Ein letztes Mal auf großer Bühne

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Im Vorbereitungsraum ging es hektisch zu. Überall Kameras, überall Mädels, die zum millionsten mal durch ihre Haare fuhren oder sich im Spiegel betrachten, überall Stress. So waren sie also: Die Battles. Ich beobachte vor allem Vanessa. Sie ging mit einem Stück Papier in der Hand auf und ab. Sie hörte gar nicht auf, wenn ihr Textblatt zu schauen. Man könnte fast sagen, sie war die Nervöseste von allen.
„Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich sie, als sie mal wieder an mir vorbeischlurfte.
„Hm? Was? Äh nein! Mir geht's gut!"
„Vanessa, beruhig dich! Du musst nur gut durch den Song kommen! Wir sind keine Konkurrenz mehr! Ich bin raus!"
„Er kann uns auch beide rauswerfen! Dann verzichte hat nichts mit meinem Weiterkommen zu tun. Es gibt kein Steal Deal, es gibt nur alles oder nichts."
Ich dachte kurz darüber nach, ob es Sinn machte, dagegen zu argumentieren. Und ich kam zu dem Schluss, dass das das letzte war, was Vanessa noch gebrauchen könnte. Nicken und lächeln. Einfach nicken und lächeln. Ihre Meinung und ihre Angst konnte ich nicht ändern. Und so ließ ich sie einfach weiter in Ruhe.
Und dann war es endlich soweit: Unser Auftritt. Uns wurden zwei Mikrophone in die Hand gedrückt, wir wurden angekündigt und dann betraten wir die Bühne. Ich ließ mir Vanessa zuliebe meine Aufregung nicht anmerken. Die Glocke ertönte, wir atmeten noch einmal tief durch und griffen nach unseren Händen, dann begann der Song. Mein Herz klopfte, meine Hand zitterte leicht, aber ich versuchte mich nur auf Vanessa zu konzentrieren. Und es lief gut. Das Publikum jubelte mit, wir lächelten mehr und mehr während wir eine Zeile des Songs nach der anderen sangen. Unsere Zweistimmigkeit funktionierte hervorragend. Und dann erklang der letzte Ton. Wir hielten kurz inne und fielen uns dann in die Arme. Das Publikum jubelte laut, Ich sah rüber zu meinen Eltern und meiner Schwester, die breit grinsend auf und ab hüpfte und warf ihr einen Luftkuss zu. Wir bekamen Standing Ovations - auch von den Coaches. Ich versuchte, Tim die ganze Zeit über nicht direkt anzusehen. Aber ich spürte seinen Blick auf mir.
„Vanessa und Luisa, Ladies and Gentleman!", hörten wir Thore rufen, der nun ebenfalls auf die Bühne kam und sich zwischen uns stellte, „wow! Das war unfassbar! Mark, du musst mächtig stolz sein!"
„Ich grinse von einem Ohr zum anderen, natürlich bin ich stolz!", antwortete er, „obwohl ihr zwei es mir ja nicht ganz leicht gemacht habt!" Vanessa und ich grinsten uns kurz an. Ja, er hatte recht.
„Samu, was sagst du zur Leistung der Beiden?", fragte Thore.
„Eine super perfekt Songauswahl war das! Ihr beiden habt sehr gut zusammen gearbeitet! Bravo!"
„Yvonne", sagte Thore dann, „was sagst du zur Leistung der Beiden?"
„Ich kann mich da nur anschließen, das war ne ganz tolle Nummer von zwei wirklich wunderbaren Sängerinnen! Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mit Luisa gehen, aber ihr ward beide wirklich wirklich gut!"
„Kamrad", sprach Thore Tim dann an und ein kurzer Schauer lief mir über den Rücken.
„Ein ganz ganz großes Kompliment an euch beide, ich hab's wirklich sehr genossen! Das Publikum ist mitgegangen und ihr habt alles richtig gemacht!" Ein kurzer Applaus ertönte.
„Mit wem würdest du weitergehen, wenn es deine Entscheidung wäre?", fragte Thore ihn dann. Ich sah zu Boden.
„Naja, die Frage stellt sich ja leider nicht. Ich würde mit dir, Luisa, in die nächste Runde gehen, aber leider...", er stoppte und überließ Thore das Wort.
„Leider hat sich Luisa nach den Vorkommnissen der letzten Tage dazu entschieden, die Show zu verlassen", erklärte Thore.
„Was echt? Nein!", rief Yvonne geschockt.
Noch immer sah ich zu Boden aber nickte.
„Ich wär gerne mit dir in die nächste Runde gegangen", sagte Mark dann und ich hob meinen Kopf an, „ich glaube sogar, dass du das hier hättest gewinnen können. Ich würde mich freuen, wenn ich dich umstimmen könnte!" Das Publikum jubelte, auch Vanessa klatschte nickend.
