangs schon, aber Mia nie.
„Also führt ihr Krieg gegen die Dryaden." Mia und Liv hatten mal einen Krieg erwähnt, doch daran kann ich mich nicht mehr ganz erinnern.
„Krieg", fragt sie verwirrt, „achso, das meinst du. Ja, es gab mal einen schlimmen Krieg, aber nicht gegen Hexen und Dryaden. Die Hexen halten sich raus aus Krieg. Doch der schlimme Krieg ist seit Jahrhunderten vorbei. Aber es gibt noch Unstimmigkeiten zwischen Feen und Dryaden. Es gibt um die Herrschaft der anderen Seite. Hoffentlich sind beide Seiten vernünftig und klug genug um es nicht noch zu einen Krieg kommen zu lassen. Ich selber muss zugeben, ich interessiere mich eher wenig für die Streitigkeiten der anderen Seite. Ich weiß nur, dass die Hexen und Hexer eher der Feen beistehen. Jeder weiß, dass Dryaden nur an sich selbst denken."
„Wie meinst du: ‚nur an sich selbst denken'"
„Seit Jahrhunderten haben die Feen die oberste Herrschaft. Sie hatten nicht nur den Krieg gegen die ‚Verbotenen' gewonnen, sondern sind von Natur aus freundlich, ehrlich und selbstlos. Deswegen haben die Feen auch das Welten-Portal. Außerdem haben sich auch, das Richter-Recht auf der ganzen anderen Seite. Und die Dryaden wollen selbst herrschen, um ihre Regel durchzusetzen. Man sagt dass sie sogar mit den ‚Verbotenen' zusammen arbeiten."
„‚Verbotenen'?"
„Die magischen Wesen, die eingesperrt wurde in dem Verbotenen Districkt. Die Gefährlichen und bösen."
Bevor ich darauf antworten kann, fragt sie mich: „Darf ich dich was fragen?"
Ich nicke.
„Du hast ziemlich aufgelöst gewirkt, als du an der Tür der Toilette warst. Doch da es nichts Neues für dich ist, warum sahst du so aus, als hättest du Geister gesehen?"
„Ich habe sowas wie einen Geist gesehen."
„Hm?"
„Ein Mädchen, aus meinem Traum. Sie wollte mich umbringen. Sie war vor der Schule und dann ist sie plötzlich verschwunden."
„Wie sah sie aus?"
„Wie eine Sirene"
„Du weißt über Sirenen Bescheid?", schockiert blickt sie mich an.
„Ja, das war mein zweiter Traum über eine."
„Schreckliche Wesen. Sie wurden auch in den verbotenen Districk verbannt. Es ist komisch, dass du über sie träumst."
Sie hat recht. Es ist komisch. Vielleicht möchte mein Kopf irgendwas sagen, was ich einfach nicht verstehe.
„Ah da ist er.", sagt sie plötzlich.
„Wer?" ich drehe mich um und sehe Zac und ein paar Basketballspieler durch die Tür kommen. Ich bin ihm jetzt zwei Wochenlang gekonnt aus dem Weg gegangen.
„Du wusstest, dass er kommt?", frage ich und versuche mich klein zu machen.
„Die Basketballspieler kommen ständig hier her. Ich wette hier hättest du dein erstes Date mit ihm gehabt. Aber keine Angst, ich lasse dich nicht alleine!"
„oh hey! Du schon wieder.", ertönt eine bekannte Stimme neben mir. Ich blicke hoch. „Kylie, oder?"
Ich nicke, als ich Nathan vor uns sehe.
„Nathan. Nett dich wiederzusehen. Was machst du hier?"
„Ich war gerade in der Gegend und habe von diesem kleinen Café gehört. Da wollte..."
Sofia unterbricht ihm mit einem Husten.
„Achso, ja, Sofia, das ist Nathan. Nathan, das ist Sofia.", sage ich.
„Hey", sagt er in einem freundlichen Ton zu ihr.
„Hey", erwidert sie.
„Wenn du willst, kannst du dich zu uns setzen.", biete ich an.
„Ehrlich gesagt, muss ich wieder los. Aber es war schön dich wieder zu sehen. Und auch schön dich kennenzulernen, Sofia.", sagt er und verschwindet. Ich schaue ihm hinterher. Er scheint nett zu sein. Was hat Zac gegen ihn?
„Diese Augen.", schwärmt Sofia vor sich hin, „ich kann verstehen, dass du verwirrt bist, was deine Gefühle an geht. Bei der Auswahl könnte ich mich auch nicht entscheiden."
Sie lacht. Ich lache kurz mit. Ich hatte mich schon lange entschieden. Für Jake.
„Aber jetzt mal ernsthaft. Wo zur Hölle kommen die alle her und was essen die, um so auszusehen."
Mein Lachen stoppt, als ich sehe wie Zac auf mich zu kommt.
„Er kommt her. Bitte bleib hier.", flehe ich sie flüsternd an. Sie nickt zuversichtlich.
„Hey Kylie." , lächelt er. Dann nickt er begrüßend Sofia zu.
„Ich sollte euch alleine lassen. Ich wollte gerade sowieso auf die Toilette.", sagt Sofia und steht auf.
‚Verräterin.'
„Es tut mir leid, dass ich mich so dumm benommen habe mit Jake. Normalerweise bin ich nicht so und auch tut es mir leid, dass ich mich dir aufzwinge." Er setzt sich hin.
Die Situation mit Jake. Hunde! Das hatte ich total vergessen. Zac hat ihn auf seine Hunde angesprochen, doch Jake hat gar keine. Und trotzdem hat er gesagt, dass er mit seinen hungrigen Hunden kommt. War das eine Anspielung darauf, dass Jake ein Gerdone ist? Aber wenn Zac das weiß, heißt es, er gehört auch zur anderen Seite. Gehört jeder, der mir nahe kommt zur anderen Seite??
„Das hast du nicht. Keine Sorge."
„Doch. Normalerweise rennen Mädchen nicht weg vor mir. Ich hatte jetzt viel Zeit um nachzudenken. Deswegen wurde ich dir gerne etwas sagen."
Er greift nach meiner Hand auf dem Tisch.
„Ja?", frage ich ihn.
„Es ist okay. Es ist okay, wenn du nichts für mich empfindest. Ich werde nicht aufhören, dich zu lieben. Doch ich werde dich nicht zwingen mich zu lieben. Ich kann auf dich warten. Ich hoffe du gehst mir nicht mehr aus dem Weg und wir können Freunde sein."
Ich nicke. Ob er zur anderen Seite gehört? Ich bin mir ziemlich sicher. Doch ich muss es von ihm hören.

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