„Komm schon, Luisa!", rief Tim. Ich sah rüber zu meiner Familie. Meine Schwester nickte nachdem sie lange überlegte und seufzte. Ich sah Mark an und zuckte leicht mit den Schultern.
„Also?", fragte er dann und ich nickte leicht. Er kam auf die Bühne gerannt und fiel mir in die Arme. Vor lauter Freude hob er mich hoch und drehte uns ein paar Runden, was alle zum Lachen brachte.
„ICH MACH EUCH SOWAS VON FERTIG!", rief er den anderen Coaches zu. So überdreht wie Mark nunmal immer war.
„Mark, heißt das wir haben eine Siegerin oder gehst du mit beiden?", fragte Thore. Es wurde kurz nochmal ruhiger und Mark suchte nach Worten. Oh nein.
„Vanessa, es tut mir Leid. Es gibt nur eine Siegerin in diesem Battle", sagte er und Vanessa nickte. Ich nahm sie sofort in den Arm.
„Es tut mir so Leid! So Leid!", wimmerte ich.
„Alles gut!", flüsterte sie, „du hast es verdient!" Auch Mark nahm sie nochmal in den Arm bevor sie ihren letzten Applaus genießen durfte und von der Bühne ging.
„Ich danke dir", flüsterte Mark mir zu, bevor auch ich die Bühne verließ. War das nun richtig? Keine Ahnung. Die Reaktionen im Backstage waren gemischt. Maxi zum Beispiel freute sich sehr mit mir, andere hatten eher Mitleid mit Vanessa. Und ja, das konnte ich sehr gut verstehen. Mir selbst war es sehr unangenehm, wie das gelaufen war. Warum hatte Mark mich vor allen gefragt und meine Entscheidung nicht akzeptiert? Das würde ich ihn wohl bald fragen können. Erst einmal waren die anderen an der Reihe. Es wurde später und später und ich musste bis zum Ende der Show warten, bevor ich meine Familie wiedersehen konnte. Ein Gespräch mit Mark war kaum möglich, er verabschiedete uns nach der Show zwar, aber wurde sofort von Journalisten umzingelt. Ich wollte lieber in Ruhe mit ihm sprechen.
Mit einer festen Umarmung drängte sich Coco an meinen Eltern vorbei.
„Es tut mir Leid, dass ich so hart zu dir war!", sagte sie sofort.
„Du musst dich bei Tim entschuldigen, nicht bei mir!", antwortete ich, „aber ich glaube es hat sich erübrigt."
„Wieso? Was hat er getan?!", fragte sie aufgebracht.
„Er...ist einfach nichts für mich..", ich erschrak selbst bei diesem Satz. Meinte ich das ernst? Wollte ich ihm nicht vorher noch eine Chance zur Aussprache geben? Wie auch immer. Coco freute diese Aussage. Und es bestärkte sie in ihrem Zuspruch, dass ich weiterhin Teil der Show war. Papa war weniger begeistert, auch wenn er sich etwas zurückhielt. Er wusste wie viel es uns bedeutete, also versuchte er alles, um sich seine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen.
Somit erwischte ich mich wieder dabei, wie ich meinen gepackten Koffer wieder ausräumte. Maxi war erst morgen an der Reihe, wir mussten also noch zittern, ob unsere Reise gemeinsam weitergehen konnte. Entsprechend wollte sie früh ins Bett und ihre Ruhe haben, dabei wäre nun ein guter Zeitpunkt für ein Gespräch unter Mädels gewesen. Aber das konnte ich ihr nicht antun. Nicht vor ihrem Auftritt. Es war mein Problem, meine Gedanken, die durcheinander gingen. Eine Nachricht von Tim, in der er nach einem Treffen fragte, machte es nicht besser. Ich versuchte ihn zu ignorieren. Ich musste mir erstmal Gedanken darüber machen, wie ich zu seiner Reaktion stand. Und aktuell war da leider niemand, den ich hätte fragen können. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, klopfte es rund eine Stunde später an meiner Hotelzimmertür. Ich öffnete sie langsam.
„Hi", lächelte Tim. Ich zog die Augenbrauen nach oben. „Du bist nicht an dein Handy gegangen, da dachte ich"
Weiter hörte ich nicht zu und schlug ihm die Tür einfach wieder vor der Nase zu. Ich hatte mich wohl entschieden.
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Ihr Lieben! Ich melde mich aus dem Urlaub zurück :) Ich hoffe euch gefällt das neue Kapitel! Wie geht es wohl weiter? :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: 4 days ago ⏰

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